Verlorengegangene Eigenverantwortung

27.6.2011 – Vielen Menschen ist der Alltag oft zu langweilig. Sie suchen „Nervenkitzel“. In der einfachsten Form im Fernsehen: jeden Tag mehrfach Morde und sonstige Kriminalität, die Formel-1 mit einem „Horrorcrash“. Oder in der selbstzerstörenden Form durch Drogen- und Alkoholsucht.

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Wenn es einem aber urplötzlich zufällig selbst an den „Kragen“ geht, gar im Urlaub, weil es dort Naturkatastrophen gibt oder die Kinder im Familienhotel zu laut sind, der Arzt eine unvorhersehbare körperliche Reaktion nicht vorausahnte und der Versicherungsmakler nicht nachweislich auf die Hangrutschgefahr vor dem Rohbau hinwies, dann soll der Berater haften und möglichst viel zahlen.

Eigenverantwortung und das Bewusstsein, dass unser irdisches Leben hohe Risiken enthält, ist vielen Menschen in der Wohlstandsgesellschaft abhandengekommen. Die moderne Gefahr kommt unter anderem aus dem Rechtssystem: Schlampige Gesetze, von Parteitaktik geprägt, öffnen Rechtsräume mit starker Interpretationsneigung. Richter in „freier Beweiswürdigung“ fällen diametral entgegengesetzte Urteile, die dem gesamten Wirtschaftsstandort schaden. Oder erkennen nachträglich, was man „vorträglich“ hätte wissen sollen.

Da sind etwa die Schweizer lebensnäher. Der Kunde ist dort mündig und soll frei entscheiden können. Nicht allein im eigenen Kanton. Mit ein Grund, warum Schweizer mittlerweile zu den vermögendsten Bürgern der Welt zählen.

Was hat bei Frau und Herrn Österreicher Vorrang? Das IMAS-Insitut befragte 2010 repräsentativ eintausend Österreicher ab 16 Jahren, welcher Lehrstoff an Schulen stärker und ausführlicher als bisher behandelt werden sollte. Ergebnis: An erster Stelle lag mit 51 Prozent der Umgang mit Computern und Informatik. Dann folgten mit Anteilen zumindest über 40 Prozent Englisch, Deutsch und andere lebende Sprachen wie Französisch oder Italienisch.

Eine wesentlich geringere Rolle auf der Bedeutungsskala spielt hingegen die Mathematik, die von 33 Prozent genannt wurde. Für Physik und Chemie machen sich gar nur 23 Prozent stark. Am wenigsten wichtig schätzen die Österreicher Kunsterziehung, Religion, ältere Geschichte sowie Latein und Griechisch ein.

Und die Eigenverantwortung oder das Wirtschaftswissen? Danach wurde nicht gefragt.

Walter Michael Fink

office@RMF.at

zum Leserbrief: „Internet entbindet Berater nicht von der Informationspflicht”.

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