Mythen, Märchen und Mathematik

22.2.2016 – Jahrzehntelang herrschte der Mythos, man/frau ginge mit 80% des Letztgehaltes in Pension. Dieser Mythos geistert noch immer herum, wiewohl immer nur für Beamten und Politikerpensionen begründet – für diese aber für Jahrzehnte einbetoniert, weil man ja den „Vertrauensschutz“ beachten muss.

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Generell gilt das Märchen von der Sicherheit der Pensionen. Tatsächlich hängt die Sicherheit der Pensionen von 3 Faktoren ab. Zunächst einmal muss es eine ausreichend große Zahl von Beitragszahlern geben, zweitens bedarf es einer positiven Wirtschaftsentwicklung und drittens des politischen Willens.

Und nun zur Mathematik. Allen aktuellen heftigen Diskussionen zur Flüchtlingsdebatte zum Trotz darf nicht verhehlt werden, dass mit einer Geburtenrate von 1,4 Kindern das Dilemma seit Jahren und Jahrzehnten hausgemacht und unübersehbar war. Die Beteuerung mancher Sozialromantiker, dass ein entsprechendes Wirtschaftswachstum viel wichtiger als die Bevölkerungsentwicklung sei, ist blanker Unsinn.

Längst haben wir beides – NICHT! Die Geburtenrate ist schlecht, und Wirtschaftswachstum gibt es auch nicht – dafür gigantische Schulden, die das Budget enorm belasten.

Dazu kommt, dass das Pensionsantrittsalter in etwa dem Anfang der 60er-Jahre entspricht, aber seither die Lebenserwartung um gut 10 Jahre gestiegen ist. Schlimmer noch die relativen Zahlen. 1956 erlebte ein Mann durchschnittlich 4,5 Jahre seiner Pension, heute sind es 17, also fast eine Vervierfachung.

Diese dramatischen Entwicklungen werden uns seit vielen Jahren von internationalen Agenturen vorgerechnet, national aber kleingeredet, negiert, oder auch politisch in die negative Richtung überinterpretiert.

Ja, die Pensionen des staatlichen Systems sind sicher – aber zum einen ist die Höhe ungewiss, zum anderen muss man die Menschen darauf vorbereiten, dass bestehende wie künftige Pensionen bei aktueller demografischer und wirtschaftlicher Entwicklung real sinken werden, nein müssen.

Die Lösung? Ein positive Lösung sehe ich nicht, denn auch die privaten Vorsorgemodelle haben sinkende Ergebnisse. Es ist einfach notwendig, den Menschen reinen Wein einzuschenken.

Gegensteuern ist möglich. Bewusster einkaufen, weniger wegwerfen, vielleicht ein Auslandsurlaub weniger, dafür mehr Familienförderung.

Denn, wie der ehemalige rheinländische Ministerpräsident Clement so treffend ausdrückte: „Früher hatten die Eltern viele Kinder, heute haben die (wenigen) Kinder viele Eltern.”

Mathematik lügt eben nicht.

Rudolf Mittendorfer

wko@rudolfmittendorfer.at

zum Artikel: „Schelling-Vorschlag zum Pensionskonto stößt auf Kritik”.

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