Weiter steigende Unfallzahlen: Was VVO und KFV fordern

8.4.2025 – Erneut gestiegen, und zwar um knapp drei Prozent, ist die Zahl der Unfälle in Österreich im Vorjahr. Überproportional stark war der Anstieg bei Unfällen, in die Kinder verwickelt waren. Versicherungsverband und Kuratorium für Verkehrssicherheit fordern deshalb erhöhte Präventionsanstrengungen.

Gemeinsame Pressekonferenz von VVO und KFV: v.l.n.r. Christian Eltner und Ralph Müller (VVO), Christian Schimanofsky (KFV). Bild: VJ
Gemeinsame Pressekonferenz von VVO und KFV: v.l.n.r. Christian Eltner und Ralph Müller (VVO), Christian Schimanofsky (KFV). Bild: VJ

Einen weiteren Anstieg der Unfallzahlen gab es im vergangenen Jahr in Österreich. Das berichteten der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO) und das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) in einer gemeinsamen Pressekonferenz am gestrigen Montag.

804.500 Personen mit Wohnsitz in Österreich seien 2024 bei Unfällen so schwer verletzt worden, dass sie in einem Spital behandelt werden mussten, geht aus einer Hochrechnung des KFV hervor; Basis dieser Berechnung seien 18.800 Interviews mit Unfallopfern, die in 15 großen Spitälern geführt wurden.

Es sei ein Thema, „das uns alle angeht, die Gesellschaft angeht und die Versicherungswirtschaft betrifft“, betonte Christian Eltner, Generalsekretär des VVO. Und KFV-Direktor Christian Schimanofsky geht davon aus, Dass man auch im nächsten Jahr wieder hohe Zahlen berichten werde müssen.

Notwendig sei vor allem eine Verbesserung der Präventionsmaßnahmen. Schimanofsky spricht sich für Unfallverhütungsprogramme aus, wie es sie im Straßenverkehr gibt – dort sei die Zahl der Unfalltoten von jährlich rund 3.000 in den 70er-Jahren auf zuletzt rund 350 gesunken.

Zum Teil dramatische Anstiege

Grafik: APA Grafik on Demand
Quelle: APA Grafik on Demand. Zum Vergrößern Bild klicken.

Den größten Aufholbedarf ortet Schimanofsky im Haushalt: Denn gerade „in dem Bereich, in dem man sich am sichersten fühlt“, passieren die meisten Unfälle. Die Zahl von 335.400 Haushaltsunfällen bedeutet gegenüber dem Jahr davor ein Plus von 3,6 Prozent.

265.000 Unfälle (+3,7 Prozent) sind dem Freizeit- und Freizeitsportbereich zuzuordnen. Die meisten Sportunfälle ereigneten sich wie in den Jahren davor beim Fußballspielen (39.200), starke Zuwächse gab es bei sonstigen Mannschaftsballsportarten sowie im Bereich Wandern/Klettern/Abenteuer.

Insgesamt summierte sich die Zahl der Sportunfälle auf 165.400. „Vergleichsweise gering“ sei dagegen mit 92.100 die Zahl der Verkehrsunfälle so Schimanofsky. Sie rangieren noch hinter Arbeits- und Schulunfällen (112.000).

Sorgen bereitet dem KFV insbesondere die Entwicklung bei jenen Unfällen, in die Kinder unter 14 Jahren verwickelt sind. Deren Anzahl stieg überproportional stark um fünf Prozent auf fast 122.000 an. Kinder verletzten sich am häufigsten im Haushalt, Jugendliche in der Freizeit und im Sport.

Verletzte nach Bundesländern: Vergleich 2023 – 2024

Bundesland

Verletzte 2024

Verletzte 2023

+/- %

Wien

152.300

157.000

+3,09 %

Oberösterreich

133.700

137.500

+2,84 %

Niederösterreich

127.600

131.200

+2,82 %

Kärnten

54.200

55.700

+2,77 %

Steiermark

116.600

119.800

+2,74 %

Tirol

75.600

77.500

+2,51 %

Burgenland

24.400

25.000

+2,46 %

Vorarlberg

30.400

31.100

+2,30 %

Salzburg

68.200

69.700

+2,20 %

gesamt

783.000

804.500

+2,75 %

Absicherung oft mangelhaft

Die Sozialversicherung biete nur eine Basisabsicherung, betonte Ralph Müller, Vizepräsident des VVO. 75 Prozent aller Unfälle in Österreich seien nicht von der gesetzlichen Unfallversicherung abgedeckt, doch weniger als jeder zweite Österreicher verfüge über eine private Unfallversicherung.

Angesichts der Zahlen – „jeder Zwölfte in diesem Land ist einmal im Jahr von einem Unfall betroffen“ – sei es sinnvoll, sich mit dem eigenen Unfallschutz auseinanderzusetzen: „Invalidität sollte als elementares Risiko jedenfalls abgesichert sein“, so Müller.

Eine private Unfallversicherung biete neben einer Einmalleistung eine laufende Rentenzahlung, was besonders für junge Menschen wichtig sei. Müller verweist in diesem Zusammenhang auf die hohen Kosten von Folgebehandlungen, Umbauarbeiten, laufender Betreuung und den Verlust der Arbeitskraft.

Es gehe um die Existenzabsicherung, bekräftigt Eltner: Die gesetzliche Unfallversicherung hat Grenzen, dort wo die meisten Unfälle passieren, bestehe kein Schutz: Hier springe die private Unfallversicherung ein.

„Dem Trend entgegenwirken“

Vermehrte Prävention könnte viel Leid verhindern und das staatliche Sozialsystem spürbar entlasten, so der VVO. Und das KFV fordert unter anderem eine Intensivierung der bundesweiten Unfallverhütungsprogramme, mehr Aufklärungskampagnen und die Einführung wirksamer Sicherheitstechniken.

Auch mehr Forschungsprojekte seien notwendig, um die Ursachen von Unfällen besser zu verstehen und effektive Gegenmaßnahmen zu entwickeln, so Schimanofsky. Enorm wichtig sei aber auch die Erkenntnis, dass jeder Einzelne in jedem Alter etwas zur Vermeidung von Unfällen beitragen kann.

 
WERBUNG
Ihr Wissen und Ihre Meinung sind gefragt

Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.

Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu! Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.at.

Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.at.

Täglich bestens informiert!

Der VersicherungsJournal Newsletter informiert Sie von montags - freitags über alle wichtigen Themen der Branche.

Ihre Vorteile

  • Alle Artikel stammen aus unserer unabhängigen Redaktion
  • Die neuesten Stellenangebote
  • Interessante Leserbriefe

Jetzt kostenlos anmelden!

VersicherungsJournal in Social Media

Besuchen Sie das VersicherungsJournal auch in den sozialen Medien:

  • Facebook – Ausgewähltes für den Vertrieb
  • Twitter – alle Nachrichten von VersicherungsJournal.at
  • Xing News – Ausgewähltes zu Karriere und Unternehmen
Diese Artikel könnten Sie noch interessieren
11.6.2013 – Eine Umfrage hat Einstellungen und Meinungen zur privaten Unfallversicherung erhoben. Die Analyse zeigt auch, in welchem Umfang sich die Österreicher mit dem Thema auseinandersetzen – und welche Missverständnisse noch vorherrschen. mehr ...
 
23.6.2010 – Weit mehr als 40.000 Kinder verletzen sich pro Jahr beim Sport. Beim Versicherungsschutz herrscht Nachholbedarf. mehr ...