Wunschdenken

30.10.2015 – Seit die Zentralbanken dem Bankensektor mit Nullzinsen Geld zur Verfügung stellen, stimmt eben nichts mehr, was zum Thema Sparen und Kapitalbildung je geschrieben und gesagt wurde.

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Aus verständlichen Gründen vermeidet die Politik auch den Offenbarungseid betreffend der „finanziellen Repression“. Nehmen wir das Beispiel Österreich. Wir haben offiziell 288 Milliarden Staatsschulden – mit Einrechnung aller noch ausgelagerten Schulden wohl mehr als 300. Die Budgeteinnahmen betragen rund 72 Milliarden, die Ausgaben 75. Es gibt also ein Defizit von 3 Milliarden (tatsächlich 3,5).

Nehmen wir weiter an, der tüchtige Finanzminister Schelling schafft es, dies umzudrehen, und einen Überschuss von 3 Milliarden darzustellen – dann dauert es 100 Jahre, die Schulden zu zahlen. Allerdings unter der Voraussetzung von Nullzinsen für die Staatsschuld.

Die weiteren Berechnungen überlasse ich der jeweiligen Phantasie – und auch die Beurteilung der Wahrscheinlichkeit eines Budgetüberschusses. Aber die Tatsache, wieso es zur „finanziellen Repression“ gekommen ist, und wieso die wohl noch geraume Zeit andauern muss, dürfte damit ausreichend geklärt sein.

Ach ja – es gäbe natürlich auch raschere Wege, die Staaten ihrer Verbindlichkeiten zu entkleiden. Die Chefin des IWF, Fr. Lagarde, hat das ja schon vor zwei Jahren gefordert: „Ein Kapitalschnitt von 15, besser 20-25 Prozent, würde für die Staaten wünschenswert sein!“ Dass das euphemistische Wort Kapitalschnitt Enteignung bedeutet, bekommen gerade die Heta-Gläubiger zu spüren.

Rudolf Mittendorfer

r.mittendorfer@verag.at

zum Artikel: „Dem „Stresstest für die Sparer“ zum Trotz”.

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