Individuelle Betrachtung

13.12.2010 – Es ist immer wieder erstaunlich, zu welchen Auswirkungen tagespolitische oder gerade moderne Ansichten führen können. In meiner Kindheit war ein Schmalzbrot ein notwendiger Energieträger und fettes kalorienreiches Essen spielten keine Rolle, da die meisten Menschen körperlich schwer arbeiteten. Wenn man einen Österreicher oder Deutschen fragt, dessen Familie in den ehemaligen deutschen Ostgebieten oder in der Tschechoslowakei Grundbesitz hatte, ob Immobilien eine sichere Anlage seien, wird man ob der entschädigungslosen Vertreibung womöglich andere Antworten bekommen als vom Durchschnitt der Bevölkerung. Wenn man Familien nach der Sicherheit von Anleihen befragt, die nach dem ersten wie den zweiten Weltkrieg alles Geld in und mit Kriegsanleihen verloren haben, wird man wohl von diesen keine Zustimmung zu einer „grünen“ Ampel bekommen können. Und hätte der EU-Rettungsschirm bisher nicht gehalten, gälte das für die griechischen oder irischen Anleihen detto. Und die (ehemaligen) Besitzer argentinischer Staatsanleihen können noch heute ein Lied von der unverfallbaren Sicherheit derartiger Papiere singen.

WERBUNG

Wer maßt sich an, zu wissen, was heute für jede Person als sicher oder als gefährlich zu gelten hat? Das ist doch grober Unfug. Geldanlage ist eine sehr individuelle Entscheidung und kann nicht über einen Kamm geschoren werden. Abgesehen von der Verantwortung für derartige Empfehlungen: Wer haftet, wenn aus grün plötzlich dunkelrot wird? Die Arbeiterkammer? Oder der Staat? Der sicher nicht, denn der hat sich nach dem Desaster mit der Amis-Prüfung still und heimlich von der Amtshaftung davongestohlen. Es ist schon mehr als zwei Jahre her - und ich frage mich noch immer, wo der Aufschrei gegen diese staatsstreichartige Entscheidung verhallt ist.

Rudolf Mittendorfer

r.mittendorfer@verag.at

zum Artikel: „„Ampel-Kennzeichnung ist Unfug“”.

Leserbriefe zum Leserbrief:

H.-Dieter Riehm - Goldene Anleihenjahre. mehr ...

Ihr Wissen und Ihre Meinung sind gefragt

Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.

Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu! Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.at.

Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.at.

weitere Leserbriefe
13.12.2010 – Peter Arlits zum Artikel „„Ampel-Kennzeichnung ist Unfug“” mehr ...
 
13.12.2010 – Christoph Ledel zum Artikel „„Ampel-Kennzeichnung ist Unfug“” mehr ...
 
13.12.2010 – Helmut Bauer zum Artikel „„Ampel-Kennzeichnung ist Unfug“” mehr ...