26.5.2015 – Ja – es ist richtig, dass es aus betriebswirtschaftlicher Sicht für manche Makler lohnen würde, Mehrfachagent oder nur Agent zu sein. Glücklicherweise gilt nicht nur die Betriebswirtschaft, sondern es zählt auch, wofür man sich berufen fühlt, welches Standesbewusstsein man hat und wem man sich verpflichtet fühlt.
Der Befund des Kollegen Emberger wäre glaubwürdiger, würde er auf die alten gewerberechtlichen und wettbewerbsrechtlichen Stereotypen verzichten. Denn wenn man sich auf dieses Terrain begibt, dann muss unweigerlich auch darüber gesprochen werden, dass sich viele MFA wie Makler gerieren und dem Kunden durch die Auswahl aus vielen Versicherungen auch suggerieren, eine ausgewogene Marktanalyse anzubieten.
Diese Diskussion sollte aber begraben werden, oder will Herr Emberger einfach das Provisionsthema befeuern? Seit Jahrhunderten war die Maklercourtage Teil der Versicherungsprämie, und weltweit hat sich kein Mensch daran gestoßen. Weil es niemanden auffiel? Oder weil es gar kein Widerspruch ist?
Unterstellen Sie jedem Apotheker, dass er nur zu jenen Präparaten rät, die die höchste Handelsspanne haben? Können Sie sich einfach nicht vorstellen, dass seriös und im Sinne des Kunden beraten wird?
Hat nicht gerade ein anderer Leserbriefschreiber (Agent) den Maklern „Rabattitis” vorgeworfen? Wie paßt das mit Ihrer Theorie zusammen – Rabatte, damit weniger Provision – heißt das für Sie kein provisionsunabhängiges Denken und Handeln?
Nur weil vor Jahren ein paar Großmakler in New York für bestimmte Großkunden in einer Art Kartell die Prämien hochgehalten haben, hat sich am jahrhundertealten Maklereid nichts geändert. Nur weil der Herr Staatsanwalt Spitzer daraus einen Feldzug machte und Gouverneur wurde, darf weltweit nicht das Maklergewerbe ruiniert und der Branche Ethik abgesprochen werden.
Lassen Sie ruhig den Markt entscheiden, oder noch besser, die Kunden, wo sie sich richtig aufgehoben fühlen. Die Branchenprobleme sind groß genug, die billige Provisionsrhetorik ist entbehrlich.
Rudolf Mittendorfer
zum Leserbrief: „Viele kleinere Makler täten sich als Agenten leichter”.
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