Unnötige Diskussion

8.4.2010 – Wenn sich jemand bemüßigt fühlt, nur gegen Honorar zu beraten, dann braucht man dazu weder eine Gesellschaft gründen, noch irgendwelche Einstiegshilfen. Jeder Makler ist auch Berater in Versicherungsangelegenheiten und kann Honorare legen. Auch das Nebeneinander von Provision und/oder Honorar ist gesetzlich geregelt. Faktum ist, dass katholisch geprägte Länder wie Österreich keine Kultur für den Wert von Dienstleistungen haben. Das zeigt das Beispiel der zugrunde gegangenen kleinen Elektrohändler, deren Beratung in Anspruch genommen wurde, während das Gerät dann im Supermarkt gekauft wurde.

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Solche Erfahrungen hindern viele nicht daran, im Honorar die Zukunft zu sehen – vor allem in Brüssel, und auch in vielen Ländern der EU, wo teilweise bereits Provisionsverbote umgesetzt worden sind. Der Fachverband hat schon vor mehreren Jahren einen eigenen Ausschuss gegründet, welcher unter anderem des öfteren vor Ort in Brüssel war, um unseren Standpunkt für die Provision darzulegen. Dazu braucht es weder einen Wahlkampf einer wahlwerbenden Gruppe (alle haben sich für die Provision ausgesprochen), noch sonstige martialische Ansagen.

Auch Funktionäre, welche nicht im Fachverband saßen, werden wohl von diesen Vorgängen wissen – schon deshalb, weil doch ein entsprechender Radiospot aus Belgien „mitgenommen“ worden ist. Es ist auch nicht notwendig, auf jene loszuschlagen, welche durch zusätzliche Beratungsleistungen Honorar verrechnen. Die Frage kann doch nicht lauten „Provision oder Honorar?“, sondern „Provision und Honorar“. Wenn man nur einigermaßen kostenwahr agiert, wird jeder Makler im Breitengeschäft feststellen, dass mit der Provision alleine die Aufgaben des Maklers nicht kostendeckend erfüllt werden können.

Nochmals: Alle relevanten Kräfte im Fachverband und den Fachgruppen stehen zur Provision und es wird intensivst dafür gekämpft. Dass diese Bemühungen nicht für öffentliche Diskussionen geeignet sind, ist sicherlich verständlich. Jene, die ständig gegen die Provision agitieren sollten wissen, dass sie damit nicht nur die Branche schädigen, sondern einen volkswirtschaftlichen Kollateralschaden erzeugen. Der unabhängige Vertrieb von Vorsorgeprodukten wird durch vordergründige (und grundfalsche) „Sparüberlegungen“ massiv einbrechen und der Markt wird sich (noch mehr) Richtung jener bewegen, welche nicht beraten, nicht vergleichen, sondern am Schalter ihre hauseigenen Produkte verklopfen.

Irgendwann in vielen Jahren wird dann eine qualifizierte Minderheit draufkommen, dass Vorsorgeberatung mehr ist als das Nebeneinanderlegen von ein paar Tarifen. Dann ist die Milch aber längst verschüttet und die Strukturen eines wertvollen Berufes sind vernichtet. Daher kann ich nur neuerlich an die Solidarität und Vernunft aller appellieren: Das Thema Provision ist keines, bei dem etwas zu gewinnen ist. Wie glauben denn Angestellte und Agenten gegen provisionsfreie Produkte zu bestehen (da gibt es ja einige Spezialisten die meinen, das Provisionsverbot gelte nur für Makler)?

Diese Diskussion ist ein Humbug, denn bei allen sonstigen Argumenten muss doch gesagt werden, dass unser Geschäft in weiten Bereichen ein Gröscherlgeschäft ist. Man zeige mir einmal vor, wie man sinnvoll Honorare für Kfz, Haushalt, RS, Eigenheim, Unfall etc. verrechnen soll? Was kosten die Buchungszeile, das ver-usten, das mahnen etc...? Also Schluss mit Kleinkrieg und künstlichen neuen Wahlparolen. Die Provision ist die kostengünstigste Entlohnungsforum für alle Beteiligten, die Versicherungsindustrie, die Berater und auch - und vor allem – die Konsumenten.

Rudolf Mittendorfer

r.mittendorfer@verag.at

zum Artikel: „Starthilfe bei Honorarberatung”.

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