7.8.2018 – Ich habe diese Studie wie alle Versicherungsstudien des Konsument im Volltext gelesen. Leider sind bei grundsätzlich guten Untersuchungsansätzen immer wieder ganz schwere Fehler in der Untersuchungsmethodik und in den abgeleiteten Empfehlungen vorhanden:
- Zu allererst: Sparmodelle können niemals eine Alternative zu einer Risikovorsorge sein. Weil im Versicherungsmodell habe ich ab dem ersten Tag den vollen Schutz, im Sparmodell ab dem letzten Tag.
- Es gibt auch keine Möglichkeit für den Einzelnen, sein eigenes Risiko abzuschätzen. Oder ob er einen „Gewinn” im Sinne von Leistungen > Prämien erzielen wird. Das ist eben der Zufallscharakter, der gerade versichert werden soll. In der Versichertengemeinschaft hat nun einmal derjenige ohne Schaden die Prämie „verloren”, derjenige mit dem Schaden die Leistung „gewonnen”. It is the feature, not a bug!
- Eine hochqualitative Absicherung für die ambulante Pflege kostet mitnichten durchschnittlich mehrere hundert Euro pro Monat. Ich habe meine eigene Versicherung vor kurzem für knapp 200 Euro pro Monat abgeschlossen, das war dann aber schon für die in Österreich maximal möglichen Leistungshöhen .
- Es wäre generell sinnvoll, auch die Bedeutung des Einstiegsalters zu erwähnen. Die Prämien für Junge sind selbst bei hohen Leistungen sehr gering.
- Seit der Veröffentlichung des für viele Berufsgruppen österreichweit verfügbaren Pflege-Sonderprodukts auf www.freie-berufe.co.at/pflegeversicherung/ wäre eine Recherche von zumindest ausgewählten Prämien, Leistungshöhen und Anbietern sehr einfach möglich. Dieses Produkt kann praktischerweise auch von uns Versicherungsmaklern und unseren Mitarbeitern genutzt werden.
- Unbedingt zu erwähnen ist, dass eine individuelle Beratung darüber erforderlich ist, ob der Klient davon ausgeht, für den stationären Bereich in den Genuss der staatlichen Förderung zu kommen. Eine Beratung zum neuen „Förderbarkeitsrisiko”, insbesondere seit der sogenannten „Abschaffung des Pflege-Vermögensregresses”, ist unverzichtbar.
- Einmalerlag ist wirklich eine sehr individuelle Sache und oft die laufende Prämienzahlung zu bevorzugen. Die Prämien sind kalkulatorisch – ohne Zinsen! – sowieso ident.
Ich finde diese Artikel in einem Konsumentenmagazin wichtig und relevant, nur bräuchte es meines Erachtens unbedingt Fachunterstützung aus unserer Branche für die Analysen auf der einen Seite. Und deutlich mehr Zurückhaltung bei den Empfehlungen auf der anderen Seite.
Marcel Mittendorfer
m.mittendorfer@verag.at
zum Artikel: „AK zu Pflegeversicherungen: Teuer, etliche Lücken”.