Was Frauen von der Anhebung des Pensionsantrittsalters halten

7.6.2024 – Mehr als zwei Drittel der Frauen geben in einer Umfrage an, dass sie die Anhebung des Pensionsantrittsalters nicht für fair halten. Mehr als die Hälfte spricht ihr auch überwiegend oder überhaupt den Sinn ab. Das ideale Pensionsalter wird im Schnitt bei etwas über 60 Jahren angesetzt.

Frau beim Spazieren (Bild: Alexa/Pixabay)
Bild: Alexa/Pixabay

Mit 1. Jänner 2024 hat die schrittweise Anhebung des Pensionsantrittsalters für Frauen begonnen, mit der selbiges an jenes der Männer angepasst werden soll.

In einer Umfrage, die Telemark Marketing im März und April für Seniors4success durchgeführt hat, sehen rund drei Viertel der Frauen diese Anhebung kritisch. In die Ergebnisse flossen Antworten von 400 Frauen im Alter von 55 bis 65 Jahren ein.

Der Großteil findet die Angleichung unfair

42,8 Prozenthalten die Änderung für unfair. Weitere 26,9 Prozent halten sie zwar für erforderlich, aber nicht für fair. Nur ein Fünftel (21,5 Prozent) erachtet sie als „angemessen und fair“, weitere 8,8 Prozent bezeichnen sie als angemessen, wären aber für eine längere Übergangsphase.

Selbst von der Anhebung betroffen sind nach eigenen Angaben 68 Prozent, für 13,3 Prozent ändert sich nichts, und 15,2 Prozent sind nicht (mehr) erwerbstätig. 3,5 Prozent machten dazu keine Angabe.

Interessantes Detail: Unter jenen, die die Änderung trifft, ist der zustimmende Anteil („angemessen und fair“) mit 24,7 Prozent am höchsten. Unter den nicht Erwerbstätigen beträgt er nur 10,0 Prozent.

Mehrheit hält Anhebung für nicht oder weniger sinnvoll

Die Sinnhaftigkeit der Anhebung wird überwiegend in Zweifel gezogen: 32,7 Prozent (von 396 Antworten) beurteilen sie als schlicht „nicht sinnvoll“, 22,2 Prozent als „weniger sinnvoll“. 28,0 Prozent entschieden sich für die Antwortmöglichkeit „sinnvoll“, 17,1 Prozent für „sehr sinnvoll“.

Auch hier stehen die selbst Betroffenen der Änderung noch am offensten gegenüber: 18,6 Prozent attestieren ihr, „sehr sinnvoll“ zu sein, 30,5 Prozent finden sie „sinnvoll“.

Argumente pro …

Welche Argumente für die Anhebung halten die Befragten für „sinnvoll“ oder „sehr sinnvoll“?

  • 36,8 Prozent (Basis sind wiederum 396 Antworten) stellen sich hinter die Aussage: „Die Frauen werden jetzt länger arbeiten und damit mehr verdienen und später auch eine höhere Pension beziehen.“
  • „Damit reduziert sich auch die Gefahr, in eine mögliche Altersarmut zu rutschen.“ (32,3 Prozent)
  • „Frauen und Männer sollten in dieser Frage grundsätzlich gleichgestellt sein.“ (30,7 Prozent)
  • „Länger berufliche Aufgaben zu haben sowie gebraucht zu werden und eingebunden zu sein, kann sich auch positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken.“ (30,2 Prozent)

Andere Gründe wie steigende Lebenserwartung und bessere Gesundheit oder der Erhalt des Rentensystems fanden deutlich geringere Zustimmungswerte.

… und contra

Was spricht aus Sicht der Befragten gegen die Anhebung? 53,9 Prozent meinen: Ein früherer Pensionsantritt von Frauen sein „allein schon deshalb gerechtfertigt, weil Frauen im Schnitt durch Haushalt, Kindererziehung etc. in der Regel stärker belastet sind als Männer.“

49,0 Prozent halten es aufgrund des durchschnittlichen Einkommensunterschieds zwischen Männern und Frauen für „legitim, beim Pensionsantrittsalter bessergestellt zu sein.“

45,9 Prozent sagen: In manchen Berufen sind Frauen „nach Jahrzehnten im Beruf schon so ausgepowert, dass ihnen ein Arbeiten bis 65 nicht mehr zumutbar ist“.

12,9 Prozent sind der Meinung: Das höhere Einkommen durch längeres Arbeiten sowie eine später höhere Pension wiegen die Annehmlichkeiten eines früheren Pensionsantritts nicht auf.

Berufliche Fitness, Wertschätzung im Unternehmen

Der Großteil der Befragten könnte sich vorstellen, dass Frauen mit zunehmendem Alter auch gewisse Ängste haben könnten, beruflichen Anforderungen nicht mehr gänzlich gewachsen zu sein: 38,5 Prozent stimmen diesem Befund völlig zu („ja, sehr“), 38,7 Prozent „eher ja“.

Immerhin zwei Drittel fühlen sich in ihrem Unternehmen genügend wertgeschätzt, um sich längeres Arbeiten dort gut vorstellen zu können (35,8 Prozent „ja, absolut“, 32,5 Prozent „ja, schon“). Die übrigen 31,6 Prozent teilen sich annähernd zur Hälfte in „eher nicht“ und „gar nicht“.

Wissen um finanzielle Effekte längeren Arbeitens

Wie gut wissen die erwerbstätigen Befragten darüber Bescheid, wie sich längeres Arbeiten später finanziell auf ihre Pension auswirken wird?

Ein Viertel (25,8 Prozent von 333 Antworten) sieht sich in diesem Punkt „sehr gut“, knapp die Hälfte (45,9 Prozent) „gut“ informiert. Die übrigen Befragten halten sich für weniger oder gar nicht gut informiert.

Mehr als 60 Prozent wollen bis 65 oder länger arbeiten

Und welche Pläne verfolgen die Befragten, die von der Anhebung betroffen sind (272 Antworten)?

  • 39,4 Prozent wollen bis zum künftigen Regelpensionsalter arbeiten, um die höchstmögliche Pension zu bekommen.
  • 22,7 Prozent wollen selbst nach 65 noch weiterarbeiten, „weil ich eine (sinnerfüllte) Aufgabe brauchen werde“.
  • 12,7 Prozent wollen zwar länger im Beruf bleiben, aber nicht bis zum künftigen Regelpensionsalter – auch, wenn das Pensionsabschläge bedeutet.
  • 11,9 Prozent wollen, Anhebung hin oder her, so früh wie möglich in Pension gehen, „Pensionsabschläge sind mir nicht wichtig und daher egal“.

Hervorstechende Gründe für die jeweilige Entscheidung sind, wie gesund man sich fühlen wird (68,7 Prozent) und die finanzielle Situation (49,7 Prozent).

Das ideale Pensionsantrittsalter

Wo liegt nun das aus Sicht der Befragten „ideale“ Alter für den Pensionsantritt? Wann wollen sie, unabhängig von eventuellen Abschlägen und gute Gesundheit vorausgesetzt, gerne in Pension gehen?

Fast die Hälfte (47,8 Prozent) würde gerne schon im Alter von 55 bis 60 Jahren in Pension gehen, ein knappes Drittel (29,5 Prozent) mit 60 bis 65 Jahren, ein Fünftel (20,1 Prozent) mit 65 bis 70 Jahren. 2,6 Prozent denken auch an Arbeit über die 70 hinaus oder zeigen sich flexibel.

Im Mittelwert beträgt das ideale Pensionsalter für die Befragten 62 Jahre, im Median 61 Jahre.

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Altersarmut · Gesundheitsreform · Marketing · Marktforschung · Pension
 
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