Wir Makler sind gebrannte Kinder

22.7.2010 – Systemrelevant? Ich denke, dass man getrost behaupten kann, dass das weltweite Finanzsystem vor zwei Jahren explodiert wäre, wenn die Staaten die Banken nicht „gerettet“ hätten. Wie nachhaltig diese Rettungen sind, wird sich erst zeigen, da die eingesetzten Beträge auf Jahrzehnte die Budgets belasten und weitere Löcher (siehe Griechenland & Co.) nicht auszuschließen sind.

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Unbestreitbar ist wohl auch, dass entsprechende Konkurse eine Vielzahl von Folgekonkursen nach sich zögen. Davon wären natürlich auch klassische Versicherungen betroffen, die sowohl Staatsanleihen als auch Unternehmensbonds in den Deckungsstöcken halten. Das Finanzsystem ist weltweit vernetzt und dies bedeutet Sicherheit und Risiko gleichzeitig.

Inwieweit systemrelevante Banken größere Sicherheit bieten, inwieweit Großbritannien als Eigentümer (mit Verschuldungsgrad wie Griechenland) mehr oder weniger Sorge bereiten soll oder muss, wird niemand endgültig beantworten können.

Als Makler sind wir aber gebrannte Kinder, denn die Frage der Maklerhaftung bei den Lehman-Garantien ist noch in guter Erinnerung. Und bei einem richtungsweisenden Seminar über Beraterhaftung vor zirka zwei Jahren meinte ein OLG-Richter zur Frage nach der Sicherheit und Werthaltigkeit von Staatsanleihen bei hoher Inflation lakonisch: „Da sollte ein Berater schon darauf hinweisen, um nicht gegebenenfalls dafür verantwortlich gemacht zu werden.“ Spannend, dass bei diesem Seminar 40 von 52 Teilnehmern Anwälte waren – aus allen großen Kanzleien übrigens.

Diese Thematik zeigt leider, dass wir Makler in einer ungeheuer exponierten Rechtsposition sind, die uns am Markt in keiner Weise abgegolten wird. Weder von den Kunden durch Anstellen vor den Maklerbüros, noch von den Versicherungsunternehmen durch höhere Courtagen. Dafür dürfen wir ständig die treuhänderische Sachwalterhaftung vor der Nase haben.

Intensive Aufklärung und penible Protokolle – mehr können wir nicht tun. Denn grundsätzlich gibt es nichts, das absolute Sicherheit gewährleisten kann. Das ist „systemimmanent“. Auch die bisherige Geschäftsgebarung und der Umgang mit Problemfällen kann ein wichtiges Indiz in der Auswahlberatung sein.

Rudolf Mittendorfer

r.mittendorfer@verag.at

zum Leserbrief: „Erinnerungen an 2008”.

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