Alternativvorschlag

27.10.2011 – Die private Versicherungswirtschaft beruht auf der Eintrittswahrscheinlichkeit einer Gefahr jedes Einzelnen. Gemessen an der Risiko-Eintrittswahrscheinlichkeit wird ein Preis ermittelt. Bei Menschen mit einer wie immer gearteten körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigung kann das Gefahrenmoment stärker oder geringer ausgeprägt sein.

WERBUNG

Dabei geht es aber nicht bloß um die Frage, wie weit ist eine private Risikogemeinschaft bereit, für diese Mitmenschen das höhere Risiko mitzutragen, sondern wo ziehe ich die Grenze zu jedweder Erkrankung, Behinderung oder letzten Endes auch einer betrieblichen Leistbarkeit etwa bei EPUs. EPUs stellen mehr als die Hälfte der Unternehmen und sind sehr oft nur auf ihre Gesundheit und mageren Ersparnisse angewiesen, dh vergleichbar beeinträchtigt. Ein Paradigmenwechsel ist keine Einbahn. Ja, das Denken ist frei und alles kann in Frage gestellt werden, wertfrei. Warum also hier so und anderswo anders?

Zu Ende gedacht, stelle ich damit den mathematischen Ansatz einer privaten Versicherung zur Gänze in Frage und damit die Versicherungswirtschaft. Diese ist aber immer schon eine unerlässliche Einrichtung der Volkswirtschaft gewesen. Ein privater Kapitalsammelpool zur Finanzierung des Gemeinwesens wie zur Absicherung privater und betrieblicher Aufgaben, unerlässlich für eine zeitgemäße Wirtschaft. Soziale Tangenten finden durch Sponsoring statt. Beides zusammen tritt aber sicher nicht anstelle der dafür eingerichteten „Sozialversicherung“.

Wertfreies Denken sollte daher erkennen, dass andere „tools“ zur Anwendung gelangen sollten. Vergleichbar den wirtschaftlichen Fördertöpfen könnten Einrichtungen geschaffen werden, die nach klaren transparenten Regeln etwa eine Art „Haftpflicht“, anbieten, um beeinträchtigten Personen Absicherungen zu ermöglichen. Mit einer „staatlichen Rückversicherung“ könnten Risikospitzen, getragen durch den Steuerzahler, für beeinträchtige Menschen leistbar werden.

Damit wäre eine Eigenvorsorge möglich, die auch positiv auf das Selbstbewusstsein wirkt, etwa nach dem Motto: Wir können uns selbst helfen und unsere Sorgen werden durch die Gesellschaft sozial = finanziell anerkannt. Gerade im Gemeinwesen gilt: „Gemeinsam sind wir stärker und alles hat seinen Platz.“

Walter Michael Fink

office@RMF.at

zum Artikel: „Nationalrat will Versicherungen auf Behinderten-Gerechtigkeit prüfen”.

Ihr Wissen und Ihre Meinung sind gefragt

Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.

Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu! Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.at.

Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.at.

weitere Leserbriefe
24.10.2011 – Rudolf Mittendorfer zum Artikel „Nationalrat will Versicherungen auf Behinderten-Gerechtigkeit prüfen” mehr ...