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Berufsunfähigkeitsversicherung: Umdenken dringend nötig!

23.7.2024 – Durch die Doppelbesteuerung würden Menschen, die sich privat absichern wollen, Knüppel zwischen die Beine geworfen, kritisiert Dialog-Österreich-Chef Willi Bors im Gespräch mit dem VersicherungsJournal. Statt einer Bestrafung durch eine zu hohe Steuerlast wären finanzielle Anreize nötig.

Dialog-Österreich-Chef Willi Bors (Bild: Dialog)
Dialog-Österreich-Chef Willi Bors
(Bild: Dialog).

Willi Bors ist Direktor Österreich der Dialog Lebensversicherung AG. Im großen Sommerinterview haben wir mit ihm über Wünsche an die Politik, über Möglichkeiten der Einbindung der Arbeitgeber und über geänderte Risiken gesprochen.

VersicherungsJournal: Bei einer Veranstaltung des VersicherungsJournals haben Sie im heurigen Frühjahr die rückläufige Entwicklung der Berufsunfähigkeitsversicherung in Österreich erwähnt und Anreize zur Vorsorge eingefordert. Welche Wünsche haben Sie an die nächste Regierung? Wie realistisch schätzen Sie es ein, dass es von Seiten der Politik zu Maßnahmen (vor allem im Bereich der Steuern) kommt?

Bors: Wir haben von Seiten der Dialog schon seit Langem darauf hingewiesen, dass es politisch inkonsequent ist, einerseits die staatliche Unterstützung bei längerfristigem Ausscheiden aus dem Berufsleben deutlich zu reduzieren, während andererseits denjenigen, die sich privat absichern möchten, durch die Doppelbesteuerung Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Das muss endlich aufhören, unabhängig davon, wer die zukünftige Regierung stellt.

VersicherungsJournal: Sie haben auch von einem nötigen „Schulterschluss“ gesprochen. Wer müsste hier Ihrer Meinung nach aktiv werden? Wie könnte das aussehen? Was muss geschehen, dass die Politik die Anliegen wahrnimmt?

Bors: Durch die Verlagerung der Kosten für die Absicherung der Arbeitskraft, weg von der Solidargemeinschaft aus Arbeitnehmern und Arbeitgebern hin zur privaten Verantwortung, werden zwar die Lohnnebenkosten geschont, nicht aber der private Geldbeutel.

Hier sollte der Staat dem Einzelnen finanzielle Anreize bieten, statt ihn durch eine zu hohe Steuerlast zu bestrafen. Denn die Versicherungsbeiträge bezahlt der Kunde aus seinem versteuerten Nettoeinkommen. Dann kommt die Versicherungssteuer obendrauf und am Ende werden im Leistungsfall die Pensionen zusätzlich besteuert. Wobei letztere Steuerlast umso höher ausfällt, je jünger der Kunde im Leistungsfall ist. Hier muss dringend ein Umdenken erfolgen!

VersicherungsJournal: Eine von Ihnen aufgezeigte Möglichkeit zur Attraktivierung der BU wäre es, die Arbeitgeber einzubinden. Welche Voraussetzungen wären dafür nötig? Wie könnte das in der Praxis ablaufen?

Bors: In Zeiten von Fachkräftemangel buhlen die Arbeitgeber in vielen Branchen um gut ausgebildete Arbeitnehmer. Wenn sich Unternehmen an der Finanzierung der finanziellen Absicherung von Arbeitskraftverlust beteiligen, steigern sie ihr Image und werden zu attraktiveren Arbeitgebern im Kampf um die begehrten Talente.

VersicherungsJournal: Weg von körperlichen Abnutzungserscheinungen hin zu psychischen Erkrankungen oder Long-Covid: In den letzten Jahren haben sich die Risiken deutlich geändert. Welche Entwicklungen erwarten Sie in der Zukunft? Welche Risiken werden zu- bzw. abnehmen? Und wie kann die Versicherungswirtschaft darauf reagieren?

Bors: Besorgniserregend ist in unseren Augen vor allem der Umstand, dass viele Kinder und Jugendliche auch heute noch unter psychischen Folgen aus der Zeit der Corona-Pandemie leiden. Das sind die Auszubildenden und Berufsanfänger von morgen, die dann eine hochwertige und gleichzeitig bezahlbare BU-Absicherung benötigen.

Andererseits gibt es auch positive Tendenzen, zum Beispiel. in der Pharma-Forschung. Dort ist man mit Hochdruck an der Weiterentwicklung von mRNA-Impfstoffen mit dem Ziel einer besseren Behandlung bei Krebserkrankungen.

Bei der Dialog sind aktuelle Tendenzen bei den Leistungsursachen bereits eingepreist. Ziel ist die größtmögliche Beitragsstabilität. Seit ihrer Gründung vor mehr als einem halben Jahrhundert hat die Dialog nie ihre Prämien im Bestand anpassen müssen. Das soll sich auch zukünftig nicht ändern.

VersicherungsJournal: Prävention bekommt eine immer größere Bedeutung für Versicherer - von der Kranken- bis zur Cyberversicherung. Können Versicherer auch in der BU zur Prävention beitragen? Wie?

Bors: Erfahrungen aus dem Markt zeigen, dass sich die Kunden in Präventionsfragen eher an ihren Kranken- als an ihren Lebensversicherer wenden. Bei der BU ist es das Ziel, den Kunden im Leistungsfall bestmöglich zu unterstützen. Eine schnelle Rückkehr in das Erwerbsleben dient dem einzelnen Betroffenen genauso wie der Versichertengemeinschaft.

Die Dialog bietet hier vielfältige finanzielle Unterstützungen von Umorganisationshilfen für Selbständige über Rehabilitationszuschüsse bis zur Wiedereingliederungshilfe, die sogar mehrfach in Anspruch genommen werden kann. Letztlich kommt es auf das Gesamtpaket an.

Bereits beim Vertragsabschluss sollte der gewählte Tarif alle individuellen Kundenwünsche berücksichtigen können. Während der Laufzeit sollten möglichst viele Anpassungen an sich wandelnde Lebensumstände ohne erneute Gesundheitsprüfungen möglich sein. Und schließlich sollte der Kunde im Leistungsfall die bestmögliche Betreuung erfahren.

Das Gespräch führte

 
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