Befund ist durchaus richtig – aber ...

10.6.2014 – Der Befund, den Herr Rapf vorlegt, ist durchaus richtig. Als Lösung für die unbefriedigende Lage der privaten Vorsorge aber nur anzumerken, dass die Branche mehr Aufklärungsarbeit leisten muss, ist zu wenig.

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Beispiel: Im ORF gibt es eine Diskussion über Pensionen. Da sitzen alle möglichen Menschen im Kreis, ein Vertreter der privaten Vorsorgeindustrie fehlt. Warum? War es der Versicherungsbranche mit ihrem erheblichen Werbeetat nicht möglich, sich da reinzureklamieren? Können wir uns eine Diskusison über Anlagen oder Kredite vorstellen, bei der kein Banker dabei wäre?

Bei der von mir angesprochenen Diskussion saß Herr Rapf im Publikum und „durfte“ dann auch einige Worte sprechen. Statt eines flammenden Appells für die Notwendigkeit einer zeitgerecht begonnenen privaten Vorsorge gab es ein schüchternes und quasi „entschuldigendes“ Statement, dass man sich ja „eh nur als kleine Ergänzung“ sehe. So wird das sicherlich nichts – da gehört schon mehr Vehemenz und Überzeugung gezeigt.

Kein Mensch stellt das Umlagesystem in Österreich in Frage. Das braucht man nicht dauernd betonen. Aber es gehört die geradezu abenteuerliche Zweiklassen-Gesellschaft thematisiert. Beamte mit jahrzehntelangen Übergangszeiträumen, Personen aus dem sekundären geschützten Sektor (halbstaatliche Betriebe, ÖNB, Kammern ...), die teilweise den einzigen Vorteil des ASVG – die Abfertigung – mit Beamtenrechten kombinieren auf der einen Seite, und Millionen ASVG- und SVA-Versicherte, die immer schon eine deutlich schlechtere Pensionsregelung hatten und nun bei jeder „Reform“ zuerst und am meisten geschoren werden.

Wie sagte Rürup 2005 beim Wiener Maklertag? „Im Jahr 2020 werden die staatlichen Pensionen nicht mehr als 10% über dem Existenzminimum liegen!“ Auf intensive Nachfrage „besserte“ er nach: „Na gut, vielleicht 15% – aber mehr ist wirklich nicht drinnen!“

Das gehört den Menschen klargemacht. Die Demographie lässt sich nicht aushebeln und auch nicht länger kaschieren, und die Thesen von gesteigerter Wertschöpfung und hohem Wirtschaftswachstum zeigen sich auch allesamt als falsch. Worauf warten wir also noch? Bereits gestern war es zu spät, mit der Vorsorge zu starten, heute ist es zu heiß, aber morgen sollte es losgehen!

Rudolf Mittendorfer

r.mittendorfer@verag.at

zum Artikel: „„Vorsorge-Lohn schlägt Bar-Lohn“”.

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