26.3.2025 – Die Sicherung der Profitabilität angesichts hoher Kosten, die Konsequenzen eines veränderten Schadenmanagements und der Wandel der Anforderungen an Mitarbeiter stehen auf der Agenda ganz weit oben, so Vorstandsmitglieder von drei Versicherern in der Diskussion.
Welche strategischen Prioritäten Vorstandsmitglieder von Versicherungen derzeit haben und wo sie die größten Herausforderungen sehen, war Thema einer hochkarätig besetzten Diskussion beim letztwöchigen Insurance Forum Austria der Business Circle Management FortbildungsGmbH.
Zu Beginn verwies Moderator Martin Müller, Partner und Leiter Insurance der Managementberatung Horváth & Partner GmbH, auf die jährliche globale Studie seines Unternehmens, in der die Prioritäten von Vorstandsmitgliedern, darunter mehr als 70 aus der Versicherungsbranche, erhoben werden.
Demnach stehen derzeit digitale Transformation, die Sicherung der Profitabilität, das Management von Schadenaufwänden und Kosten, die Stabilisierung der Operations bei akzeptablen Kosten sowie die Erfüllung regulatorischer Anforderungen ganz oben auf der Agenda von Versicherungsmanagern.
In der Diskussion ging Doris Wendler, Vorstandsdirektorin Wiener Städtische Versicherung AG, dann auf die Profitabilität ein. 2024 sei aufgrund der Naturkatastrophen schadenträchtig gewesen, was zusammen mit der Inflationsentwicklung zu „Kopfzerbrechen im gesamten Vorstand“ geführt habe.
Wachstum sei wichtig, so Wendler, in den letzten Jahren sei dazugekommen, dass es auch profitabel sein muss: „Das wurde lange unterschätzt.“
Wolfgang Petschko, Vorstandsdirektor Donau Versicherung AG, ergänzte, dass die Versicherungen in der Sachversicherung an der Schaden- und an der Kostenseite arbeiten müssen: „An Prämienanpassungen führt kein Weg vorbei.“
Im Bestandsmanagement gehe es darum, Kunden zu behalten, und um eine bedarfsgerechte Prämie, sagte Sven Rabe, Vorstandsvorsitzender VAV Versicherungs-AG. Es stelle sich die Frage, wie man Produkte anders gestalten kann, sodass große Schäden gedeckt sind, kleine aber wegfallen.
Das Schadenmanagement sei „eines der Aushängeschilder für unsere Kunden“, betonte Wendler. Hier müsse man „exzellenter werden“. So müsse man in der Kfz-Versicherung „im Werkstattbereich etwas tun“, denn billigere Reparaturen führen zu einer günstigeren Prämie.
Auf Probleme der Schadenabwicklung bei Naturkatastrophen wies Petschko hin: Vor allem bei Großschäden stelle die Knappheit an Fachkräften, wie beispielsweise Dachdeckern, eine Herausforderung dar, Kunden würden aber schnelle Reparaturen fordern.
Überhaupt habe sich die Arbeit am Schaden durch die Technik verändert, so Petschko. „Nur Komplexes und Schwieriges bleibt übrig“, dies habe zu erhöhten Anforderungen an die Mitarbeiter geführt.
Gerade bei der Automatisierung habe es in den letzten Jahren große Fortschritte gegeben, Standardschäden würden in der Regel „dunkel durchgefahren“, so Rabe. Das habe aber auch dazu geführt, dass der Anteil der unangenehmen Gespräche gestiegen sei.
Bereits seit vielen Jahren gebe es einen Wandel, was die Anforderungen an Mitarbeiter betrifft, betonte Wendler. Wenn einfache Arbeiten durch die Digitalisierung wegfallen, müsse man bei der Ausbildung „nachsetzen“.
Wichtig sei es, den Mitarbeitern Werkzeuge für eine gute Kundenkommunikation und eine schnelle Schadenabwicklung zu geben. Auch Rabe wies darauf hin, dass „einfache Tätigkeiten in der Maschine verschwunden“ sind – jeder Mitarbeiter müsse sich deshalb weiterentwickeln.
Sein Unternehmen habe ein internes Ausbildungsprogramm gestartet, in dem festgelegt sei, was jeder Mitarbeiter im Bereich Versicherung wissen muss. Man frage jeden Mitarbeiter, wie es sich entwickeln will, gleichzeitig habe sich auch geändert, „was wir an Qualifikation in jedem Bereich wollen“.
Petschko betonte schließlich, dass die Mitarbeiterzufriedenheit im Bereich Operations ein wichtiger Aspekt sei; bei neuen Mitarbeitern würden Soft Facts an Bedeutung gewinnen. Und innerhalb der Vienna Insurance Group gebe es eine konstruktive Zusammenarbeit, wo Ressourcen am Markt begrenzt sind.
Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.
Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu! Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.at.
Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.at.
Der VersicherungsJournal Newsletter informiert Sie von montags - freitags über alle wichtigen Themen der Branche.
Ihre Vorteile