16.10.2025 – Bei Erlebensversicherungen sei kaum ein Unterschied aufgrund des Alters feststellbar, anders verhalte es sich bei Ablebensversicherungen wegen der Sterbewahrscheinlichkeit. Eine durchgehende Diskriminierung aufgrund des Alters sei aber nicht nachvollziehbar, gegenteilige Aussagen in einer Studie seien eine „gefühlte Annahme“, so Experte Gerhard Danler.
Der diesjährige „Marktdialog“ des Verbandes der österreichischen Finanz- und Versicherungsprofessionisten (Afpa) befasste sich mit der persönlichen Vorsorge in einer alternden Gesellschaft und stellte die Frage, ob steuerliche Anreize eine Lösung darstellen.
Einleitend ging der Versicherungsmathematiker und Sachverständige Gerhard Danler, Geschäftsführer der Moser Danler Betriebliche Vorsorge GmbH, in seinem Vortrag auf die Kalkulation von Versicherungsprodukten und das Zustandekommen risikoadäquater Tarife ein.
Einen besonderen Fokus legte Danler dabei auf die Fragen, ob es eine Ungleichbehandlung verschiedener Altersgruppen bei Vorsorge und Versicherungen gibt und wie Senioren leistbare Produkte angeboten werden können.
Zu den größten Hindernissen für den Abschluss einer Versicherung zähle neben hohen Prämien und mangelndem Vertrauen das Alter, zitierte Danler aus einer Studie der Marketagent.com online research GmbH für die Afpa (VersicherungsJournal 25.10.2024)
Demnach seien drei von vier Befragten der Meinung, dass Versicherungsangebote für Senioren ungeeignet oder zu teuer seien, 70 Prozent meinen, dass Senioren beim Abschluss von Versicherungen aufgrund ihres Alters diskriminiert werden.
Fast ebenso viele glauben laut Studie, dass es zu wenig Versicherungsangebote für Senioren gebe. Doch diese Annahmen müsse man relativieren, so Danler.
Natürlich wirke sich die steigende Lebenserwartung im Zuge der Kalkulation von Vorsorgeprodukten sowohl bei der Langlebigkeit als auch bei der Sterbewahrscheinlichkeit aus, betont Danler. Denn der Versicherer müsse die erhaltenen Beträge auf den relevanten Zeitraum verteilen.
Allerdings beinhalte die Prämie der Erlebensversicherung kaum einen Risikoanteil. Ein Vergleich einer Erlebensversicherung mit einer Laufzeit von 20 Jahren zeige, dass es bei Vertragssumme und Gesamtkapital kaum Unterschiede gibt, ob diese mit 30, 45 oder 60 Jahren abgeschlossen wird.
Grund dafür sei, dass das Alter in die Prämie nur bedingt einfließt, betont Danler: „Da wird nicht irgendwer benachteiligt.“
Anders verhalte es sich naturgemäß bei Ablebensversicherungen, die keinen Sparanteil aufweisen. In einem Beispiel für eine Versicherung mit einer Ablebensleistung von 100.000 Euro und einer Laufzeit von 20 Jahren beträgt die Tarifprämie für 20-Jährige knapp 85 Euro, für 60-Jährige mehr als 1.800 Euro.
Aber auch eine umgekehrte „Diskriminierung“ sei feststellbar – nämlich in der Kfz-Versicherung. So liege die Prämie für die Haftpflichtversicherung bei selber Bonus-/Malusstufe für 60-Jährige bei einigen Versicherern deutlich unter jener der 20-Jährigen.
Zusammenfassend lasse sich feststellen, dass es bei Ansparprodukten keine großen Unterschiede gebe, während in der Ablebensversicherung eine unterschiedliche Behandlung nach Alter aufgrund der Sterbewahrscheinlichkeit Realität sei.
Unterschiede aufgrund des Alters seien bei der Ermittlung von versicherungstechnischen Prämien aus Sicht der Wahrscheinlichkeitsrechnung und der Rahmenbedingungen durchaus gerechtfertigt, so Danler. Das gelte für Jüngere ebenso wie für Ältere.
Eine durchgehende Diskriminierung sei aber nicht nachweisbar. Dass Versicherungsprodukte für Senioren ungeeignet oder zu teuer sind sei nicht generell nachvollziehbar, dass Senioren beim Abschluss von Versicherungen diskriminiert werden, sei eine „gefühlte Annahme“.
Die Meinung der Studienteilnehmer, es gebe zu wenige Versicherungsangebote für Senioren, zeige, wie wichtig Beratung ist. Berater würden auch im Zeitalter der digitalen Informationsflut eine wichtige Rolle bei der Aufklärung der Kunden einnehmen.
Fairness in der Vorsorge sei möglich, so Danler abschließend. Die Transparenz von Produkten und Angeboten sei vorhanden, auch wenn die Wahrscheinlichkeitsrechnung eine Rolle spielt. Jeder habe aber die Möglichkeit, seine individuelle Entscheidung zu treffen.
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