7.10.2024 – Die durchschnittliche Deckungsrückstellung der Männer ist im Pensionskassensektor mehr als doppelt so hoch wie jene der Frauen, lautet eine der Feststellungen der FMA. Große Herausforderungen sieht die Behörde nach einem „Klima-Stresstest“ in Bezug auf „klimagefährdende Vermögenswerte“. Deren Anteil am Portfolio betrage „noch immer 26 Prozent“.
Das System sei stabil, die Veranlagungsperformance aber volatil, es gebe Herausforderungen: So beschreibt die Finanzmarktaufsicht (FMA) die Situation im Pensionskassensektor. Die Behörde hat am Freitag ihren „Bericht zur Lage der österreichischen Pensionskassen 2024“ veröffentlicht.
Zur Jahresmitte waren 1.081.514 unselbständig Erwerbstätige in das Pensionskassensystem einbezogen. 86 Prozent sind als Anwartschaftsberechtigte noch in der Ansparphase.
„Daher sind die jährlichen Einzahlungen in dieses System mit 1,4 Milliarden Euro nach wie vor höher als die Summe der auszuzahlenden Leistungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro“, berichtet die FMA.
98 Prozent der Anwartschaftsberechtigten haben eine beitragsorientierte Pensionszusage.
Die tatsächliche Pensionshöhe hänge also von der langfristigen Veranlagungsperformance und damit von der Kapitalmarktentwicklung ab. „Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre beträgt die Performance +3,11 Prozent.“
Lediglich zwei Prozent haben eine leistungsorientierte Zusage, also eine im Vorhinein garantierte Höhe der Zusatzpension. Das dafür erforderliche Kapital mache aber rund ein Fünftel des Gesamtvermögens der Pensionskassen aus.
Die betriebliche Kollektivversicherung (BKV) „fristet mit einem seit Jahren stagnierenden verwalteten Vermögen von rund 1,1 Milliarden Euro nach wie vor ein Schattendasein“, fügt die Behörde hinzu.
46 Prozent der Anwartschafts- und Leistungsberechtigten sind Frauen. Ihr Anteil an der – für die Pensionshöhe letztlich relevanten – Deckungsrückstellung beträgt unterdessen lediglich 27 Prozent.
„Daher ist die durchschnittliche Deckungsrückstellung der Männer mit 32.466 Euro mehr als doppelt so hoch wie jene der Frauen (Euro 14.234)“, stellt die FMA fest.
Dies spiegle die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen sowie deren höheren Anteil bei Teilzeitbeschäftigung sowie die Karenzzeiten wider – und führe zu einer nicht einmal halb so hohen Zusatzpension.
Was die Performance betrifft, hält die FMA fest, dass die Pensionskassen angesichts ihres langfristigen Veranlagungshorizonts „und eines nach wie vor niedrigen und vor allem planbaren Liquiditätsbedarfs“ eine „durchaus aktive Veranlagungsstrategie mit einem höheren Ertrags-/Risikoprofil“ verfolgen können.
Dies habe aber eine volatile Veranlagungsperformance zur Folge. „So schwankte das Veranlagungsergebnis in den vergangenen zehn Jahren zwischen +11,6 Prozent (2019) und –9,7 Prozent (2022); 2023 betrug es +6,4 Prozent, im ersten Halbjahr 2024 betrug es +4,0 Prozent.“
Die acht Pensionskassen verwalteten zum 30. Juni 2024 ein Vermögen von 27,6 Milliarden Euro.
Die Pensionskassen halten zwar mehr als 95 Prozent in Investmentfonds, passen die Strategie aber aktiv an: „So senkten sie etwa angesichts des Niedrigzinsumfeldes von Ende 2012 bis Mitte 2024 den durchgerechneten Anteil an Anleihen von 58,0 Prozent auf 36,6 Prozent, der Anteil an Aktien erhöhten sich hingegen von 24,4 Prozent auf 36,9 Prozent.“
Der Anteil „klimagefährdender Vermögenswerte“ im Portfolio beträgt laut FMA „noch immer 26 Prozent“ (2023: 28 Prozent); diese seien vor allem den Sektoren fossile Energie und Immobilien zuzuordnen.
Die FMA hat die Pensionskassen daher 2024 einem „Klima-Stresstest“ unterzogen. Das Basisszenario habe eine Wertminderung um 3,5 Prozent ergeben, das erste adverse Szenario eine um 5,8 Prozent und das zweite adverse eine von 16,1 Prozent. „Hier stehen also die Pensionskassen noch vor großen Herausforderungen.“
Der „Bericht zur Lage der österreichischen Pensionskassen 2024“ kann als PDF-Dokument von der FMA-Website heruntergeladen werden.
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