9.4.2025 – Weniger Aufwand für die Berichterstattung, mehr Harmonisierung, ein verschlankter Beratungs- und Vertriebsprozess – die EU-Versicherungsaufsicht legt in einem Papier ihren Ansatz für eine „bessere Regulierung und Aufsicht“ dar und stellt fest: Ausladende regulatorische Anforderungen verbessern nicht zwangsläufig das Ergebnis für die Kunden.
„Umfassend und ausgewogen“: So beschreibt die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) den Ansatz, den sie ihren Ausführungen in einem am Dienstag veröffentlichten Papier zugrunde legt.
Auf fünf Seiten skizziert sie darin ihre Vorstellungen von Vereinfachung und administrativer Entlastung im Versicherungssektor: „Smarter“ und harmonisierter solle Regulierung sein, die Aufsicht auf EU-Ebene effektiver.
Marktfragmentierung und zusätzliche nationale Sonderregelungen sollen so hintangehalten werden.
Ein „stärkeres Mandat“ auf Ebene der Eiopa könnte dazu beitragen, die Komplexität zu verringern und die Effizienz zu steigern, wie es heißt.
Sie werde „kritisch prüfen“, welche Daten für eine effektive Aufsichtstätigkeit tatsächlich nötig sind, und betont zugleich: Regulatorische Vereinfachung darf nicht auf Kosten einer effektiven Aufsicht gehen.
In Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit will die Eiopa das Vorhaben der EU-Kommission unterstützen, die Berichterstattung zu vereinfachen, während sichergestellt wird, dass (Rück-)Versicherer und Pensionsfonds Zugang zu „verlässlichen und standardisierten“ Daten haben, um Klimarisiken zu managen.
Die Eiopa hatte sich bereits 2024 zusammen mit den beiden anderen Aufsichtsbehörden für den Finanzmarkt – Esma und Eba – für einfachere Offenlegungsvorschriften ausgesprochen (VersicherungsJournal 21.6.2024).
Generell dürfe Vereinfachung und Entlastung aber nicht nur unter dem Aspekt der Berichterstattung gesehen werden. Ein „wirklich umfassender“ Ansatz müsse auch die Aspekte der Politikgestaltung und der Aufsicht einbeziehen.
Fortschritte auf dem Weg zu einfacheren regulatorischen Anforderungen sieht die Eiopa oft durch länderspezifische oder andere Hürden ausgebremst.
Dass das Paneuropäische Private Pensionsprodukt (Pepp) im Markt auf so wenig Resonanz stößt, liegt nach ihrem Dafürhalten teilweise an Produkteigenschaften, aber auch an Begleitumständen auf einzelstaatlicher Ebene.
Bereits früher hatte die Eiopa das Fehlen einer einheitlichen steuerlichen Behandlung für das Pepp bemängelt. Im September 2024 hatte sie Reformvorschläge für das Pepp vorgelegt (VersicherungsJournal 12.9.2024).
„Einfachere“ Produkte, bekräftigt die Eiopa, sollten von einem „vereinfachten Beratungs- und Vertriebsprozess“ begleitet sein – zumal bestehende, oft doppelte, Anforderungen „nicht immer die beabsichtigten Ziele erreichen“.
Erfahrungen aus dem Mystery Shopping, so die Behörde, deuten darauf hin, dass ausgedehnte regulatorische Anforderungen nicht unbedingt bessere Ergebnisse für die Verbraucher während des Verkaufsprozesses nach sich ziehen.
Ein breiteres Überdenken von Offenlegungen, zum Beispiel mit Labels für Naturkatastrophen-Produkte, könne bewirken, dass die Belastung für Versicherungsvermittler sinkt und das Verständnis auf Seiten der Kunden steigt.
„Regulatorische Vereinfachung und Entlastung ist wichtig und möglich“, sagt Eiopa-Vorsitzende Petra Hielkema. „Sie sollte jedoch als Mittel zum Zweck und nicht als Selbstzweck gesehen werden.“
Ziel sei schließlich eine widerstandsfähigere und wettbewerbsfähigere Wirtschaft, „in der Unternehmen florieren können, Konsumenten gut geschützt sind und Finanzstabilität gewahrt wird“.
Bei den Bemühungen zur Vereinfachung der Regulierung gelte es aus Sicht der Eiopa, die richtige Balance zu finden, um sicherzustellen, dass die Straffung zu einem stärkeren, in sich geschlossenen Rahmen führt – statt neue Lücken, Inkonsistenzen oder unbeabsichtigte Belastungen an anderer Stelle zu schaffen.
Das Papier „Bolder, Simpler, Faster: EIOPA’s views for better regulation and supervision“ kann als PDF-Dokument von der Eiopa-Website heruntergeladen werden.
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