7.11.2025 – Cyber und Betriebsunterbrechung dominieren laut Aon-Umfrage die Risikowahrnehmung von Unternehmen, sowohl international als auch in Österreich. In naher Zukunft gewinnen der Auswertung zufolge in Österreich Rohstoffpreis- und Materialknappheitsrisiko sowie zunehmender Wettbewerb an Bedeutung.

Im neuen „Global Risk Management Survey 2025“ des Risikoberatungs- und Maklerunternehmens Aon belegen das Cyber- und das Betriebsunterbrechungsrisiko die beiden ersten Plätze von insgesamt 60 Risiken – sowohl global als auch in Österreich.
In die Ergebnisse der von April bis Juni durchgeführten Umfrage sind Antworten von 2.941 Risikomanagern, Mitgliedern von Geschäftsleitungen und Führungskräften eingeflossen.
Sie stammen nach Angaben von Aon aus 63 Ländern, 16 Branchen und Unternehmen unterschiedlichster Größen. 1,4 Prozent der Teilnehmer kommen aus Österreich.
Aon interpretiert die nun veröffentlichten Ergebnisse als Ausdruck dessen, dass sich Unternehmen in einem Umfeld bewegen müssen, „in dem Risiken stärker denn je miteinander verflochten sind“.
Cyberangriffe oder Datenschutzverletzungen bleiben „das größte aktuelle und auch zukünftige Risiko“, da die rasante Verbreitung digitaler Plattformen und KI-Technologien die Angriffsfläche vergrößert habe, so Aon. Ausmaß und Komplexität von Cyberrisiken seien deutlich gestiegen.
Dennoch gab weniger als ein Fünftel der Befragten in Österreich an, seine Cyberrisiken quantifiziert zu haben. Diese „Lücke zwischen Bewusstsein und Handeln“ könne zu einer erheblichen Unterversicherung führen, warnt Aon.
Immerhin habe fast jedes befragte Unternehmen – sowohl global als auch in Österreich neun von zehn – zumindest bereits eine Überprüfung seiner Cyberrisiken angestoßen.
Wie Aon feststellt, stehen – wenn auch nicht unbedingt in derselben Reihung – sieben der zehn global genannten Top-Risiken auch in Österreich auf den ersten zehn Plätzen.
Nach „Cyber“ und Betriebsunterbrechung belegen hier Rohstoffpreisrisiko und Materialknappheit den Platz drei (global: Platz sechs). Rund ein Drittel der österreichischen Unternehmen berichtete, durch dieses Risiko bereits einen finanziellen Schaden erlitten zu haben.
Das Vertrags-, Kredit- und Bonitätsrisiko scheint im globalen Ranking nicht unter den Top Ten auf, in Österreich belegt es Platz sechs. Mehr als 45 Prozent gaben laut Aon hierzulande an, dadurch bereits einen finanziellen Schaden erlitten zu haben.
Geopolitische Volatilität rangiert global erstmals als entscheidendes Risiko – auf Platz neun – unter den zehn bedeutendsten Risiken. In Österreich ist dies nicht der Fall. Gleiches gilt für das Cashflow- bzw. Liquiditätsrisiko, das global auf Platz zehn liegt.
| # | Global | Österreich |
|---|---|---|
| Quelle: Aon | ||
| 1. | Cyberrisiken | Cyberrisiken |
| 2. | Betriebsunterbrechung | Betriebsunterbrechung |
| 3. | Konjunkturabschwächung/ langsame Erholung | Rohstoffpreisrisiko/ Materialknappheit |
| 4. | Regularien/ Gesetzgebungsänderungen | Scheitern von Großprojekten |
| 5. | Zunehmender Wettbewerb | Zunehmender Wettbewerb |
| 6. | Rohstoffpreisrisiko/ Materialknappheit | Vertragspartner-Kreditrisiko/ Bonitätsrisiko |
| 7. | Ausfall der /Zu-)Lieferketten oder Vertriebswege | Regularien/ Gesetzgebungsänderungen |
| 8. | Reputations-/ Markenschädigung | Ausfall der /Zu-)Lieferketten oder Vertriebswege |
| 9. | Geopolitische Volatilität | Konjunkturabschwächung/ langsame Erholung |
| 10. | Cashflow/Liquiditätsrisiko | Mangel an Arbeitskräften |
Wie schätzen die Befragten die Risikolage in den kommenden drei Jahren ein? Sowohl im globalen als auch im österreichischen Ranking wird weiterhin Cyber als das bedeutendste Risiko angenommen. In Österreich rücken jedoch Rohstoffpreisrisiko und Materialknappheit vor und liegen gleichauf auf Platz eins.
Danach folgen in Österreich zunehmender Wettbewerb (Platz drei), Betriebsunterbrechung (Platz vier) sowie, wiederum gleichauf, auf Platz fünf der Ausfall der (Zu-)Lieferketten oder Vertriebswege und das Risiko „Konjunkturabschwächung/langsame Erholung“.
Auffällig ist auch, dass global offenbar das Risiko „geopolitische Volatilität“ weiter an Bedeutung gewinnt: Im Drei-Jahres-Horizont liegt es auf Platz fünf.

„Europa steht vor einem besonders komplexen Risikoumfeld“, sagt Michael Sturmlechner, Geschäftsführer von Aon in Österreich.
Geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheit und regulatorische Veränderungen träfen auf rasanten technologischen Wandel und zunehmenden Klimadruck.
„Vom Krieg in der Ukraine über neue Handelsstrukturen und Zölle bis hin zu KI-getriebenen Umbrüchen – Unternehmen sehen sich mit einer volatilen Landschaft konfrontiert, die traditionelle Risikorahmen herausfordert“, so Sturmlechner.
Dennoch eröffnen sich seiner Ansicht nach auch neue Chancen.
Sturmlechner: „Unternehmen, die ihre Risikostrategie überdenken und Risiken nicht mehr nur als Compliance-Pflicht, sondern als strategischen Hebel begreifen, können sich besser anpassen und wachsen.“
Ergebnisse des „Aon Risk Management Survey“ sind auf der Aon-Website nachzulesen. Länder-Auswertungen sind auf einer gesonderten Aon-Webseite abrufbar.
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