Risk Barometer: Die wichtigsten Unternehmensrisiken 2025

16.1.2025 – Cyber, Betriebsunterbrechungen, Naturkatastrophen: Das sind die im neuen „Allianz Risk Barometer“ meistgenannten Unternehmensrisiken. Der Klimawandel legt in der Risikowahrnehmung zu. Oft sind Risiken nicht scharf voneinander abzugrenzen, sondern „vernetzt“. 2025 zeichnet sich als Jahr der Unsicherheit ab: „Die Aussichten sind nicht rosig“, meint Allianz-Chefökonom Ludovic Subran.

Allianz Commercial hat am Mittwoch das „Allianz Risk Barometer 2025“ veröffentlicht. Die 14. Auflage des jährlich erscheinenden Berichts basiert auf Antworten von 3.778 Personen aus 106 Ländern und Territorien und aus 24 Industriesektoren. Sie wurden im Oktober und November 2024 befragt.

Die Teilnehmer – es handelt sich um Kunden der Allianz-Gruppe unterschiedlichster Unternehmensgröße, Versicherungsmakler und Risikoexperten – konnten bis zu drei Risiken angeben, die aus ihrer Sicht die für Unternehmen wichtigsten sind.

Weiterhin Cyber vor Betriebsunterbrechung und Natkat

Auf globaler Ebene belegen wie schon in den drei vorangegangenen Jahren Cybervorfälle den ersten Platz. Mit 38 Prozent aller Nennungen wurde dieses Risiko diesmal häufiger angeführt als die beiden Jahre davor.

„Viele Unternehmen benennen Cyber als größtes Risiko, das durch die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) sogar noch verschärft wird“, sagt Rishi Baviskar, Global Head of Cyber Risk Consulting bei Allianz Commercial. „Angesichts der zunehmenden Technologieabhängigkeit wird es wahrscheinlich auch in Zukunft ein Hauptrisiko für Unternehmen bleiben.“

Am Ranking auf den nächsten drei Plätzen – Betriebsunterbrechung, Naturkatastrophen sowie rechtliche und regulatorische Veränderungen – hat sich gegenüber dem Vorjahr nichts geändert. Die letzteren beiden wurden jedoch diesmal häufiger genannt.

Auf Platz fünf und somit die bislang höchste Platzierung rückt der Klimawandel vor. Dieses Risiko hat in den letzten Jahren in der Wahrnehmung der Befragten nach und nach zugelegt und steht nun bei 25 Prozent.

Allianz Risk Barometer: Welche Risiken gelten als die wichtigsten? (Global; Top 10 von 19 Risiken)

#

Risiko

2025

2024

2023

2022

2021

1.

Cybervorfälle (Cybercrime, IT-Problem/Ausfälle, Datenlecks, …)

38 %

36 % (1.)

34 % (1.)

44 % (1.)

40 % (3.)

2.

Betriebsunterbrechung (einschließlich Lieferkettenunterbrechung)

31 %

31 % (2.)

34 % (2.)

42 % (2.)

41 % (1.)

3.

Naturkatastrophen

29 %

26 % (3.)

19 % (6.)

25 % (3.)

17 % (6.)

4.

Rechtliche und regulatorische Veränderungen (Zölle, Protektionismus, Sanktionen, …)

25 %

19 % (4.)

19 % (5.)

19 % (5.)

19 % (5.)

5.

Klimawandel (z.B. physische, betriebliche, finanzielle Folgen)

19 %

18 % (7.)

17 % (7.)

17 % (6.)

13 % (9.)

6.

Feuer, Explosion

17 %

19 % (6.)

14 % (9.)

17 % (7.)

16 % (7.)

7.

Makroökonomische Entwicklungen (In-/Deflation, Geldpolitik, Sparprogramme, …)

15 %

19 % (5.)

25 % (3.)

11 % (10.)

13 % (8.)

8.

Marktentwicklungen (Volatilität, verstärkter Wettbewerb, …)

14 %

13 % (9.)

11 % (11.)

15 % (8.)

19 % (4.)

9.

Politische Risiken und Gewalt (politische Instabilität, Krieg, Terrorismus, …)

14 %

14 % (8.)

13 % (10.)

9 % (13.)

11 % (10.)

10.

Neue Technologien (Risiken durch KI, vernetzte/autonome Maschinen)

10 %

9 % (12.)

13 % (6.)

9 % (12.)

9 % (11.)

Österreich: Betriebsunterbrechung und Natkat klar vorne

Das Risk Barometer enthält auch Auswertungen für einzelne Länder. Darunter ist auch Österreich – wenngleich das Sample mit 37 Befragten überschaubar ist. Die Top drei hierzulande entsprechen aber, wenn auch in anderer Reihung, jenen auf globaler Ebene.

Die Risiken Betriebsunterbrechung und Naturkatastrophen führen mit jeweils 43 Prozent der Nennungen die Tabelle an. Sie machen dabei einen auffällig großen Sprung nach vorne.

Die heimische Versicherungswirtschaft bezifferte die versicherten Naturkatastrophen-Schäden in den letzten Jahren jeweils mit rund einer Milliarde Euro. Aufgrund der Hochwasserkatastrophe im September gehe sie für 2024 von 1,6 bis zwei Milliarden Euro aus, merkt die Allianz Österreich in dem Zusammenhang an.

September-Hochwasser rückte Risiko wieder ins Bewusstsein

„Die Extremwetterereignisse im September 2024 haben das Risiko, das von Naturkatastrophen ausgeht, deutlich ins Bewusstsein von Unternehmen gerückt und als reale Gefahr für Betriebe und deren Existenz sichtbar gemacht“, kommentiert Daniel Matic, CEO der Allianz Österreich.

„Hier gilt es zum einen, für Unternehmen entsprechende Vorkehrungen zu treffen, und zum anderen, an einer tragfähigen Versicherungslösung zu arbeiten, die eine gute Naturkatastrophendeckung ermöglicht“, fügt Matic hinzu.

Auf Platz drei folgen in Österreich Cyberrisiken mit 30 Prozent der Nennungen – ein geringerer Anteil als 2024, als dieses Risiko auf 40 Prozent kam.

Während die Themen „politische Risiken und Gewalt“ und „Marktentwicklungen“ in den Vordergrund rücken, scheint das Risiko „Energiekrise“ diesmal nicht mehr in den Top 10 auf. Im Risk Barometer 2024 lag es noch mit 14 Prozent auf Platz acht, 2023 mit 38 Prozent auf Platz zwei.

Allianz Risk Barometer: Top 10 in Österreich

#

Risiko

2025

2024

2023

1.

Betriebsunterbrechung

43 %

23 % (3.)

32 % (3.)

Naturkatastrophen

43 %

17 % (6.)

22 % (6.)

3.

Cybervorfälle

30 %

40 % (1.)

40 % (1.)

4.

Makroökonomische Entwicklungen

22 %

37 % (2.)

24 % (4.)

Politische Risiken und Gewalt (politische Instabilität, Krieg, Terrorismus, …)

22 %

6.

Marktentwicklungen (Wettbewerb, M&A, Stagnation, …)

19 %

14 % (8.)

7.

Feuer, Explosion

16 %

14 % (8.)

20 % (8.)

8.

Gesetzliche und regulatorische Änderungen

14 %

23 % (3.)

14 % (10.)

Klimawandel

14 %

20 % (5.)

16 % (9.)

Fachkräftemangel

14 %

17 % (6.)

24 % (4.)

Risiken oft miteinander verwoben

„2024 war ein außergewöhnliches Jahr für das Risikomanagement. Die Ergebnisse unseres jährlichen Allianz Risk Barometer spiegeln die Unsicherheit wider, mit der viele Unternehmen weltweit konfrontiert sind“, sagt Vanessa Maxwell, Chief Underwriting Officer von Allianz Commercial.

Die Vernetzung der Top-Risiken sei in diesem Jahr besonders auffällig, denn Klimawandel, neue Technologien, Regulierung und geopolitische Risiken seien zunehmend miteinander verflochten. Komplexe Zusammenhängen von Ursache und Wirkung seien die Folge.

„Unternehmen müssen Resilienz ganz oben auf ihre Agenda setzen und sich konsequent um die Verbesserung ihres Risikomanagements und ihrer Widerstandsfähigkeit bemühen“, betont Maxwell.

Betriebsunterbrechungen als Folge anderer Risiken

Allianz Risk Barometer 2025 (Cover; Quelle: Allianz Commercial)
Allianz Commercial analysiert im Risk Barometer
Einschätzungen zum Risikoumfeld von Unternehmen
(Cover; Quelle: Allianz Commercial)

Betriebsunterbrechungen etwa seien in der Regel eine Folge von Ereignissen wie Naturkatastrophen, Cyberangriffen oder -ausfällen, Insolvenzen oder politischen Risiken wie Konflikten oder Unruhen, stellt die Allianz fest.

Als ein Beispiel aus dem Jahr 2024 nennt sie die Huthi-Angriffe im Roten Meer, die zur Umleitung von Schiffen und damit zu Lieferkettenunterbrechungen führten.

Ein anderes sei der Einsturz der Francis Scott Key Bridge in Baltimore im März. Dieser habe sich direkt auf globale und lokale Lieferketten ausgewirkt.

Große Lieferkettenunterbrechungen etwa alle 1,4 Jahre

Laut einer in Zusammenarbeit mit der Allianz und anderen Unternehmen entstandenen Analyse von Circular Republic komme es etwa alle 1,4 Jahre zu Unterbrechungen der Lieferkette mit globalen Auswirkungen, und zwar mit steigender Tendenz.

„Diese Unterbrechungen verursachen erhebliche wirtschaftliche Schäden, die bis zu fünf bis zehn Prozent der Produktkosten ausmachen, und zusätzliche Ausfallzeiten“, stellt die Allianz fest.

Sorge vor Handelskriegen und Protektionismus

Die Angst vor Handelskriegen und Protektionismus sind dem Versicherer zufolge im Zunehmen begriffen.

Analysen der Allianz und anderer „zeigen, dass die Exportbeschränkungen für kritische Rohstoffe in den letzten zehn Jahren um das Fünffache gestiegen sind“.

Zölle und Protektionismus sind bekanntlich Themen, von denen der nächste US-Präsident gerne spricht. Zugleich besteht aus Sicht der Allianz die Gefahr eines „regulatorischen Wilden Westens“, speziell mit Blick auf künstliche Intelligenz und Kryptowährungen.

In Europa wiederum werden heuer die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung ganz oben auf der Tagesordnung stehen, so die Allianz.

„Die Aussichten sind nicht rosig“

„Die Auswirkungen neuer Zölle werden ähnlich sein wie bei (Über-)Regulierung: steigende Kosten für alle betroffenen Unternehmen“, sagt Allianz-Chefökonom Ludovic Subran.

Nicht jede Regulierung sei von Natur aus „schlecht“, in den meisten Fällen sei es die Umsetzung, die das Leben der Unternehmen erschwert.

„Nicht nur die Anzahl der Regeln, sondern auch eine effiziente Verwaltung sollte im Mittelpunkt stehen. Eine gründliche Digitalisierung der Behörden ist dringend erforderlich“, meint Subran.

Was eine entsprechende Umsetzung 2025 betrifft, ist er aber skeptisch. „Stattdessen drohen Handelskriege. Die Aussichten sind nicht rosig.“

Zum Herunterladen

Das „Allianz Risk Barometer 2025“ kann von der Website von Allianz Commercial heruntergeladen werden.

 
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