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Analyse: Homeoffice auf dem Rückzug

30.9.2024 – Zwar gibt es nach wie vor vielfach die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, die Nutzung dieses Arbeitsmodells hat laut einer neuen Umfrage aber an Zuspruch eingebüßt. Fehlende soziale Kontakt, die Büroausstattung, erschwerte Kommunikation, mitunter auch Bedenken, dass das Homeoffice für private Zwecke genutzt wird, sind Gründe dafür. Ein völliges Randthema ist die Vier-Tage-Woche.

Von Corona befeuert, jetzt auf dem Rückzug: Der Anteil der Unternehmen, für die Homeoffice ein Thema ist, ist gesunken. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Untersuchung, die die Unternehmensberatung Deloitte zusammen mit der Universität Wien und der Universität Graz durchgeführt hat.

2022 hatte noch in 90 Prozent der befragten Unternehmen mindestens die Hälfte der Mitarbeiter die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. 2024 sind es nur noch 73 Prozent. „Die tatsächliche Nutzung hat sich sogar noch deutlicher reduziert, nämlich von 82 Prozent auf 65 Prozent“, berichtet Deloitte.

Insgesamt wurden 352 Personen aus Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen befragt. Ein Viertel davon stammt aus dem Sektor Banken und Versicherungen. 195 Befragte haben eine leitende Position.

Fehlende soziale Kontakte, erschwerte Kommunikation

„Obwohl die Homeoffice-Nutzung nach wie vor über dem vorpandemischen Niveau liegt, scheint sie mittlerweile wieder an Relevanz zu verlieren“, sagt Juliana Wolfsberger, New-Work-Expertin bei Deloitte Österreich.

„Mitarbeitende vermissen vor allem die sozialen Kontakte und schätzen die Ausstattung ihrer Büros. Führungskräfte dagegen beklagen ein geschwächtes Zugehörigkeitsgefühl und erschwerte Kommunikation.“

Geschäftsführungen teils skeptisch

Frau mit Laptop (Karolina Grabowska auf Pixabay)
Quelle: Karolina Grabowska auf Pixabay

Vor allem Geschäftsführungen seien gegenüber dem Homeoffice-Modell skeptisch, stellt Deloitte fest.

Denn während 23 Prozent der Mitarbeiter für mehr Homeoffice aussprächen, halte rund ein Viertel der Geschäftsführungen (26 Prozent) das Homeoffice-Ausmaß für zu hoch. Mehr als ein Drittel davon fordere sogar eine weitgehende Einstellung von Remote Working, obwohl die Effizienz nicht leide.

„Ein erheblicher Teil der Führungskräfte hat weiterhin Bedenken, dass die Arbeitszeit im Homeoffice auch für private Zwecke genutzt wird“, sagt Bettina Kubicek, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Graz.

„Sorgen weitgehend unangebracht“

„Auch wenn es solche Einzelfälle gibt, zeigen Untersuchungen, dass Sorgen diesbezüglich weitgehend unangebracht sind.“

Deloitte sieht das durch die Umfrageergebnisse gestützt: 44 Prozent der Führungskräfte und 76 Prozent der Mitarbeiter bewerteten die Auswirkung von Homeoffice auf Produktivität und Leistung als positiv.

Wolfsberger meint dazu: „In der heutigen Arbeitswelt sollte Leistung an Ergebnissen statt an physischer Anwesenheit gemessen werden. Das führt nicht nur zu einer insgesamt produktiveren und motivierteren Belegschaft, sondern fördert auch Chancengleichheit im Unternehmen.“

Vier-Tage-Woche: Nachfrage, aber kaum Angebot

Gegenstand der Untersuchung war auch die „Vier-Tage-Woche“ – und sie ist offensichtlich kein großes Thema: Nur fünf Prozent der Unternehmen gaben an, sich aktuell aktiv mit ihr als potenziellem Arbeitsmodell überhaupt auseinanderzusetzen. Zugleich nehmen 45 Prozent diesbezüglich bereits gestiegene Erwartungen im Bewerbungsprozess wahrnehmen.

„Auf den ersten Blick ist die grundsätzliche Zurückhaltung hinsichtlich der Vier-Tage-Woche aus Unternehmensperspektive zu verstehen“, sagt Christian Korunka, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Wien.

Betriebe können es sich aber nicht mehr leisten, die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter rund um flexibles Arbeiten hintenanzustellen, meint Korunka. „Um angesichts des anhaltenden Fach- und Arbeitskräftemangels wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten innovative und flexible Arbeitsmodelle viel mehr zur Priorität werden.“

Zum Herunterladen

Einen Überblick über die Ergebnisse der Untersuchung „Flexible Working 2024“ kann man von der Deloitte-Website als PDF-Dokument (1,62 MB) herunterladen.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Marktforschung · Mitarbeiter
 
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