Das Zähneknirschen sich geprellt fühlender Vertriebspartner

8.10.2010 – Nach mehr als 45 Jahren Branchenkenntnis auf fast allen Ebenen kann man das, was hier über die Qualität der Führungsebene bei diversen Versicherungen geschrieben wird, nur unterstreichen. Vor einigen Jahrzehnten war die Vorstandsebene wie die Brücke auf einem Schiff mit meist „gestandenen“ Fachleuten, die das Geschäft oft von der Pike auf gelernt hatten, besetzt. Da haben auch Stürme und gelegentlicher hoher Wellengang keine ernste Gefahr bedeutet.

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Das hat sich aus heutiger Sicht in leider sehr vielen Fällen grundlegend geändert und das Prinzip „hire and fire“ in den inzwischen von „Managern“ durchsetzten Führungsebenen setzt sich merklich nach unten fort, man merkt oft erst zu spät, dass diese Branche nach anderen Gesetzen als zum Beispiel Sanitärporzellan, Babynahrung oder Damenoberbekeidung zu betrachten und führen ist. Somit kommt es auf Kostengründen zum Personalabbau, bewährte Fachkräfte werden durch unerfahrene Berufsanfänger, denen aber nun kein Mensch mehr zeigen kann, wie es wirklich geht, ersetzt.

Das Ergebnis? Man spart tatsächlich – an Kundenverbindungen. An einem simplen Wasserschaden (Rohrbruch im Bad) werken 8 (acht) verschiedene ReferentInnen fast 4 Monate, zur Erledigung muss der Chef herangezogen werden, der das in einem 5-Minuten-Telefonat klärt, eine 90-Euro Fensterscheibe wird zur Chefsache mit 6 Monaten Durchlaufzeit. Oder: Eine Zusatzbedingung zur Haushaltsversicherung mit nicht einmal 2 Seiten wird zu einem Epos mit 19 (!) verschieden Bedingungswerken und weit über 100 Seiten hochstilisiert, rechnen kann das nicht einmal mehr die eigene Gesellschaft, die Prämien schwanken von 137 bis fast 1200 Euro ...

Das fällt in die gleiche Kategorie der skurrilen Produktentwicklung, von der eine große Tageszeitung schrieb: „die Versicherung, die keiner abschließen konnte“ wie auch, wenn die Frage „Waren sie jemals krank?“ mit einem „Ja“ beantwortet ein Ausschlussgrund war ...

Um das leicht chaotische BIld noch abzurunden, finden am Prämiensektor geradezu abenteuerliche Bocksprünge statt, für die Vertriebsparter allerdings mehr als frustrierend, wenn die Frage frei nach Nestroy „Wer is billiger, I oder I?“ lächelnd vom Kfz-Handel mit enormen Prämienzugeständnissen beantwortet wird. Das oft hörbare Knirschen ist nicht der Sand im Getriebe, sondern das Zähneknirschen der sich geprellt fühlenden „Vertriebspartner“.

Aber wie heißt es so schön bei Götz von Berlichingen? Irrtum, gemeint ist: Wo viel Licht, ist auch viel Schatten – und das gibt berechtigte Hoffnung.

Gerald Winterhalder

office@alcor.at

zum Artikel: „„Ohne Qualität ruiniert man die eigene Marktposition“”.

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