11.12.2025 – Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse ist der Finanzsektor stabil geblieben, betont FMA-Vorstand Helmut Ettl. Die Finanzbranche sei Teil der Lösung, nicht Teil des Problems. Simplifizierung soll Erleichterungen bringen und die Effizienz steigern. Für Versicherungen gebe es aber einige Herausforderungen zu meistern.

Der österreichische Finanzmarkt sei „ganz gut aufgestellt“, erklärte Mariana Kühnel, seit Juli Vorstandsmitglied der heimischen Finanzmarktaufsicht (FMA), bei der Präsentation der Ziele und Aufsichtsschwerpunkte für das kommende Jahr.
Allerdings gebe es einige Herausforderungen, vor allem globale Risiken würden zunehmen. Österreich als offene Volkswirtschaft mit starker Exportorientierung sei bezüglich dieser Risiken besonders exponiert.
Vorstand Helmut Ettl ergänzt, dass der Finanzsektor trotz der längsten Rezession der Nachkriegszeit stabil geblieben sei: Der Finanzsektor sei Teil der Lösung, nicht Teil des Problems. Und er sei in der Lage, den Wirtschaftsaufschwung zu unterstützen.
Zu dieser positiven Situation habe auch die Arbeit der FMA in den vergangenen Jahren beigetragen, so Ettl. Sie habe nach der Jahrhundertfinanzkrise ab 2008 „Sicherheitsnetze gebaut“, es wäre verantwortungslos und fahrlässig, jetzt zu deregulieren oder Kapitalquoten zu senken.
Allerdings: Entbürokratisierung, Vereinfachung und Effizienzsteigerung seien derzeit in ganz Europa Thema, so Kühnel. Dazu wolle auch die FMA einen Beitrag leisten. Es gehe um eine „Aufsicht am Puls der Zeit“, die Risiken von heute und morgen im Blick hat und offen ist für Innovationen.
95 Prozent der Regulierung werden aber nicht in Österreich gemacht, so Ettl. Die FMA bringe ihre Ideen daher auch auf europäischer Ebene ein. Außerdem sei die FMA nicht Regulierungs-, sondern Aufsichtsbehörde.
Kernstück der FMA-Simplifizierungsstrategie sei das Projekt „360 Grad“, das letzter Schritt zu einer vollintegrierten Aufsicht sei, erläutert Kühnel. Ziele seien Digitalisierung, Harmonisierung und Effizienzsteigerung: „Wir wollen eine der modernsten Aufsichten Europas werden.“
In der Praxis bedeute das schlankere Berichte mit weniger Seiten und kompakten Aussagen, mehr Austausch und Transparenz mit den Beaufsichtigten, bessere Abstimmung und weniger Doppelgleisigkeiten sowie beschleunigte Bewilligungen durch digitale Prozesse.
Ein Beispiel für die Simplifizierung sei die Zusammenlegung der Aufsicht über Pensions- und Vorsorgekassen gewesen. Wegen der Ähnlichkeiten der Anbieter und vieler aufsichtsrechtlicher Themen bringe die Harmonisierung Synergien.
Darüber hinaus organisiere die FMA Querschnittsthemen bereichsübergreifend in „horizontalen Hubs“, die einen integrierten, harmonisierten Aufsichtsansatz sicherstellen. Zu den aktuellen Themen zählen unter anderem der Digital Operational Resilience Act (Dora), Sustainable Finance und Künstliche Intelligenz.
Auch auf europäischer Ebene gebe es Simplifizierungspläne. Was Versicherungen betrifft, sei eine „robuste Aufsicht bei geringeren Kosten“ Ziel der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa).
Geplante Maßnahmen seien dabei die Reduzierung der Datenpunkte in Vorlagen für die Datenübermittlung an die Aufsichtsbehörden, eine breitere Anwendung der Proportionalität sowie vereinfachte Offenlegungsregeln.
Der österreichische Finanzsektor sei weiterhin stabil und stark aufgestellt. Banken, Versicherungen und Kapitalmarktteilnehmer würden über eine solide Kapitalbasis verfügen und seien bereit, die Realwirtschaft, Betriebe, Unternehmen, Haushalte und die öffentliche Hand zuverlässig zu finanzieren.
Das Osteuropageschäft der Banken und Versicherungen sei inzwischen ein Stabilitätsfaktor, betont Ettl. Mit einer Solvenzquote von 271 Prozent im Median seien österreichische Versicherungen besser kapitalisiert als der europäische Durchschnitt, heißt es dazu in den „Fakten, Trends und Strategien 2026“ der FMA.
Die Auslandsexpansion unterstreiche die Stärke des Finanzsektors; so werde die Vienna Insurance Group nach der Nürnberger-Übernahme einer der zehn größten europäischen Versicherer werden. Dies werde auch die FMA in den nächsten Jahren beschäftigen, so Ettl, der die Expansion „engmaschig monitoren“ will.
Risiken für die Stabilität des Finanzsektors würden sich aber aus der steigenden Anzahl und dem Ausmaß an Naturkatastrophen und Unwetterschäden ergeben. Diese hätten direkte Auswirkungen auch auf Versicherer, den Finanzinstitutionen drohe der Verlust von Vermögenswerten.
Geplant sei von der FMA 2026 die Durchführung eines ersten „Threat-Led Penetration Tests“ bei einem Versicherungsunternehmen. Dabei handle es sich um „eine der anspruchsvollsten Methoden zur Überprüfung der IT-Sicherheit“. Ziel sei es, Schwachstellen aufzudecken, bevor sie von Angreifern ausgenutzt werden können.
Auch wenn Österreichs Versicherer „stabil“ sind, bereite sich die FMA auf die für 2027 geplanten neuen europäischen Vorgaben für die Sanierung und Abwicklung von Versicherern (IRRD) vor. Ziel sei die Sicherstellung einer reibungslosen, praktischen Implementierung.
Ein Risiko könnte auch eine „Blasenbildung“ in den Bereichen Private Equity und Krypto-Assets darstellen, so Ettl. Hier stelle sich die Frage, inwieweit Versicherungen und Banken in diese Produkte investiert sind.
Geldwäscheprävention sei für Österreich „absolut alternativlos“, betont Ettl. Denn Vertrauen werde langsam aufgebaut, könne aber über Nacht verloren gehen. Österreich habe in den letzten zehn Jahren hier große Fortschritte erzielt, was auch international anerkannt werde.
Mit Anfang 2026 übernehme die FMA nun die „vollständige Sanktionenaufsicht für den gesamten Kapitalmarkt“. Erstmalig werden damit Geldwäscheprävention, Sanktionsaufsicht und Proliferationsfinanzierung unter einem Dach gebündelt.
Die Aufsicht soll damit effizienter und Doppelgleisigkeiten beseitigt werden. Kombi-Prüfungen sollen einen Effizienzgewinn von rund 25 Prozent gegenüber getrennten Prüfungen ermöglichen. Diese Zusammenlegung sei eine österreichische „Erfindung“ und international beispielhaft.
Die „Fakten, Trend & Strategien 2026“ können als PDF (1,9 MB) von einer Seite der Finanzmarktaufsicht heruntergeladen werden.
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