14.6.2024 – Ein Startkapital von 25.000 Euro für junge Menschen, jährlich steuerfreie Einzahlungen von bis zu 3.000 Euro zum Zweck der Altersvorsorge sowie zur Finanzierung von Bildung, Immobilien und Unternehmensgründung: Die Neos haben ein Modell vorgestellt, das dem Vermögensaufbau dienen und zugleich die zweite und dritte Säule stärken soll.
Es soll die „Chancen der Jungen“ und die dritte Säule stärken, das Pensionssystem entlasten, höhere Pensionen ermöglichen, den Einstieg in den Kapitalaufbau fördern und ein Instrument gegen Vermögensungleichheit sein.
So beschrieb Neos-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger am Donnerstag in einer Pressekonferenz das, was das von der Partei vorgeschlagene kapitalmarktorientierte „Chancenkonto“ leisten soll.
Eine „effektive Altersabsicherung“ könne nur dann sichergestellt werden, wenn der Kapitalmarkt eingebunden und damit die dritte Säule des Pensionssystems gestärkt werde, sagte Meinl-Reisinger und sprach davon, „dass wir eine Schieflage im Generationenvertrag haben“.
Funktionieren soll das Modell so: Junge Menschen erhalten als Zuschuss ein „Startkapital“ in Höhe von 25.000 Euro. Mit einem individuellen Konto soll man ein Risikoprofil für die Veranlagung wählen können.
Jahr für Jahr soll es dann möglich sein, bis zu 3.000 Euro aus dem eigenen Einkommen steuerfrei einzuzahlen – als Anreiz, die Eigenvorsorge in der dritten Säule zu forcieren.
Die Verwendungszwecke des angesparten Kapitals sind in dem Modell limitiert. Neben der Altersvorsorge soll es drei Möglichkeiten geben, schon vor Pensionsantritt Kapital abzurufen.
So wäre eine Entnahme auch für Zwecke der eigenen Bildung bzw. Ausbildung, für eine Unternehmensgründung oder für den Erwerb eines Eigenheims erlaubt.
Monika Köppl-Turyna, Direktorin von Ecoaustria – Institut für Wirtschaftsforschung, erläuterte, nach Berechnungen von Ecoaustria würde dieses Modell bis zu 2,2 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Dabei wird angenommen, dass es rund 90.000 Jugendliche im Alter von 18 Jahren nutzen.
Zur Finanzierung sagte sie, eine Anhebung des tatsächlichen Pensionsantritts um ein Jahr brächte laut Sozialministerium 2,8 Milliarden Euro. Ecoaustria selbst komme unter Berücksichtigung der Anhebung des gesetzlichen Antrittsalters auf eine noch höhere Summe.
Es sei somit möglich, das Modell budgetneutral zu gestalten. Eine andere Finanzierungsmöglichkeit sieht sie darin, „Effizienzpotenzial“ zu heben, wobei sie das Gesundheits- und das Schulsystem erwähnte.
Das „Chancenkonto“ wäre ein neues Element der dritten Säule, sei aber nicht die einzige Maßnahme, mit der man die Vorsorge fördern könnte, fügte Köppl-Turyna hinzu.
Aktuell herrsche in der zweiten und dritten Säule eine „sehr starke Überregulierung“ etwa mit Blick auf Veranlagungsvorschriften und Garantieerfordernissen. Diese hätten die Performance in der Vergangenheit gedrückt.
Auch die Steuer sieht sie als Ansatzpunkt: Je weniger das in der zweiten und dritten Säule investierte Geld besteuert wird, desto größer sei der Anreiz.
Von Vorteil wäre auch die – im Regierungsprogramm in Aussicht gestellte – Wiedereinführung der Behaltefrist für die KESt-Befreiung für Kursgewinne bei Wertpapieren.
Abseits dessen plädierte Köppl-Turyna für eine „Stärkung der Financial Literacy“, also der Finanzbildung in den Schulen.
Die Stärkung der privaten Vorsorge selbst würde bereits die Financial Literacy erhöhen, weil die Jungen automatisch damit in Kontakt kämen – nicht nur in der Theorie im Unterricht, sondern praktisch. Das könnte noch „fast wirksamer als schulische Bildung“ sein, so Köppl-Turyna.
Einen anderen positiven Effekt eines solchen kapitalmarktorientierten Modells sieht sie darin, dass das investierte Geld „arbeiten“ und in Innovationen fließen kann.
In Dänemark etwa würden große Umweltprojekte durch Pensionskassen finanziert, die langfristig anlegen. So etwas wäre auch „enorm wichtig für Österreich“.
Die Pressekonferenz vom Donnerstag kann auf Youtube angesehen werden.
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