5.10.2023 – ..erwirb es, um es zu besitzen, schrieb Meister Goethe. Gemeint war, dass man das Erbe nützen sollte, andernfalls sei es eine Last. Bei einem alten sanierungsbedürftigen Haus dürfte das auch heutzutage stimmen, beim Erbe von Geldvermögen eher nicht.
Doch was sagt diese Studie der Uniqa aus? Ohne Hilfe von Eltern und Großeltern geht finanzielle Vorsorge nicht? Ist das nicht ein schrecklicher Befund? Und was passiert mit der nächsten Generation, wenn die jetzige nur mehr mit Hilfe der Altvorderen über die Runden kommt?
Abgesehen von dem nach wie vor ungenügenden Finanzwissen (generell, bei Jugendlichen besonders) ist das doch ein katastrophaler Befund. Sieht der Staat, sieht die Gesellschaft tatenlos zu, wie aus der Generation der Mehrer die Zehrer werden – bis nichts mehr zum zehren da ist für die Nächsten?
Staatliche Vorsorge mittels Umlageverfahren kann schon aus demografischen Gründen nicht mehr leisten als bisher – Tendenz seit der „ Pensionsreform” vor 20 Jahren ohnehin stetig sinkend.
Gleichzeitig sinkt seit Jahren der Kapitalversicherungssektor. Und auch das Wertpapiersparen ist nicht der große Knüller. Warum das so ist, ist leicht erklärt. Die Einkommen stagnieren seit ca. 25 Jahren – das ist das eine.
Das andere sind aber die mantraartigen Beschwörungen, dass der Staat ohnehin alles kann – und besser sowieso. Wo ist die Partei, wo sind die Persönlichkeiten, die aufstehen und den Bürgern etwas von Eigenverantwortung und Eigenvorsorge erzählen?
Dass Letzteres meistens auch Konsumverzicht bedeutet, mag der Grund für diese „Zurückhaltung” sein, redlich ist es nicht. Redlich ist auch nicht, dass die Pensionsversicherung den Pensionskontoauszug nur mehr auf Anfrage zusendet. Offenkundig scheut man die daraus folgenden Reaktionen, wie erschreckend wenig Pension zu erwarten ist.
Laut Professor Rürup hat eine kapitalgedeckte Vorsorge einen Reifegrad von ca. 30 Jahren – es wäre also notwendig, spätestens Anfang der Dreißiger damit zu beginnen. Wer sagt es den Betroffenen? Und welche Produkte hat die Vorsorgeindustrie im Ärmel?
Meine feste Überzeugung ist, dass Ansparen nur mit hohem Aktienanteil Sinn macht, aber dass dafür die Verrentung in klassicher Variante erfolgen muss. Lebenslange Rente muss lebenslang reichen und darf nicht Schwankungen der Kapitalmärkte unterliegen.
Doch ohne politisches Bekenntnis zur Vorsorge und vor allem ohne steuerliche Förderungen wird es nicht gehen! Bin gespannt, ob das in einem Wahlprogramm steht?!
Rudolf Mittendorfer
zum Artikel: „Finanzielle Vorsorge: Sparen oder erben?”.
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