Ein „Regierungsprogramm“, wie es Versicherer möchten

15.7.2024 – Verringerung von Schutzlücken, Anpassung an den Klimawandel, Förderung privater Veranlagungen, „neuer Zugang“ zur Regulierung: Diese vier „Prioritäten“ versieht Insurance Europe jeweils mit einer Reihe politischer Empfehlungen – von Steuerbefreiungen über Datennutzung und Abbau regulatorischer Hürden bis hin zur Einrichtung eines „Zentrums für Versicherungsexpertise“ in der EU-Kommission.

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Manifest Insurance matters (Cover; Quelle: Insurance Europe)
Grundsatzpapier „Insurance matters“
(Cover; Quelle: Insurance Europe)

Morgen, Dienstag, tagt das Europäische Parlament zum ersten Mal nach der Wahl in seiner neuen Zusammensetzung. Im Vorfeld dessen hat Insurance Europe ein „Manifest“ veröffentlicht.

In dem mit „Insurance matters“ betitelten Papier nennt der Versicherer-Dachverband „vier Prioritäten“ für eine „prosperierendere, widerstands- und wettbewerbsfähigere“ EU.

Der europäischen Politik gibt es Empfehlungen mit auf den Weg, die, wie es heißt, „es der Versicherungsindustrie ermöglichen würden, ihren Beitrag zur Erreichung dieser Ziele zu vertiefen“.

Schutzlücken reduzieren

Eine dieser Prioritäten ist die Verringerung von Schutzlücken. Angeraten wird unter anderem die Hebung des Bewusstseins für Risiken und Versicherungsbedarf.

Öffentlich-private Partnerschaften sollten in Bereichen vorangebracht werden, in denen der private Versicherungssektor allein überfordert wäre.

Neben Steuerbefreiungen für Versicherungsprämien plädiert der Verband auch dafür, dass Versicherer – mit Zustimmung der Kunden – Daten etwa aus Autos oder Gesundheitsapps nutzen können.

Die Branche wünscht sich außerdem ein eigenes „Zentrum für Versicherungsexpertise“ in der EU-Kommission. Dies soll nicht nur Vorhaben vermeiden, die „die Verfügbarkeit und Leistbarkeit“ von Versicherungen beeinträchtigen, es soll auch helfen, Standards und Leitlinien zur Risikoverringerung zu entwickeln.

Umgang mit dem Klimawandel

Eine weitere Priorität betrifft den Umgang mit dem Klimawandel. Hier wird eine beschleunigte Vornahme von Anpassungsmaßnahmen gefordert; angesprochen werden etwa Flächennutzungs- und Bauvorschriften sowie Investitionen in die Infrastruktur.

Detaillierte Risikoinformationen zu Immobilien sollen das Risikobewusstsein von Käufern und Mietern stärken und in deren Entscheidung einfließen.

Ein Anliegen ist dem Verband die „Verbesserung“ der – Stichwort Nachhaltigkeit – Taxanomie und des sonstigen nachhaltigkeitsbezogenen Berichtswesens.

Neue Berichts- und Regulierungsanforderungen sollen „auf das absolut Notwendige“ beschränkt sein, der Fokus stattdessen auf dem Funktionieren des bestehenden Nachhaltigkeitsberichtswesens liegen.

Mehr private Investments

Verbrauchern soll es leichter gemacht werden, in Versicherungs- und Pensionsprodukte zu investieren. Mit Blick auf die Kleinanlegerstrategie werden „klare und gestraffte Kundeninformation“ sowie „Flexibilität bei der Wahl von Beratungsmodellen“ eingefordert.

Versicherer wiederum sollen leichter in Vermögenswerte wie Infrastruktur oder auch in europäische Unternehmen investieren können, speziell in Klein- und Mittelunternehmen.

Insurance Europe spricht in dem Papier weiters davon, dass es regulatorische Hindernisse für das Angebot langfristiger Garantieprodukte gebe und möchte diese abgebaut sehen.

Weiters hält es Insurance Europe für angezeigt, die Finanz- und Versicherungsbildung zu forcieren.

„Neuer Zugang“ zu Regulierung

Vierte Priorität ist die Regulierung an sich. Insurance Europe kritisiert, diese habe „exponentiell zugenommen“, sei komplexer geworden und habe so eine „unnötig große regulatorische Belastung“ für Unternehmen geschaffen.

„Überregulierung“ führe zu signifikanten Kosten für die Unternehmen und indirekt für die Kunden, bremse die Unternehmen und schade der globalen Wettbewerbsfähigkeit der Union.

Der Verband drängt deshalb auf eine Reduktion der Berichtspflichten und auf „klare Regeln“ für neue Regulierungen: Solche solle es nur geben, wo sie wirklich nötig sind; Doppelungen und Überschneidungen von EU- und mitgliedsstaatlichen Vorschriften sollen vermieden werden.

Es müsse auch gewährleistet sein, dass Regulierung für Versicherer „funktioniert“, Verhältnismäßigkeit gewahrt und genug Zeit für die Umsetzung eingeräumt wird.

Zum Herunterladen

Das Papier „Insurance matters“ kann als PDF-Dokument von der Website von Insurance Europe heruntergeladen werden.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Gesundheitsreform · Immobilie · Kundeninformation · Nachhaltigkeit
 
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