4.12.2024 – Die österreichischen Versicherungen blieben trotz der Unwetterschäden profitabel, so die Finanzmarktaufsicht. Das gesamte Prämienvolumen stieg in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres um knapp 4,2 Prozent an, der starke Anstieg der Aufwendungen für Versicherungsfälle hat allerdings zum Rückgang des versicherungstechnischen Ergebnisses geführt. Dank eines besseren Finanzergebnisses legte das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 5,6 Prozent zu.
Trotz der erheblichen Versicherungsschäden aufgrund der Unwetter in Österreich und den Nachbarländern im September würden Österreichs Versicherungsunternehmen eine stabile Ertragslage bei steigendem Prämienvolumen und verbesserter Solvabilität zeigen.
Das ist das Resümee der heimischen Finanzmarktaufsicht (FMA) in einer Pressemitteilung anlässlich der Veröffentlichung ihres Berichts zum dritten Quartal der österreichischen Versicherungswirtschaft.
Allerdings hätten die Unwetterschäden wie erwartet für einen erheblichen Anstieg bei den Aufwendungen für Versicherungsfälle und in der Folge zu einem negativen versicherungstechnischen Ergebnis in der Schaden- und Unfallversicherung geführt.
Im dritten Quartal stiegen die verrechneten Prämien gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 4,19 Prozent auf 5,29 Milliarden Euro; rund 62 Prozent aller Prämien wurden in der Schaden- und Unfallversicherung generiert.
In den ersten neun Monaten des Berichtszeitraums summierten sich die Prämieneinnahmen auf 17,93 Milliarden Euro, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 5,72 Prozent bedeutet.
Prämieneinnahmen in der Lebensversicherung stiegen Year-to-date um 1,08 Prozent auf 3.840 Millionen Euro. Während es in der fonds- und indexgebundenen Lebensversicherung nur ein leichtes Plus von 1.040 auf 1.044 Millionen Euro gab, stiegen die Einmalprämien von 395 auf 479 Millionen.
Die Prämieneinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung erhöhten sich in den ersten drei Quartalen um 6,28 Prozent auf 11.715 Millionen Euro, in der Krankenversicherung um 11,15 Prozent auf 2.377 Millionen.
Sparte | Verrechnete Prämien | Aufwendungen | ||
---|---|---|---|---|
Q3 2024 | +/- | Q3 2024 | +/- | |
Angaben in Mio. Euro. – Quelle: FMA. | ||||
Schaden/Unfall | 3.296,83 | +3,65 % | 3.294,71 | +27,70 % |
Leben | 1.189,54 | +1,26 % | 1.435,86 | -2,92 % |
Kranken | 798,89 | +11,38 % | 489,37 | +15,90 % |
Gesamt | 5.285,26 | +4,19 % | 5.219,93 | +16,48 % |
Aufwendungen für Versicherungsfälle beinhalten in der Statistik der FMA sowohl Zahlungen für Versicherungsfälle als auch die Veränderung der Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle.
Die Gesamtsumme dieser Aufwendungen erhöhte sich von Jänner bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,1 Prozent auf 14,17 Milliarden Euro.
Vor allem der massive Anstieg im dritten Quartal hat dazu geführt, dass die Aufwendungen für Versicherungsfälle in der Schaden- und Unfallversicherung in den ersten neun Monaten um 17,0 Prozent auf 7.655 Millionen Euro gestiegen sind.
Der Rückgang der Aufwendungen in der Lebensversicherung um 4,7 Prozent auf 4.962 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen ist maßgeblich auf die um 13,2 Prozent niedrigeren Zahlungen für Rückkäufe zurückzuführen.
„Getrieben durch die Schaden-/Unfallversicherung“ habe sich das versicherungstechnische Ergebnis, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, in den ersten drei Quartalen „signifikant“ um 31,6 Prozent auf 249,6 Millionen Euro verschlechtert, schreibt die FMA in der Pressemitteilung.
Gleichzeitig hat sich aber das Finanzergebnis dank der um 5,05 Prozent höheren Kapitalerträge und der um 10,86 Prozent niedrigeren Kapitalaufwendungen deutlich verbessert. Es stieg um 11,32 Prozent auf 2.132 Millionen Euro.
Zusammen führte dies zum Anstieg des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 5,63 Prozent auf 1.149 Millionen Euro.
Sparte | Versicherungstechnisches Ergebnis | Ergebnis d. gewöhnl. Geschäftstätigkeit | ||
---|---|---|---|---|
Q1-3 2024 | +/- | Q1-3 2024 | +/- | |
Angaben in Mio. Euro. – Quelle: FMA. | ||||
Schaden/Unfall | -12,00 | n.a. | 818,16 | -0,61 % |
Leben | 103,33 | +56,73 % | 175,13 | +10,08 % |
Kranken | 158,30 | +48,49 % | 155,30 | +47,78 % |
Gesamt | 249,64 | -31,60 % | 1.148,60 | +5,63 % |
Die Summe aller Assets zu Marktwerten (ohne die fonds- und indexgebundene Lebensversicherung) lag Ende September bei rund 108,45 Milliarden Euro, was einem Zuwachs um 4,68 Milliarden oder 4,51 Prozent auf Jahressicht entspricht.
Die stillen Reserven der Kapitalanlagen (ebenfalls ohne die fonds- und indexgebundene Lebensversicherung) stiegen per Ende September auf 14,09 Milliarden Euro. Das bedeutet ein Plus gegenüber dem Vorquartal um 13,96 Prozent und seit Jahresbeginn um 7,26 Prozent.
Mit 93,05 Prozent stellt der weitaus größte Teil der anrechenbaren Eigenmittelbestände österreichischer Versicherungsunternehmen den höchsten Qualitätsgrad („Tier 1“) dar. Gegenüber dem Vorjahr (93,26 Prozent) blieb dieser Anteil nahezu unverändert.
Darüber hinaus würden 87,5 Prozent aller Versicherungsunternehmen einen Solvabilitätsgrad von mehr als 200 Prozent aufweisen (30.9.2023: 90,63 Prozent); der Median liegt bei 263,49 Prozent (30.9.2023: 266,40 Prozent).
Der „Quartalsbericht Q3 2024 Versicherungsunternehmen“ kann als PDF-Dokument (192 KB) von einer Website der FMA heruntergeladen werden.
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