Fair Play und Vernunft bleiben auf der Strecke.

8.3.2010 – Es ist nicht eine Frage des Wettbewerbes, wenn einzelne Gesellschaften Bonusstufen verschenken oder erlaubte wie unerlaubte (da gab es ja Aktionen mit Schwarzgeldzahlungen für die Stufe Null) Zuwendungen gewähren. Es ist schlicht eine Aushöhlung des Bonus-Malussystems. Nicht (nur) die Unfallfreien kommen in den Bonus, sondern auch die, die dafür zahlen, oder die ein bestimmtes Auto bei einem bestimmten Händler kaufen (wie es in Wien bei BMW – und wohl auch anderen – seit Jahren der Fall ist) Wäre das jeweils eine hausinterne Stufe, dann könnte man darüber vielleicht schmunzeln, aber da diese Stufen auch weitergemeldet werden, wird damit ein vernünftiges System mutwillig zerstört. Warum?

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Rabatte und Konditionen zu vergleichen ist Maklerpflicht – aber dass ein korrekt arbeitender Makler gegen eine geschenkte Nullstufe beim Autohändler auf der Strecke bleiben muss, liegt wohl auf der Hand. Da gibt es eine Pflichtversicherung, und die wird für Marktspielchen benutzt und führt – so die Ergebnisse der Versicherungsunternehmen korrekt sind – laufend zu erheblichen Verlusten. Das ist schon eine gewisse Kunst. Den Sinn dieses Unsinns muss man aber schon einmal hinterfragen. Aber vielleicht reicht es schon, dass irgendwer für eine bestimmte Periode eine Steigerung der Prämieneinnahmen verkünden darf. Die Schäden kommen zwar sicher – aber sind erst im nächsten Jahr zu vermelden.

Jedenfalls macht die Versicherungswirtschaft das kaputt, wovon die sie lebt. Sie zerstört das Risikokollektiv, indem sie unverdiente Bonusstufen kreiert. Diese Vorgangsweise steht diametral zu allen Bemühungen – beispielsweise bei Katastrophenschäden oder der Sturmsparte –, die Kalkulationen immer feiner auf die jeweilige Gefahrensituation abzustimmen. Einer der Doyens unserer Branche hat mir bei meiner ersten Schulung über Sach- und Kfz-Versicherungen im Jahr 1978 eine prophetischen Satz gesagt: „Beim Auto san olle deppart!“

Rudolf Mittendorfer

r.mittendorfer@verag.at

zum Leserbrief: „Wettbewerb bleibt auf der Strecke”.

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