30.4.2025 – Letztes Jahr entstanden weltweit 318 Milliarden Euro an wirtschaftlichen Schäden durch Naturkatastrophen, berichtet das Swiss Re Institute. Weniger als die Hälfte war versichert. Der Rückversicherer betont: Gegenmaßnahmen zur Schadenminimierung seien angezeigt, damit Versicherungskosten sinken und das Risikotransfergeschäft wirtschaftlich bleibt.
Die wirtschaftlichen Schäden aufgrund von Katastrophen sind 2024 wieder deutlich über dem Schnitt der vorangegangenen zehn Jahre gelegen. Dies berichtet das Swiss Re Institute (SRI).
Nach 303 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 (zu Preisen von 2024) stieg die weltweite Summe 2024 auf 328 Milliarden Dollar. Für 318 Milliarden Euro waren Naturkatastrophen die Ursache – auch dieser Wert ist gegenüber 2023 gestiegen.
Die versicherten Schäden beliefen sich auf 146 Milliarden Euro – ebenfalls eine Zunahme gegenüber 2023. Auf Naturkatastrophen entfielen dabei 137 Milliarden Euro der.
Hauptursachen seien die Hurrikane Helene und Milton, schwere Konvektionsgewitter in den USA, Waldbrände und schwere Überschwemmungen gewesen.
Die Schwere der Schäden nehme weltweit zu, stellt das SRI fest. 2024 seien aber fast 80 Prozent der weltweiten versicherten Schäden auf die USA entfallen, „weil das Land für schwere Gewitterstürme, Hurrikane, Überschwemmungen, Waldbrände und Erdbeben besonders anfällig ist“.
Schadenkategorie | 2024 | 2023 | 2014–23 |
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Angaben in Mrd. US-Dollar, in Preisen von 2024. – Quelle: Swiss Re Institute. | |||
Wirtschaftliche Schäden – davon Naturkatastrophen – davon Man-made-Katastrophen | 328 318 10 | 303 292 11 | 254 242 13 |
Versicherte Schäden – davon Naturkatastrophen – davon Man-made-Katastrophen | 146 137 9 | 125 115 10 | 108 98 10 |
Mit 137 Milliarden versicherten Natkat-Schäden liegt 2024 etwa auf dem Niveau von 2022. Deutlich höher war die Summe zuletzt 2017 – mit den Hurrikanen Harvey, Irma und Maria – mit über 180 Milliarden Dollar.
Doch auch, wenn es zwischendurch immer wieder einmal weniger schadenträchtige Jahre gibt: „Spitzenjahre, die auf einige wenige Primärgefahrenereignisse oder auf eine Häufung von Sekundär- und Primärgefahrenereignissen zurückzuführen sind, sollten nicht als Anomalie betrachtet werden“, warnt das SRI.
In den letzten Jahren habe sich das zugrunde liegende Risiko „mit dem Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum und der Zersiedelung auch von naturkatastrophengefährdeten Gebieten stetig erhöht“, stellt das Institut fest. Bei einigen Wettergefahren und Regionen trage zudem der Klimawandel zu steigenden Schäden bei.
„Unsere jüngste Analyse von über 200 internen Modellen und der Schadentrend der letzten 30 Jahre zeigen, was auf dem Spiel steht“, sagt Balz Grollimund, Head of Catastrophe Perils bei Swiss Re.
„Wenn ein schwerer Hurrikan oder ein starkes Erdbeben in einem Land mit hohem Versicherungsgrad ein städtisches Gebiet trifft, könnten die versicherten Schäden in dem betreffenden Jahr ohne Weiteres 300 Milliarden US-Dollar erreichen“, so Grollimund.
Laut SRI würden einige der Hurrikane aus dem frühen 20. Jahrhundert heute Schäden von weit über 100 Milliarden Dollar verursachen.
Ein Hurrikan wie „Andrew“ von 1992 etwa würde aufgrund des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums und der Zersiedelung auf derselben Zugbahn heute fast dreimal so hohe Schäden verursachen.
Es geht aber auch umgekehrt. Denn auf der anderen Seite würde der Hurrikan Katrina von 2005, das bisher teuerste Einzelereignis für die Rück-/Versicherungswirtschaft, nicht dieselbe Zerstörung anrichten wie damals.
Die versicherten Schäden kämen laut SRI aufgrund steigender Häuserpreise und Baukosten zwar immer noch auf rund 100 Milliarden Dollar, „doch der verbesserte Hochwasserschutz und der Bevölkerungsrückgang um 20 Prozent auf der Zugbahn von Katrina haben die Risikoexponierung deutlich verringert“.
Da Natkat-Schäden weiter zunähmen, gelte es, das Schadenpotenzial frühzeitig reduziert werden, „damit Versicherungskosten sinken und das Risikotransfergeschäft wirtschaftlich bleibt“. Schwere Stürme etwa könnten lokale Schutzsysteme überfordern und zu Überschwemmungen führen.
„Gegenmaßnahmen haben zwar ihren Preis“, so das SRI. Es verweist aber gleichzeitig auf eine hauseigene Analyse, wonach Hochwasserschutz durch Deiche, Dämme und Fluttore um bis zu 90 Prozent kostengünstiger sein kann als der Wiederaufbau nach einer Katastrophe (VersicherungsJournal 13.11.2024).
Der „Sigma 1/2025“-Bericht zum Naturkatastrophengeschehen kann als PDF-Dokument von der Website der Swiss Re heruntergeladen werden.
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