19.8.2025 – Swiss Re und Munich Re haben Zahlen zu Schäden aufgrund von Katastrophenereignissen vorgelegt. Beide sprechen von versicherten Natkat-Schäden in Höhe von etwa 80 Milliarden Dollar – ein im langfristigen Vergleich hoher Betrag. Besonders die Waldbrände im Großraum Los Angeles Anfang des Jahres trieben die Schäden in die Höhe.
Nach vorläufigen Schätzungen des Swiss Re Institute (SRI) haben Naturkatastrophen im ersten Halbjahr 2025 weltweit 80 Milliarden US-Dollar an versicherten Schäden verursacht – rund das Doppelte des durchschnittlichen Betrags der zehn vorangegangenen ersten Halbjahre.
Den Angaben zufolge hinterließen allein die Waldbrände in Kalifornien im Jänner versicherte Schäden in Höhe von 40 Milliarden Dollar – „die höchste jemals bei einem Waldbrandereignis verzeichnete Summe“, stellt das Institut fest.
Mehr als 16.000 Gebäude seien bei den Bränden zerstört worden, in einem Gebiet, das eine der dichtesten Konzentrationen hochwertiger Einfamilienhäuser in den USA aufweise.
Schäden durch Waldbrände haben laut SRI in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen. Gründe seien Temperaturanstieg, häufigere Dürreperioden und sich ändernde Niederschlagsmuster bei gleichzeitiger Ausbreitung der Vorstädte und einer hohen Wertekonzentration.
„Vor 2015 wurde etwa 1 Prozent aller Naturkatastrophenschäden durch Waldbrände verursacht. Dieser Anteil ist auf 7 Prozent gestiegen“, berichtet das SRI. „Acht der zehn teuersten Waldbrandereignisse aller Zeiten sind in den vergangenen zehn Jahren aufgetreten.“
Auch schwere Gewitter seien im ersten Halbjahr 2025 ein „maßgeblicher Treiber“ für Schäden gewesen. Durch sie seien versicherte Schäden im Ausmaß von 31 Milliarden Dollar entstanden.
Die Verstädterung in gefährdeten Gebieten, steigende und die Inflation „haben die finanziellen Folgen schwerer Gewitter verschärft“. Da die Exponierung weiterwachse und der Wiederaufbau teurer werde, rechnet das SRI damit, dass entsprechende Schäden mit der Zeit zunehmen werden.
Rechnet man auch die nicht versicherten Natkat-Schäden hinzu, so ergab sich laut den SRI-Schätzungen ein gesamtwirtschaftlicher Natkat-Schaden von 135 Milliarden Dollar.
Wenn man noch die sogenannten „Man-made“-Katastrophen hinzuaddiert, betrug das Schadenausmaß 143 Milliarden Dollar, wovon 87 Milliarden versichert waren.
Schadenkategorie | 1. Halbj. 2025 | 1. Halbj. 2024 | H1-Schnitt |
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Angaben in Mrd. US-Dollar, in Preisen von 2025. – Quelle: Swiss Re Institute. | |||
Wirtschaftliche Schäden – davon Naturkatastrophen – davon Man-made-Katastrophen | 143 135 8 | 130 123 8 | 106 99 7 |
Versicherte Schäden – davon Naturkatastrophen – davon Man-made-Katastrophen | 87 80 7 | 69 62 7 | 47 41 6 |
Rückversicherer Munich Re hat ebenfalls Natkat-Zahlen zum ersten Halbjahr 2025 veröffentlicht: Die Münchener errechnen etwa 131 Milliarden Dollar Gesamtschaden-Summe, davon 80 Milliarden Dollar versichert.
„Die versicherten Schäden sind die zweithöchsten eines ersten Halbjahres seit 1980“, hebt Munich Re hervor. Nur 2011 seien die Schäden im ersten Halbjahr noch höher gewesen, ausgelöst von dem Erdbeben in Japan mit einem verheerenden Tsunami.
Wetterkatastrophen verursachten im ersten Halbjahr 88 Prozent der Gesamtschäden und 98 Prozent der versicherten Schäden, berichtet Munich Re weiter. Auf Erdbeben seien 12 bzw. 2 Prozent entfallen.
In Europa seien die Natkat-Schäden „trotz zahlreicher Wetterkatastrophen“ mit rund fünf Milliarden Dollar unter den Vorjahreszahlen geblieben. Gut die Hälfte sei versichert gewesen.
„Die teuerste Naturkatastrophe des ersten Halbjahres war eine Gewitterfront mit Hagel in Frankreich, Deutschland und Österreich im Juni. Vom Gesamtschäden von 1,2 Milliarden US-Dollar entfielen auf Versicherungen rund 0,8 Milliarden US-Dollar“, teilt Munich Re mit.
Der schwere Bergsturz, der sich am 28. Mai im Schweizer Kanton Wallis ereignete, führte Schätzungen zufolge zu einem Gesamtschaden von knapp 0,5 Milliarden Dollar, davon rund 0,4 Milliarden versichert, so Munich Re weiter.
„Wissenschaftler gehen davon aus, dass solche Bergstürze häufiger werden, da durch die Erderwärmung Gletscher schmelzen, Permafrost taut und dadurch Berghänge und Fels instabil werden können“, fügt Munich Re hinzu.
„Katastrophen wie in Los Angeles sind durch die globale Erwärmung wahrscheinlicher geworden, und sie lehren: Menschen, Behörden und Unternehmen müssen sich an die neuen Gegebenheiten anpassen“, meint Thomas Blunck, Vorstandsmitglied der Munich Re.
Der beste Weg, Schäden so weit wie möglich zu vermeiden, sei Prävention, etwa durch widerstandsfähigere Bauweisen. „Vorsorge kann helfen, Versicherungsprämien selbst in Hochrisikogebieten in Grenzen zu halten. Immens wichtig ist auch: In Gebieten mit sehr hohem Risiko sollte kein neues Bauland entstehen.“
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