13.3.2025 – Unternehmen haben im Krisenfall heute kaum noch Zeit, sich wieder zu erholen. Gerade wenn große Unternehmen in Konkurs gehen, kommt es häufig zu Folgeinsolvenzen. Kreditversicherungen ermöglichen dann das Überleben, so der Sukkus einer Diskussion bei der R+V-Fachtagung zu Beginn dieser Woche.
Die Bedeutung der Kreditversicherung im B2B-Geschäft war Thema einer Podiumsdiskussion bei der Fachtagung „Risiko und Rendite: Strategien für mehr Sicherheit von Firmenkunden“ der R+V Allgemeine Versicherung AG.
Angesichts der massiven Zunahme der Insolvenzen in Österreich sei das Umfeld für heimische Firmen derzeit schwierig, so Elisabeth Poschauko, Leiterin Kredit und Kaution bei der R+V. Umfragen zufolge seien 71 Prozent der österreichischen Unternehmen von Zahlungsausfällen betroffen.
Früher hätten Unternehmen Zeit gehabt, wenn sie in eine Krisensituation kommen, heute gebe es kaum noch Zeit, sich zu erholen. Dies sei herausfordernd, und überdies sei ein weiterer Anstieg der Insolvenzen zu erwarten.
Es gebe zwar Betrugsfälle, dies sei aber nicht die Regel, betonte Hadi Hashemi, Chief Underwriter Kredit und Kaution. Hauptsächlich habe man es mit Insolvenzen zu tun, die auf die steigenden Zinsen oder Lieferanten- bzw. Rohstoffprobleme zurückzuführen seien.
Häufig seien derzeit Folgeinsolvenzen: Hier handle es sich um einen Dominoeffekt, wenn große Unternehmen insolvent werden. Kleine Unternehmen „können nichts dafür“, wenn ihre gro0en Auftraggeber nicht zahlen können, betont Hashemi.
Nur mit einer Warenkreditversicherung sei es dann möglich zu überleben. Aber nicht nur bei einer Insolvenz, auch bei Zahlungsverzug helfe die Warenkreditversicherung, Unternehmen liquide zu halten, so Poschauko. Damit könnten Kontokorrentlinien schnell wieder freigespielt werden.
Als Versicherungsfall gelte ein Zahlungsverzug zwei Monate nach Fälligkeit, erläutert Hashemi. Der Versicherer ersetze den weitaus größten Teil der Forderung und versuche den Rest einzutreiben: „Man muss nicht warten, bis der Kunde in Konkurs ist.“
Gerade wenn bisherige Kunden insolvent werden, sei es nötig, neue Märkte und/oder neue Kunden auf sicherer Basis zu erarbeiten. Auch dabei sei die Warenkreditversicherung sinnvoll, weil es oft noch an Erfahrungen mangle und man die Kunden noch nicht kenne, so Poschauko.
Und auch neugegründete Unternehmen können versichert werden; gerade für diese könnte ein Zahlungsausfall ja gleich wieder das Ende bedeuten.
Hashemi betont auch die laufende Überwachung der Bonität. Dies sei für Unternehmen wichtig, die in langfristigen Projekten beschäftigt sind. Oft sei die Bonität des Kunden zu Beginn des Projekts gut, Probleme würden erst am Ende auftauchen. „Wir stehen bis zum Ende eines Auftrags zu unserem Wort.“
Leistbarkeit sollte dabei kein Thema sein, so Hashemi: Die Kosten für die Versicherung würden im Bereich von zwei bis acht Promille des Umsatzes liegen, das könne sich auch ein kleineres Unternehmen leisten. Schließlich bedürfe es eines großen Umsatzes, um einen Ausfall zu kompensieren.
Florian Seipka, Underwriter Kredit-/Kautionsversicherung, ging anschließend auf die insbesondere für Unternehmen aus den Bereichen Bau, Baunebengewerbe, Maschinenbau und Industrie wichtige Garantieversicherung ein.
Anwendungsfall seien vor allem Anzahlungen. Entscheidend sei, dass dabei das zugrundeliegende Rechtsgeschäft nicht geprüft wird. Der Begünstigte der Garantie werde vom Versicherer bezahlt, der dann das Unternehmen in Regress nehmen kann.
Vorteil für das versicherte Unternehmen gegenüber einem Haftrücklass sei, dass die Banklinien geschont werden. Durch die Versicherung verfüge es über mehr freie Liquidität.
Abgerundet werden könne das Zusammenspiel der Versicherungen für Unternehmen schließlich durch eine Vertrauensschadenversicherung, betonte Christian Narten, Underwriter Kredit-/Kautionsversicherung.
Bei dieser handle es sich um die am meisten unterschätzte gewerbliche Versicherung, die an sämtliche anderen Produkte wie Kredit-, Cyber- oder D&O-Versicherung anknüpft und als einzige auch Vorsatz umfasst (Diese Versicherung war auch Thema bei der R+V-Fachtagung 2024; VersicherungsJournal 5.3.2024).
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