Versicherer im Schock-Szenario: Teuer, aber bewältigbar

19.12.2024 – Im „Stresstest 2024“ hat die EU-Versicherungsaufsicht den Fokus auf geopolitische Risiken und ihre Folgen gelegt. Grundsätzlich zeigt sich das Teilnehmerfeld dem Stress gewachsen, wenn auch zu nicht ganz unerheblichen Kosten.

Diagram, Kurve, Euoro-Banknoten (Bild: Gerd Altmann auf Pixabay)
Bild: Gerd Altmann auf Pixabay

Die Auswertung des Versicherer-Stresstests 2024 der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) ist da.

Die Ergebnisse der „Kapitalisierungskomponente“ des Tests basieren auf Daten von 48 Teilnehmern, darunter 44 Gruppen und vier Einzelunternehmen. In der „Liquiditätskomponente“ wurden 132 Einzelunternehmen untersucht, die zu den zuvor genannten 48 Unternehmen gehören. Einziges österreichisches Unternehmen im Test war die Vienna Insurance Group AG (VIG).

Laut Eiopa deckt das Teilnehmerfeld, gemessen an den gesamten Vermögensanlagen, 75 Prozent des Marktes des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) ab.

Ein insgesamt positives Bild

Untersucht wurde in diesem Jahr, wie sich die europäische Versicherungswirtschaft vor dem Hintergrund eines Wiederaufflammens geopolitischer Spannungen und dessen wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen schlägt.

Nach dem Urteil der Eiopa zeigt der Test, dass die Versicherer im EWR „insgesamt gut kapitalisiert und in der Lage sind, die Solvency-II-Anforderungen selbst unter den schweren, aber plausiblen Schocks des Stresstests zu erfüllen, die sich aus großräumigen Lieferkettenunterbrechungen, niedrigem Wachstum und erneuertem Inflationsdruck ergeben“.

Grundsätzlich weist die Eiopa die Ergebnisse aggregiert aus. Daten für einzelne Gruppen werden nur veröffentlicht, wenn das jeweilige Unternehmen dem zugestimmt hat. Dazu gaben allerdings nur sieben ihr Einverständnis.

Kapitalverlust nach Schock: Gegenmaßnahmen zeigten Wirkung

Bericht zum Insurance Stress Test 2024 (Cover; Quelle: Eiopa)
Bericht zum Stresstest (Cover; Quelle: Eiopa)

Die Teilnehmer gingen mit einer Gesamt-Solvenzquote von 221,8 Prozent in den Test, in dem sie dann mit erheblichen Verlusten konfrontiert wurden. Ohne reaktive Managementmaßnahmen fiel die Solvenzquote um fast 100 Punkte auf 123,3 Prozent – ein Kapitalverlust von über 270 Milliarden Euro.

Bei Ergreifen reaktiver Maßnahmen belief sich die Quote auf 139,9 Prozent. Dies zeige die Fähigkeit der Branche, sich angesichts widriger wirtschaftlicher und finanzieller Bedingungen anzupassen und die Position zu verbessern.

In acht Fällen rutschten Unternehmen ohne Ergreifen reaktiver Gegenmaßnahmen zwar unter die regulatorisch geforderte 100-Prozent-Marke; mit solchen Gegenmaßnahmen gelang aber auch ihnen ein Ergebnis über dieser Schwelle.

Zu den am häufigsten genutzten Maßnahmen zählten der Verkauf von Vermögenswerten, die Einbehaltung von Dividenden und die Kapitalbeschaffung mit verschiedenen Mitteln.

Große Bedeutung eines Puffers liquider Mittel

Das Testszenario löste bei den Versicherern erhebliche Liquiditätsabflüsse aus, die nicht vollständig mit Barbeständen aufgefangen werden konnten. Infolgedessen mussten Versicherer einen Teil ihrer liquiden Mittel veräußern.

Für die Eiopa unterstreicht dies die Bedeutung eines ausreichenden Puffers an liquiden Mitteln, den Versicherer in ihren Bilanzen vorhalten.

Zum Herunterladen

Die Eiopa hat auf ihrer Website Unterlagen mit detaillierten Informationen zum Stresstest 2024 zum Herunterladen bereitgestellt.

 
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