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Wie sich Politiker die Zukunft der Altersvorsorge vorstellen

19.4.2024 – Während Ministerin Gewessler die Bedeutung eines guten staatlichen Systems hervorhebt, will Staatssekretärin Plakolm den Kapitalmarkt stärken. Im Zentrum einer Paneldiskussion standen dann die Frage einer Erhöhung des Pensionsantrittsalters, das Problem der hohen Teilzeitquote und das Thema Solidarität.

Bei einer Enquete mit dem Titel „Generation (Vor)Sorge: Wie sich junge Menschen auf die Pension vorbereiten“ anlässlich der Präsentation einer Jugendstudie (VersicherungsJournal 18.4.2024) diskutierten Politiker am Mittwoch über die Zukunft der Altersvorsorge und die Weiterentwicklung des österreichischen Pensionssystems.

Die Studie war im Auftrag der „Initiative 2050“ erstellt worden, die den Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen, den Versicherungsverband (VVO) und die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften umfasst.

Finanzen und Umwelt gemeinsam betrachten

In einer Keynote betonte Leonore Gewessler, als Bundesministerin unter anderem für Umwelt, Innovation und Technologie zuständig, die Bedeutung eines guten, sicheren staatlichen Systems der Altersvorsorge.

Besonders wichtig sei es, die öffentliche Versorgung abzusichern, es gebe einen „starken Auftrag, sich der ersten Säule zu widmen“. Gleichzeitig betonte sie die Bedeutung richtiger Rahmenbedingungen für die Altersvorsorge, private Vorsorge sei „auch gut“.

Ein besonderes Anliegen ist Gewessler eine „verantwortungsvolle Veranlagung“. Die Politik habe Verantwortung für die Zukunft und die Jugend, weshalb Klimaschutz und Finanzen gemeinsam zu betrachten seien.

Kapitalmarkt nützen

Symbolfoto (Bild: AdobeStock and.one)
Symbolfoto (Bild: AdobeStock and.one)

Für Claudia Plakolm, Staatssekretärin für Jugend und Zivildienst, ist Pensionspolitik auch Jugendpolitik. Deshalb müsse der Generationenvertrag wieder auf ein gesünderes Fundament gestellt werden.

Und jungen Menschen müsse man klar machen, dass jede berufliche Entscheidung Jahrzehnte später Auswirkungen auf die Pension haben wird. Wer nur 20 oder 30 Stunden arbeitet, werde weder viel staatliche Pension erhalten noch sich private Vorsorge leisten können.

Aufhorchen ließ Plakolm mit ihrem Wunsch, einen „kleinen Teil der ersten Säule“ am Kapitalmarkt anzulegen, um die Staatsfinanzen auf gesündere Beine zu stellen.

Den Generalpensionskassenvertrag will sie noch in dieser Legislaturperiode umsetzen und auch die Stärkung der dritten Säule ist ihr wichtig, weshalb sie sich für eine Wiedereinführung der Behaltefrist (Steuerfreiheit von Kursgewinnen nach einer bestimmten Zeit, Anm.) ausspricht.

Langfristig besteht Reformbedarf

An der anschließenden Panel-Diskussion nahmen neben IHS-Chef Holger Bonin die Nationalratsabgeordneten Carina Reiter (ÖVP), Hubert Fuchs (FPÖ) und Gerald Loacker (Neos) teil.

Bonin betonte, dass das Pensionsniveau in Österreich sehr hoch sei, ebenso wie der staatliche Zuschuss zu diesem. Zumindest langfristig bestehe Reformbedarf, wobei der IHS-Chef einen wesentlichen Hebel bei der Anpassung des Pensionsantrittsalters sieht.

„Wenn man das langfristig plant, können sich Menschen und Arbeitsmarkt darauf einstellen“, so Bonin. Aber bereits mit einer Erhöhung des faktischen Pensionsantrittsalters würden die Beschäftigungszahlen der Älteren „massiv“ steigen, wie das Beispiel Deutschland zeige.

Pensionssystem muss flexibler werden

Allein mit einer Erhöhung des Pensionsantrittsalters mache man es sich zu einfach, so Fuchs. Die Menschen würden nur länger arbeitslos oder im Krankenstand sein. Um das faktische an das gesetzliche Pensionsantrittsalter anzunähern, müsse man flexible Möglichkeiten suchen.

Fuchs spricht sich dafür aus, Anreize zu schaffen, statt Zwang auszuüben. Gerade angesichts des Fachkräftemangels sei es schade, wenn der Erfahrungsschatz und das immense Wissen jener, die in Pension gehen, verloren gehen.

Auch Loacker glaubt, dass das Pensionssystem dynamischer und flexibler werden muss. Durch die höhere Lebenserwartung würden die Menschen, wenn sie nicht länger arbeiten, länger Pension beziehen. Das müsse bei der Höhe der Pension berücksichtigt werden.

„Es wird immer schlimmer“

„Berufliche Karrieren müssen flexibler werden, wenn wir über eine längere Lebensarbeitszeit reden“, sagt Bonin. Dabei müsse verhindert werden, dass jene, die es sich leisten können, zu Lasten der Schwächeren profitieren.

Es stelle sich die Frage, ob das staatliche Niveau in 30 Jahren noch gehalten werden kann: „Die Politik kann es sich nicht leisten, die Jungen zu belasten.“ Länger zu arbeiten, dürfe nicht bedeuten, dann mehr Pension zu erhalten.

„Gar nicht zuversichtlich“ zeigt sich allerdings Loacker, was mögliche Reformen betrifft: „Es wird immer schlimmer, jede Regierung hat jedes Jahr Reformen beschlossen, die die erste Säule verteuern.“

Problem Teilzeitarbeit

Mit hohem Risiko verbunden sei darüber hinaus die hohe Teilzeitquote in Österreich, auch weil damit viel Humankapital verloren gehe. Bonin spricht sich deshalb dafür aus, Vergünstigungen für Teilzeitbeschäftigung zu überdenken.

Loacker weist darauf hin, dass Teilzeitarbeit hierzulande über die Ausgleichszulage sogar belohnt wird. Und er fragt, warum ausgerechnet bei Pensionen Eigenverantwortung erwartet werden soll, wenn „alles andere“ vom Staat gecovert werde.

Fuchs fordert in diesem Zusammenhang „maximale Transparenz“ auch hinsichtlich der Pensionserwartung ein. Menschen müssten wissen, dass sie sich weniger leisten können, wenn sie weniger arbeiten, und sie sollten nicht erwarten, „dass es schon jemand richten wird“.

Generationen nicht gegeneinander ausspielen

Gerade im Hinblick auf die Pensionslücke sieht Fuchs die zweite und dritte Säule als extrem wichtig an, um den Lebensstandard halten zu können. Die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen, damit Menschen, die die zweite und dritte Säule nützen wollen, begünstigt werden.

Man sollte Arbeit grundsätzlich als etwas Positives betrachten, sagt Reiter. Und sie ist überzeugt, dass die Jugend vorsorgen will und Interesse daran hat, dass das Pensionssystem gesichert ist. Oft fehle es aber am Wissen, was man tun kann, um vorzusorgen.

Deshalb müsse Finanzbildung so implementiert werden, dass sie auch Wirkung hat, wünscht sich Reiter. Denn „Junge haben nichts davon, wenn es den Alten nicht gut geht.“ Man solle die Generationen nicht gegeneinander ausspielen.

Es geht um Solidarität und Langfristigkeit

Bonin sieht in der Einstellung der Jugend kein österreichisches Phänomen. Er ortet weltweit eine stärkere Gegenwartsorientierung, eine Unterschätzung der Bildung und eine Entsolidarisierung bei jungen Menschen. Das mache es schwierig, Menschen das Thema Vorsorge näher zu bringen.

Die Aufgaben für das Bildungssystem seien deshalb viel fundamentaler als allgemein angenommen, so Bonin: „Es geht um Solidarität und Langfristigkeit“.

Loacker verweist abschließend noch auf manche aktuelle, politische Forderung, wenn er betont: „Altersvorsorge ist Vertrauenssache. Was da herumgeistert, schafft kein Vertrauen.“

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Altersvorsorge · Pension
 
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