24.1.2025 – Greco hat 16 Versicherer befragt und dabei festgestellt: Sieben von zehn binden ESG-Kriterien in ihre Risikobewertung ein oder haben es vor. Nachhaltigkeit fließt in unterschiedlichen Formen in die Produktgestaltung ein, zum Beispiel durch „Reparatur statt Neukauf“ oder das „Build Back Better“-Prinzip. Ein Großteil bietet Unternehmen Unterstützung in der Prävention.
Umweltrisiken, soziale Verantwortung, nachhaltige Unternehmensführung, also das, was man mit dem Kürzel ESG zusammenfasst, sei „fest in den Strategien und Entscheidungsprozessen der Branche verankert“.
Zu diesem Ergebnis kommt Greco aufgrund einer aktuellen Umfrage unter 16 Versicherern in Österreich und Mittel- und Osteuropa. Der Risikoberater hat in seiner Analyse untersucht, wie ESG-Kriterien in die Risikobewertung und in die Produktgestaltung einfließen.
70 Prozent der Versicherer haben laut Greco ESG-Kriterien in ihre Risikobewertung eingebunden oder planen dies in naher Zukunft.
„Nachhaltigkeit ist längst kein Trend mehr, sondern ein Muss – nicht zuletzt, weil ab diesem Jahr viele Unternehmen gemäß CSRD-Richtlinie berichtspflichtig werden“, sagt Sabine Bradac, Studienautorin und Risk Consultant bei Greco.
„Versicherer erkennen zunehmend die Vorteile, die ESG-Kriterien in der Risikobewertung und Produktgestaltung bieten“, so Bradac. „Unternehmen, die ihre ESG-Risiken aktiv steuern, können sowohl Risiken minimieren als auch von besseren Vertragskonditionen der Versicherer profitieren.“
Klimarisiken wie Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen oder andere Extremwetterereignisse sind aus Sicht von sieben von zehn Versicherern die größte Herausforderung, berichtet Greco.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, werde bei vier von fünf Versicherern auf moderne Modellierungstechniken gesetzt. „Sie ermöglichen eine detaillierte Analyse von Klimarisiken und helfen, deren potenzielle Auswirkungen auf Unternehmen und deren Standorte besser vorherzusagen“, erläutert Greco.
Gleichzeitig bieten sieben von zehn Versicherern Unternehmen Unterstützung bei der Risikominimierung. Maßnahmen wie etwa Überschwemmungsschutzsysteme würden dabei häufig belohnt. „Genauso viele gewähren in solchen Fällen Prämiennachlässe, und rund die Hälfte bietet reduzierte Selbstbehalte an.“
Das Bewusstsein für Klimarisiken sei „deutlich gestiegen“, kommentiert Studienautor Harald Ketzer. „Versicherer gehen proaktiver vor, indem sie Unternehmen nicht nur zu Präventionsmaßnahmen ermutigen, sondern diese auch finanziell fördern.“
Die Versicherbarkeit hänge stark von der Branche ab. Ketzer: „Besonders hoch ist der Einfluss der ESG-Kriterien bei Energieerzeugung, Abfallwirtschaft oder energieintensiven Industrien wie Stahl und Kunststoff.“
In anderen Sektoren wie der Landwirtschaft oder alternativen Energieformen wie Wasserstoff werde der Einfluss eher als moderat eingeschätzt.
„Erste vielversprechende Ansätze“, Nachhaltigkeitsaspekte in Versicherungsprodukte zu integrieren, seien festzustellen:
Digitalisierung ist bei allen Teilnehmern ein Thema, sie entwickle sich zum „entscheidenden Faktor in der Schadenbearbeitung“: Alle Befragten investieren in digitale Services, um sie „effizienter und transparenter“ zu gestalten.
Künstliche Intelligenz in der Schadenabwicklung befinde sich noch „in den Anfängen“, biete aber „großes Potenzial“ für beschleunigte Prozesse, so Greco. Die Bedeutung parametrischer Versicherungen nehme unterdessen immer mehr zu.
Erst etwa ein Fünftel der Versicherer erfasst spezifische ESG-Daten versicherter Unternehmen, die anderen verlassen sich auf Branchenbewertungen.
Noch seltener anzutreffen sind durch Versicherer durchgeführte ESG-Ratings und Carbon-Footprint-Abschätzungen.
„Durch die CSRD-Richtlinie erwarten wir, dass Versicherer immer mehr auf ESG-Daten aus den Unternehmen zugreifen“, sagt Bradac.
In den nächsten Jahren sei hier auch mit zentralen Datenbanken für veröffentlichte Unternehmensdaten zu rechnen.
Eine Quelle für Nachhaltigkeitsinformationen wäre etwa der European Single Access Point (ESAP), ein Portal, das von der EU-Wertpapieraufsichtsbehörde Esma eingerichtet werden soll, so Bradac weiter.
Die nationale Umsetzung sei noch offen. „Eine denkbare Sammelstelle in Österreich wäre aber die OeKB, die bereits mit einem einfachen und flexiblen Datenbank-Tool von ESG-Daten für den Bankenbereich gestartet ist.“
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