Verzerrtes Bild

27.2.2012 – Würden wir nicht gerade jetzt eine Debatte über die Finanzierbarkeit unseres staatlichen Pensionssystems führen, nicht gerade eben ein Weißbuch der EU zu den Pensionen in Europa erschienen sein, nicht gerade ein Steuerpaket samt Eingriff in die staatlichen Pensionen geführt werden, nicht erst 2003/2004 ein durchschlagender Eingriff in die staatliche Rente vorgenommen worden sein, könnte man dem Vorschlag durchaus etwas abgewinnen.

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Es sollte aber vorsichtig einmal durchgerechnet werden, welche Einschnitte in eine staatliche Pension es z.B. für einen einen heute 35-Jährigen mit diversen Reformen in den letzen 15 Jahren gegeben hat. Sollten wir dann immer noch von angeführten „grob gerechneten“ 3 % Rendite ausgehen können, sollten wir diese Idee weiter verfolgen. Ein Nicht-Garantie-System mit einem Garantiemodell zu vergleichen, dabei die ungleiche steuerliche Belastung beider Systeme auszublenden, verzerrt das Bild.

Der Vorteil einer Privatvorsorge liegt gerade darin, dass die zum Abschlusszeitpunkt bekannten Lebenserwartungen fixiert werden. Ich erkenne den Vorteil nicht, wenn das staatliche System leistungsreduzierende Maßnahmen aufgrund gestiegener Lebenserwartungen ausdrücklich zulässt – davon ausgehend, dass die Lebenserwartung deutlich steigen wird und die Leistung sich dadurch weiter reduziert.

In Zeiten, wo Länder bankrott gehen, Triple-A-Ratings genommen werden, Renten reduziert werden, Inflationsausgleichszahlungen eingestellt werden und sich die EU auf Basis diverser Expertisen Gedanken macht, wie das staatliche System langfristig überhaupt zu finanzieren sein wird, für eben dasselbe die Werbetrommel zu rühren, ist etwas undurchschaubar.

Es wäre aber mal an der Zeit, diese Artikel sowie auch die angeführten Renditewerte, ebenso wie dies ein Privatversicherer nach FMA-Mindeststandards zu tun hat, mit Fakten, Zahlen und Erklärungen zu untermauern, um zu erkennen, ob hier nicht doch ein wenig geschönte und die jüngste Vergangenheit und nahe Zukunft ignorierende Annahmen getroffen worden sind, um Kunden zu gewinnen. Da würde ich mir doch eine Korridordarstellung Best-Case/Worst-Case wünschen sowie eine echte Aussage mal darüber, wie viel einen konkreten Kunden die Reform 2003/2004 auf einen Schlag an Pensionskürzung gekostet hat?

Wolfgang Menghin

wolfgang.menghin@nuernberger.at

zum Artikel: „VKI überlegt Alternativen zur privaten Rentenversicherung”.

Leserbriefe zum Leserbrief:

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