Welchen Schaden ein Sonnensturm anrichten könnte

6.3.2025 – Was, wenn in den nächsten Jahren ein Sonnensturm die Erde trifft? Lloyd’s zufolge könnte der weltweite wirtschaftliche Schaden je nach Schweregrad 1,2 bis 9,1 Billionen US-Dollar betragen. Zahlreiche kritische Systeme vom Stromnetz bis zur Kommunikation könnten erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden.

Sonne, Flares (Symbolbild; Quelle: WikiImages/Pixabay)
Symbolbild; Quelle: WikiImages/Pixabay

Wenn ein größeres Problem, das seinen Ursprung im Weltraum hat, die Erde bedroht, trifft es meistens die USA am schlimmsten. Zumindest ist das in amerikanischen Spielfilmen so.

Ganz so weit hergeholt scheint das aber nicht einmal zu sein. Zumindest nicht, wenn es nach einer neuen Analyse von Lloyd’s Futureset und dem Cambridge Centre for Risk Studies geht.

Es handelt sich dabei um eine Untersuchung aus einer Reihe, in der verschiedene systemische Risiken Szenarien unter die Lupe genommen und mögliche Schäden kalkuliert werden.

In diesem Fall geht es um extremes Weltraumwetter, konkret um die Folgen eines potenziellen Sonnensturms.

Zwischen 1,1 und 8,5 Billionen Euro Schaden

Die globale Wirtschaft könnte demnach über einen Zeitraum von fünf Jahren einen Schaden in Höhe von 2,4 Billionen US-Dollar (2,24 Billionen Euro) erleiden. Das ist der nach Wahrscheinlichkeit gewichtete Durchschnitt aus drei Szenarien, die unterschiedliche Schweregrade beleuchten.

Im besten Fall entstünden Schäden im Ausmaß von „nur“ 1,2 Billionen Dollar (1,12 Billionen Euro), im schlimmsten Szenario wären es 9,1 Billionen Dollar (8,51 Billionen Euro).

Die in der gewichteten Durchschnittskalkulation am stärksten betroffene Region wäre den Angaben zufolge Nordamerika: Der potenzielle wirtschaftliche Schaden beliefe sich hier über fünf Jahre auf 755 Milliarden Dollar (706,25 Milliarden Euro).

Europa läge mit 697 Milliarden Dollar (652,0 Milliarden Dollar) aber nur mit relativ wenig Abstand dahinter. In der Region China („Greater China“) müsste mit einem Schaden von 428 Milliarden Dollar (400,36 Milliarden Euro) gerechnet werden, im Raum Asien-Pazifik mit 375 Milliarden Dollar (350,78 Milliarden Euro).

Vom Polarlicht bis zu systemischen Schäden

Die Sonne folgt einem Elf-Jahres-Zyklus zu- und abnehmender Aktivität. Aktuell herrscht ein Sonnenmaximum. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Sonnenstürmen. Bei einem Sonnensturm wird eine ungewöhnlich große Menge geladener Teilchen und elektromagnetischer Strahlung freigesetzt.

Wenn ein solcher auf die Erde trifft, macht er sich im Idealfall nur durch Polarlichter bemerkbar, ohne Schaden zu verursachen. Ein starker Sturm, warnt Lloyd’s, kann jedoch kritische Infrastruktur wie Energienetze und Satelliten beschädigen und zu Unterbrechungen in Energieversorgung, Navigation, Kommunikation und Finanzsystemen führen.

Die Versicherungsindustrie habe eine Reihe von Speziallösungen für solche Risiken entwickelt, hält Lloyd’s fest. Neben Versicherungsschutz für Satelliten umfasse dies etwas Energie-, Betriebsunterbrechungs-, Luftfahrt-, Schifffahrts- und Agrarversicherungen.

2012 nur knapp einem massiven Schaden entgangen

Es ist für astronomische Begriffe nicht lange her, dass die Erde das letzte Mal getroffen wurde: Beim „Carrington-Ereignis“ 1859 waren nicht nur bis weit nach Süden Polarlichter zu sehen, es wurden auch Telegraphensysteme beschädigt, Papierstreifen von Telegrafen verbrannten.

Im Juli 2012 verfehlte ein Sonnensturm, der laut Daniel Baker von der University of Colorado mindestens so stark gewesen sein dürfte, die Erde nur knapp (VersicherungsJournal 28.7.2014).

„Analysten glauben, dass ein direkter Treffer durch einen extremen koronalen Massenauswurf wie jenen, der im Juli 2012 die Erde verpasst hat, weit verbreitete Energieausfälle verursachen könnte, die alles unbrauchbar machen, was in einer Steckdose steckt“, hieß es im Juli 2014 von der Nasa.

Wenn der Sonnensturm von 2012 die Erde erfasst hätte, „wären wir jetzt immer noch am Aufräumen“, zitierte die US-Raumfahrtbehörde Baker damals.

Sonnensturm vor 14.300 Jahren übertraf „Carrington“ bei weitem

Wie Spektrum.de 2023 berichtete, ereignete sich der stärkste Sturm, der die Erde nach aktuellem Wissensstand bisher traf, vor 14.300 Jahren. Dies hätten Forschungsdaten des Europäischen Zentrums für Forschung und Bildung in den Umweltgeowissenschaften (CEREGE) gezeigt.

Er soll etwa doppelt so stark gewesen sein wie das bis dahin heftigste bekannte Ereignis dieser Art „und damit bis zu 200-fach stärker als das historische Carrington-Ereignis“.

 
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