3.2.2025 – Für die Wiener Städtische war 2024 mit 227 Millionen Euro und rund 71.000 Schäden das bislang teuerste Jahr, was Naturkatastrophen betrifft. Risikomanager WTW nennt das Natkat-Geschehen „beispiellos“ – nötig seien verbesserte Risikomodellierung, innovative Versicherungslösungen sowie Anpassungs- und Eindämmungsmaßnahmen, um dem Klimawandel zu begegnen.
2024 sei das schadenträchtigste Jahr der Unternehmensgeschichte gewesen, was Unwetterschäden betrifft, teilt die Wiener Städtische Versicherung AG mit.
„Mit 227 Millionen Euro und rund 71.000 Schäden übertrifft 2024 das bisherige Rekordjahr 2021 deutlich“, sagt Generaldirektor Ralph Müller. Damals waren es rund 200 Millionen Euro.
Allein das September-Sturmtief „Anett“ habe innerhalb von nur vier Tagen mehr als die Hälfte des gesamten Schadensvolumens 2024 verursacht, so Müller. Rund 129 Millionen Euro und knapp 21.000 Schadensfälle waren nach Angaben der Städtischen die Bilanz dieses Ereignisses.
Die Auswirkungen des Klimawandels zeigten sich mittlerweile in höheren und auch häufigeren Schäden, so die Städtische. Die Unwetterereignisse würden zudem teils kleinräumiger.
Ein Grund für die extremen Niederschläge sei die zunehmende Luftfeuchtigkeit: Pro Grad wärmerer Luft sind sieben Prozent mehr Wasserdampf in der Atmosphäre.
„Von 2010 bis 2019 lagen die Schäden im Schnitt bei rund 70 Millionen Euro pro Jahr, die letzten fünf Jahre stieg der jährliche Durchschnitt um mehr als 120 Prozent“, berichtet Müller. Seit 2010 habe sie insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro für Unwetterschäden ausgezahlt.
Der Anstieg sei „zum Teil inflationsbedingt, zum Großteil jedoch auf häufigere und intensivere Unwetter zurückzuführen“.
Bei Hochwasser und Überschwemmung können nur limitierte Deckungen angeboten werden, merkt die Städtische an. „Rund 75 Prozent haben lediglich eine Basisdeckung von maximal 20.000 Euro bei Abschluss einer Bündelversicherung von Eigenheim- und Haushaltsversicherung.“. Je nach Risikolage sei eine Höherversicherung möglich.
Müller: „Wir empfehlen einen jährlichen Polizzencheck, um zu prüfen, ob die Versicherungssumme angepasst werden muss, damit es im Schadensfall zu keiner Unterversicherung kommt.“
Der Risikomanager und Makler WTW (Willis Towers Watson), der letzte Woche seine „Natural Catastrophe Review 2024“ veröffentlicht hat, spricht von „beispiellosen“ Naturkatastrophen im Jahr 2024. Sie seien weiterhin eine Belastung für die globalen Versicherungsmärkte.
Weltweit beliefen sich die versicherten Schäden laut WTW auf über 140 Milliarden US-Dollar. Damit seien sie das fünfte Jahr in Folge über der Marke von 100 Milliarden Dollar gelegen.
Erwähnt werden etwa die großflächigen Überschwemmungen in Spanien Ende Oktober, die mit 3,7 Milliarden Dollar die höchsten versicherten Schäden in der Geschichte des Landes gewesen seien, sowie die höchsten versicherten Schäden in Kanada (5,6 Milliarden Dollar) und im Herbst die Hurrikans „Helene“ und „Milton“ (zusammen 45 Milliarden Dollar).
Der gesamtwirtschaftliche Schaden überstieg WTW zufolge 350 Milliarden Dollar – für WTW ein neuerliches Indiz für eine unzureichende Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimarisiken. Die Lücke in der Naturkatastrophen-Deckung betrage geschätzt 60 Prozent.
WTW macht in dem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass die Erderwärmung, gemessen am vorindustriellen Niveau, 2024 erstmals die 1,5-Grad-Marke überschritten hat. Das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus hatte dies Anfang 2025 bestätigt.
Gründe für die wachsenden finanziellen Auswirkungen von Naturkatastrophen verortet WTW in einem Anstieg der Anzahl und des Werts gefährdeter Güter bedingt, ebenso spiele aber der Klimawandel eine zunehmend wichtigere Rolle.
Aus Sicht von WTW ergibt sich daraus die Notwendigkeit zu verbesserter Risikomodellierung, „innovativen Versicherungslösungen“ und „proaktiver Anpassung“. Auch Eindämmungsmaßnahmen, mit denen die „zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels aus Wirtschaft und Gesellschaft“ angegangen wird, seien nötig.
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