Der chinesische Finger

28.10.2011 – „Wenn Du mit einem Finger auf jemanden zeigst, weist Du mit dreien auf Dich selbst“ – sagte schon vor 2.500 Jahre der weise Konfuzius (leicht im Selbstversuch zu beweisen). So wenig es der privaten Vorsorgeindustrie gut ansteht, von einer bröckelnden staatlichen Vorsorge zu sprechen und die 2. und 3. Säule als quasi unverwundbar darzustellen, so wenig ist auch der Ausritt der AK Oberösterreich nachvollziehbar.

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Nach über 50 Novellen des ASVG und x Pensionsreformen, die allesamt mit der Conclusio endeten, dass „nun die Pensionen für Jahrzehnte gesichert“ seien, sollte man wissen, dass die demografische Bombe nicht nur existiert, sondern schon gezündet ist. Die Pensionen werden und müssen tendenziell weiter sinken – egal wie man das der Bevölkerung verkauft. Selbst wenn morgen die Geburtenrate explodieren würde, dauerte es ja rund 25 Jahre, bis dieser Babyboom im erwerbstätigen Alter wäre. Tatsächlich gehen aber demächst die Babyboomer der 60er-Jahre in Pension, und dann spätestens explodiert die gezündete Bombe.

Aber auch die Privaten haben keinen Grund zum Jubel. Nicht nur zeigt der Kapitalmarkt (zum Beispiel bei den Pensionskassen), dass Börsen keine Einbahnstraße sind, sondern die demografischen Probleme der Gesellschaft schlagen natürlich zeitverzögert auf die Wirtschaftsdynamik durch. Die großen Probleme der US-amerikanischen Wirtschaft sind maßgeblich dadurch ausgelöst, dass die eben den Baby-Boom schon 15 Jahre zuvor hatte – und nun unter den Folgen leidet (leider machen wir ja fast alles mit 10-15 Jahren Verspätung nach, was jenseits des großen Teiches passiert; die gewaltigen Folgen der einst hohen Geburtenrate Chinas und der nunmehrigen Ein-Kind-Politik stehen uns allen hingegen erst bevor).

Der einzige wirkliche und reale Schutz kann nur ein möglichst breiter Mix sein – und zwar von staatlicher Vorsorge nach dem Umlageverfahren und von privater nach dem Kapitaldeckungssystem. Beides ist notwendig – das Schlechtreden des jeweils anderen hingegen grober Unfug.

Rudolf Mittendorfer

r.mittendorfer@verag.at

zum Artikel: „Schwere Geschütze gegen private Vorsorge”.

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