24.9.2024 – Der Schadenbegutachter-Verband A.F.I.L.A. spricht sich für eine verpflichtende Naturkatastrophen-Versicherung für alle Gebäudebesitzer aus. Ein österreichisches, wenn nicht gar europäisches Gesamtkonzept sei nötig. Hausbesitzern und Unternehmen rät Vorsitzender Martin Schörkhuber nicht nur zu Prävention, sondern auch dazu, den Versicherungsschutz mit den Werterhöhungen ihrer Immobilien und Anlagen mitwachsen zu lassen.
Der Verband der unabhängigen Schadensbegutachter Österreichs A.F.I.L.A. (Austrian Federation of Independent Loss Adjusters) plädiert nach der Hochwasserkatastrophe für eine umfassende Natkat-Versicherung.
Vorgeschlagen wird eine verpflichtende Versicherung gegen Naturkatastrophen für alle Besitzer eines Gebäudes bzw. Eigenheimes.
„Wir sind tagein, tagaus bei Schadensbegutachtungen, derzeit natürlich in den Hochwassergebieten“, sagt A.F.I.L.A.-Vorsitzender Martin Schörkhuber. „Es ist schon auch frustrierend, das Leid der Menschen zu sehen, gerade in den Fällen, wo Schäden nur gering abgedeckt sind.“
Es sei aber „völlig klar“, dass eine Versicherung für Gebäude im Hochwassergebiet keinen vollen Versicherungsschutz ohne Auflagen anbieten kann.
Die Versicherungsbranche hätte eigentlich Lösungen, die eine umfangreiche Abdeckung ermöglichen würde, eben in Form von „Natkat-Paketen“, so Schörkhuber. „Wir bräuchten hier österreichweite – oder eigentlich europäische – Gesamtkonzepte.“
Pflichtversicherungen für Naturkatastrophen könnten mit der Haushalts- und Eigenheimversicherung verbunden sein, so der Vorschlag. So ein Modell benötige aber die Unterstützung der Politik.
Skeptischen Eigenheimbesitzern, die entgegenhalten, sie seien nicht in einem Hochwassergebiet zu Hause, sagt Schörkhuber: Naturkatastrophen würden mehr und stärker. Man müsse nicht in einem Hochwassergebiet wohnen, um betroffen zu sein.
„Ich war voriges Jahr am Berg auf einer Hütte. Plötzlich zog ein Gewitter auf. Die Regenmengen waren so stark, dass das Wasser bei der Küche hereingeschossen kam. Stürme und Hagel treten intensiver und in viel mehr Gebieten auf. Schneedruck ist ebenfalls ein großes Thema. Es kann also wirklich jeden treffen.“
Durch die breite Streuung im Rahmen einer Pflichtversicherung, so Schörkhuber, würden sich die Prämien für den Einzelnen nicht signifikant erhöhen.
Freilich könne auch ein Hausbesitzer selbst „vorbauen“: etwa mit Zäunen, einer wasserdichten Wand oder höherem Herausbauen. Solche Maßnahmen hätten aber ihre Grenzen – „und wenn das Wasser noch höher geht, dann schwappt es auch da drüber“, sagt Schörkhuber.
„Leider ändern sich ja auch die Parameter: Was vor zehn Jahren ein 100-jährliches Hochwasser war, ist heute keines mehr. Die Hochwasser häufen sich: Ein 100-jährliches ist dann nur mehr ein 50-jährliches oder ein 20-jährliches.“
Die Zonen in den Karten ändern sich ebenfalls, betont der Experte. Ein Haus, das früher noch in einer risikofreien Zone war, stehe jetzt mitunter in einem Risikogebiet.
Hausbesitzer und Unternehmer übersähen oft, dass seit Abschluss der Versicherung die Werte gestiegen sind – zum Beispiel durch Zubau eines Carports oder eine Photovoltaikanlage oder durch Kauf teurer Einrichtungsgegenstände – und sie die Versicherung entsprechend anpassen sollten.
Als Hausbesitzer könne man sich selbst fragen, welche Werte man ich der Wohnung hat und was ihre Neuanschaffung kosten würde. „Im Schadensfall kann ich dann nicht auf irgendwelche Sonderaktionen hoffen, dann brauche ich meine Dinge schnell wieder.“
Auch der Anlagenwert von Unternehmen könne sich, etwa durch Maschinenkäufe, erhöhen. Aber, so Schörkhuber: „Unternehmer sind oft so im Tagesgeschäft eingespannt, dass sie nicht regelmäßig darauf achten, ob sie umfassend genug versichert sind.“
Bei Unternehmen gehe es überdies um die Beschäftigten, ruft Schörkhuber in Erinnerung. „Habe ich keine Betriebsausfallversicherung kann ich vermutlich die Gehälter nicht zahlen und meine gut eingearbeitete Belegschaft wird nicht im Unternehmen bleiben.“
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