Neugestaltung des Beratermarkts braucht großen Wurf

10.6.2011 – Eine Aufgabentrennung in der unabhängigen Beratung innerhalb der Lebensversicherung wird von einer informellen Mehrheit für unmöglich gehalten. Ja, richtig, wie auch, dass wertpapierorientierte Lebensversicherungen – die Trennlinie verläuft beim Deckungsstock – zwei Wissensgebiete erfordern: Wertpapier- und Versicherungswissen. Daher ist der Beschluss des FV Versicherungsmakler ebenfalls richtig.

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Für Produktanbieter wird immer das „Verkaufsinteresse“ im Vordergrund stehen. Für den Kunden die unabhängige Beratung. Sie ist die einzige Form, die das höchstmögliche Kundenschutzinteresse wahrt. Wenn so genannte „Wertpapiervermittler“ – die sich im Einklang mit dem Zivilrecht wie der Kredit- und Versicherungsvermittler deklarieren werden müssen, ob Agent oder Makler, andernfalls haftet der WP-Vermittler als Makler – sich einer strengen Ausbildung und einer gesetzlich verpflichteten Weiterbildung stellen müssen, wird sich der Kunde fragen, warum das die Vermögensberater und die Versicherungsmakler nicht müssen.

Vor allem werden sich Kunden fragen, warum der Wertpapiervermittler im gleichen Gewerbe keine Versicherungsberatung machen darf – eine an sich kluge Trennung –, die Vermögensberater und Versicherungsmakler aber schon. Und welche der Beraterformen ist die geeignetere für mich? Je mehr Fragen, je mehr Intransparenz, je mehr Konfusität, umso mehr Unsicherheit und die Bereitschaft des Kunden, zum Produktverkauf auszuweichen.

Produktschulung ist sicher kein Ersatz für unabhängiges Fachwissen. Wie auch der Widerspruch in der Darlegung, dass der Berater nur ein bisserl „Zusatzausbildung“ braucht und der Kunde sich die Fonds selbst aussuchen soll. Beipflichten kann ich der Aussage, dass für die FGLV wie auch PGZV keine „Vermögensberater-Ausbildung“ erforderlich ist. Dafür sollte es als Wissenseinstieg den meines Erachtens einzigen und leicht umsetzbaren Lösungsansatz mit dem neuen Gewerbe „Fondsagent“ oder „Fondsmakler“ geben.

Seit 2008 hat die Regierung keine Vorlage für die vom Nationalrat beauftragte „umfassende Systemreform der Anlageberatungsberufe“ verfasst. Die Produktverkäufer-Lobby ist eben mächtig. Bei zunehmend volatileren Märkten wird letztlich die unabhängige Beratung das bessere Ende für sich haben. Wir brauchen einen „großen Wurf“ für die nationale Neugestaltung des Beratermarkts, der durch eine transparente Struktur mit klaren Berufsbildern und klaren Haftungen für die wiederkehrenden EU-Regelungen wie stetige Produktvielfalt integrationsfähig ist.

Walter Michael Fink

office@RMF.at

zum Artikel: „APK: Makler sollen Fondsgebundener treu bleiben”.

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