13.11.2024 – Der wirtschaftliche Nutzen von Schutzmaßnahmen wie Deichen, Dämmen oder Fluttoren kann nach Berechnungen des Swiss Re Institute die Kosten eines Wiederaufbaus nach einer Flutkatastrophe um ein Mehrfaches übersteigen. Deiche könnten Flutschäden um bis zu 90 Prozent verringern, bei Flussüberschwemmungen Rückhaltebecken das Risiko signifikant mindern.
Naturkatastrophen verursachten 2023 weltweit wirtschaftliche Schäden in Höhe von 280 Milliarden US-Dollar, wovon 51,6 Milliarden auf Überschwemmungen zurückzuführen sind. Diese Schätzung hatte das Swiss Re Institute (SRI) bereits im Frühjahr abgegeben (VersicherungsJournal 27.3.2024).
„Diese Schäden dürften zunehmen, da Extremwetterereignisse durch den Klimawandel noch verschärft werden, während die rasche Ausdehnung von Städten dazu führt, dass sich mehr Vermögenswerte in gefährdeten Gebieten befinden“, so das SRI.
Das Institut hat nun die Kosten-Nutzen-Relation verschiedener Maßnahmen zur Anpassung an Überschwemmungen untersucht – als eine mögliche Richtschnur für Investitionen in die am besten geeigneten Anpassungsmaßnahmen.
Die ermittelten Kosten-Nutzen-Relationen variieren je nach Region. Der Nutzen „grauer“ Infrastruktur – etwa Deiche und Dämme – an Küsten als Schutz gegen Flutschäden könne weltweit zwei bis sieben Mal so hoch sein wie die Kosten, teils auch noch höher.
„Bei optimaler Bauweise können sie insbesondere in dicht besiedelten Regionen Flutschäden um 60 bis 90 Prozent reduzieren. In weniger dicht besiedelten Gebieten können naturnahe Lösungen wie die Wiederherstellung von Barriere-Inseln oder die Bepflanzung von Uferbereichen ebenso effektiv sein.“
Bei Flussüberschwemmungen weisen laut Analyse Rückhaltebecken das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis – eins zu vier – auf. Sie könnten die erwarteten jährlichen Hochwasserschäden in Europa um 75 Prozent verringern. Es könne allerdings schwierig sein, sie in Gebieten mit begrenztem Platz und schmalen Überschwemmungsgebieten zu bauen.
Die Verstärkung bestehender Deiche habe das Potenzial, die Hochwasserschäden an Flüssen um 60 Prozent zu verringern; das Kosten-Nutzen-Verhältnis: 1 zu 2,8. In dieser Methode ortet das SRI für dicht besiedelte Gebieten den größten wirtschaftlichen Nutzen.
Naturbasierte, also „grüne“ Lösungen wie die Wiederherstellung von Wäldern und Flussläufen oder die Erweiterung von Flussbetten können dort gute Optionen für die Risikoverringerung sein, wo sich die Landschaft dafür eignet, da diese Maßnahmen viel Platz brauchen, so das SRI.
Auch durch politische Maßnahmen wie Landnutzungsbeschränkungen lasse sich der Nutzen des Hochwasserschutzes erhöhen.
„An Küsten wie auch an Flüssen sind Hochwasserschutzanlagen und Bebauungsbeschränkungen im Vergleich zu Schutzmaßnahmen wie der Abdichtung von Gebäuden fast doppelt so wirksam und praktikabel“, stellt das Institut weiter fest.
Die eine Anpassungsmaßnahme, die für jede Situation ideal ist, gebe es nicht, das Überschwemmungsrisiko lasse sich auch nicht vollständig beseitigen.
Von allen Maßnahmen aber könnten Versicherungsnehmer und Versicherer profitieren. „Dabei können der öffentliche und der private Sektor zusammenarbeiten, um die Risikoanpassung zu erleichtern und zu beschleunigen.“
Wenn sich der öffentliche Sektor darauf fokussiere, künftige Naturkatastrophenschäden zu verhindern und zu verringern, könne er verbleibende Risiken auf (Rück-)Versicherer übertragen und so nach einer Katastrophe die Stabilisierung der Wirtschaft unterstützen.
Bei einer frühzeitigen Einbindung in die Planung von Schutzmaßnahmen könne die (Rück-)Versicherungswirtschaft zur Risikominderung beitragen.
Die Analyse „Resilience or rebuild? The costs and benefits of climate adaptation measures for flood“ kann als PDF-Dokument von der Swiss-Re-Website heruntergeladen werden.
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