28.10.2008 – Immer wieder überrascht mich, wie blauäugig die einschlägigen Behörden ihre Bürger einschätzen. Das Problem der Leerverkäufe wurde bereits 1930 von Kurt Tucholsky in einem grandiosen Gedicht „verarbeitet“, und die damalige Börsenkrise wies auch sonst alle Ingredienzien der heutigen auf. Menschen lernen anscheinend nicht aus der Geschichte, oder sie vergessen sehr schnell. Auch kein Wunder, wenn beispielsweise ein Board von sechs Personen sich 25 Jahre Wertpapiererfahrung rühmt. Da gibt es viele unter uns, die alleine auf diese Zahl kommen.
Nach dem Platzen der IT-Blase hielt man kurze Zeit die Yuppies für eine Episode – aber wenn sie beispielsweise im Vorstand der Deutschen Bank sitzen, dann braucht man sich nicht zu wundern. Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert! Vor einem Jahr lehnten österreichische Finanzinstitute noch entrüstet ab, irgendetwas mit der Subprimekrise zu tun zu tun, dann wurden zitzerlweise ein paar dutzend Millionen zugegeben – jetzt gibt es ein Bankenpaket von 100 Milliarden, und plötzlich sieht man Gefahren in Leerverkäufen. Wo hat die Finanzmarktaufsicht die letzten Jahre gelebt?
Dass nun die Banken nicht nur gestützt und geschützt, sondern durch das Quasi-Verbot der Fremdwährungskredite sogar noch vor Konkurrenz geschützt werden, um ungestört fette Zinsspannen lukrieren zu können, könnte man als Treppenwitz der Geschichte abtun – wenn es nicht so katastrophale Folgen für das Land und unsere Branche hätte.
Rudolf Mittendorfer
zum Artikel: „Staat schützt Uniqa und Wiener Städtische vor Spekulanten”.
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