17.2.2021 – Führungskräfte fühlen sich über D&O Versicherungen gut bis mittelmäßig vertraut, so das Ergebnis einer Umfrage. Eine knappe Mehrheit jener, für die eine solche Versicherung existiert, kennt allerdings die Details der Polizze nicht. Und fast jeder Dritte findet die verfügbaren Informationen nicht ausreichend neutral und praktikabel.
Spätestens seit den Wirecard- und Commerzialbank-Skandalen ist klar: Der Aufsichtsrat ist kein „Honoratioren-Club“, sondern das Überwachungs- und Kontrollorgan von Unternehmen. Und dass der Vorstand seinen Job höchst sorgfältig macht, davon gehen wir alle täglich aus.
Wenn jedoch der Vorstand bzw. die Geschäftsführung und/oder der Aufsichtsrat ihre Sorgfaltspflichten verletzen, drohen teure Haftungen für dadurch verursachte Schäden.
Gegen solche Schäden gibt es die D&O (Directors-and-Officers) Versicherung: eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, die Unternehmen für ihre Organe abschließen können.
Dass es in Österreich da noch Luft nach oben gibt, zeigt eine repräsentative Umfrage, die die Board Search GmbH erstmals durchgeführt hat.
Das österreichische Dienstleistungsunternehmen ist auf die Suche nach qualifizierten Aufsichtsorganen im deutschsprachigen Raum spezialisiert und verfügt mit seinen internationalen Kooperationspartnern über ein weltweit aktives Netzwerk.
Die Befragung zum Thema D&O-Versicherung war eine Premiere und adressierte Board Searchs Netzwerk im gesamten deutschsprachigen Gebiet. Befragt wurden 246 Führungskräfte, von denen 31,7 Prozent den Fragebogen vollständig beantwortet haben. 67 Prozent davon stammen aus Österreich.
D&O-Versicherung ist noch immer ein sperriges Thema: Bei der Frage „Wie gut fühlen Sie sich mit dem Thema D&O-Versicherung vertraut? (das heißt: Begriff und Nutzen bekannt, Umfang und Grenzen der Versicherung bekannt) liegt die Selbsteinschätzung der Führungs- und Aufsichtsorgane zwischen gut und befriedigend. Der Durchschnittswert belief sich auf 2,3 auf der Schulnotenskala, wobei 1 für „sehr vertraut“ steht, 5 für „nicht vertraut“.
Zwar ist für 70 Prozent der antwortenden Führungs- und Aufsichtsorgane in „ihrem“ Unternehmen eine D&O-Versicherung abgeschlossen worden, aber für immerhin 30 Prozent nicht: „weil es vom Dienstgeber nicht vorgesehen ist“.
Positiv ist zweierlei. Erstens, dass 93 Prozent jener, die mit einer D&O-Versicherung abgesichert sind, diese noch nicht in Anspruch nehmen mussten. Und zweitens, dass all jene, die sie schon in Anspruch nehmen mussten, mit ihrer Versicherung zufrieden waren.
Was hingegen weniger positiv ist: Nur 48 Prozent der D&O-Versicherten kennen ihre Polizze mit den Versicherungsbedingungen im Detail – die Mehrheit von 52 Prozent jedoch nicht.
Die wichtigste Quelle, wo sich Führungs- und Aufsichtsorgane zum Thema D&O-Versicherung informieren bzw. informieren würden, wenn sie Fragen haben, ist das eigene Unternehmen, gefolgt vom „Berater meines Vertrauens“.
Auf Platz drei rangieren gleichauf „in meinem Netzwerk“ und „bei der Versicherungsgesellschaft meines Vertrauens“. Fachmedien und Internet werden hingegen nur eher selten als Informationsquelle herangezogen.
Wobei auch beim Wissensstand noch Luft nach oben ist: Denn immerhin 30 Prozent fühlen sich aus all den Quellen nicht ausreichend neutral und praktikabel informiert.
Die Umfragepremiere brachte aber auch einige Vorschläge von Mitwirkenden, wie D&O-Versicherungen „anwendungsfreundlicher“ werden könnten bzw. sollten.
Dazu zählt etwa, zielgruppengenauere Polizzen anzubieten, also beispielsweise eigenständige Angebote für das Top-Management bis zum C-Level und separat für den Aufsichtsrat, bessere Versicherungsprodukte für die Zeit nach Beendigung der Position und vor allem der Haftung „danach“.
Laut Josef Fritz, Managing Partner von Board Search, war dies die erstmalige Befragung einer elitären Teilnehmerschaft mit repräsentativem Branchenquerschnitt aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zum Thema D&O-Versicherung. Die Teilnehmer seien – zum Teil sehr bekannte – Vorstände, Aufsichtsräte bzw. Geschäftsführer gewesen.
Was die Ergebnisse betrifft, meint Fritz: „Beim Thema D&O-Versicherung sind wir im deutschsprachigen Raum zwar auf gutem Weg, aber es geht noch mehr und besser.“
Das Interesse von Seiten der Zielgruppen sei da, und gute Information von Produktgebern und Intermediären sei immer erwünscht. Deshalb wolle man die Befragungsergebnisse auch bei geeigneten Ansprechpartnern einbringen, um den Dialog zu fördern.
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