KFV fordert Maßnahmen für mehr Unfallprävention

11.10.2024 – In Österreich könnte es jedes Jahr um 1.671 Tote weniger geben, wenn es gelänge die Anzahl der tödlichen Unfälle generell im selben Ausmaß zu reduzieren wie im Straßenverkehr, so das KFV. Und: Mit einer Reduktion der Sport- und Freizeit-Verletzungsfälle um 20 Prozent könnte etwa eine halbe Milliarde Euro an Spitalskosten eingespart werden. Das KFV fordert deshalb einen „nationalen Schulterschluss“ für Präventionsmaßnahmen.

Durch gezielte Programme sei es in den letzten 20 Jahren gelungen, die Anzahl der Verkehrstoten um 54 Prozent von 878 auf 402 Tote im Jahr 2023 zu senken, stellt das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) fest.

„In anderen Unfallbereichen, wie etwa im Haushalt-, Freizeit- und Sportbereich, ist allerdings im gleichen Zeitraum die Zahl der Toten um 66 Prozent gestiegen.“ In Summe sei sie bei allen Unfallarten 2023 mit 3.094 Toten um 25 Prozent höher als vor 20 Jahren.

Die Unfallgefahren im Sport- und Haushaltsbereich würden „sowohl von der Bevölkerung als auch von der Politik noch immer stark unterschätzt“, sagt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Forschungsbereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.

Johanna Trauner-Karner (Bild: KFV/APA-Fotoservice/Krisztian Juhasz)
KFV-Bereichsleiterin
Johanna Trauner-Karner
(Bild: KFV/APA-Foto-
service/Krisztian Juhasz)

Wenn es gelänge, die Anzahl aller Unfalltoten im gleichen Ausmaß wie jene der Verkehrstoten zu senken, gäbe es um 1.671 Tote weniger, so Trauner-Karner.

Jährlich fast 800.000 Unfallverletzte

Was den Sport- und Freizeitbereich betrifft, befragt das KFV jedes Jahr in ausgewählten Spitälern tausende Unfallopfer und rechnet die Daten dann hoch.

Demnach gab es 2023 über alle Unfallarten 783.000 Verletzten. Laut KFV-Berechnungen fielen dabei Behandlungskosten in Höhe von insgesamt rund 2,6 Milliarden Euro an.

Eine Reduktion der unfallbedingten Fälle mit Sport- und Freizeit-Verletzten um nur 20 Prozent – um diesen Betrag sank die Anzahl der jährlich Verletzten im Verkehrsbereich in den letzten 20 Jahren – würde somit eine Entlastung um rund 520 Millionen Euro bringen.

„Dadurch würden Mittel frei werden, um diese in die Verbesserung des allgemeinen Gesundheitssystems zu investieren sowie in die Forschung“, so das KFV.

Präventionsvorschläge

Da mit Abstand die meisten Unfälle im Haushalts- und Sport- und Freizeitbereich passierten, gebe es dort auch den größten Hebel für Unfallverhütungsmaßnahmen.

Nach einem Haushaltsunfall würden zwar Heilbehelfe gefördert, es werde aber zu wenig für die Förderung von Schutzausrüstung und Aufklärungskampagnen getan, meint Trauner-Karner. Das betreffe etwa rutschfeste Böden und Badematten, gut beleuchtete Treppen und Handläufe, sicheres Spielzeug und Rauchwarnmelder.

„Ähnliches gilt für den Sportbereich, wo derzeit zwar die Anschaffung von E-Mountainbikes gefördert wird, aber zu wenig Augenmerk auf die Förderung von Protektoren und Schutzhelmen gelegt wird“, fügt die Expertin hinzu.

Forderungen an die neue Regierung

Es sei also „hoch an der Zeit“, in einem nationalen Schulterschluss Präventionsmaßnahmen voranzutreiben.

„Künftige Regierungen sollten die Chance ergreifen, das enorme Einsparungspotenzial durch die Forcierung von Präventivmaßnahmen bestmöglich auszuschöpfen. Derzeit wird das noch viel zu wenig genutzt“, meint Trauner-Karner an die nächste Regierung gerichtet.

Das KFV fordere unter anderem die Einführung von bundesweiten Unfallverhütungsprogrammen, Aufklärungskampagnen sowie die Forcierung wirksamer Sicherheitstechnik und Forschungsprojekte, um die Ursachen von Unfällen besser zu verstehen und effektive Gegenmaßnahmen entwickeln zu können.

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Gesundheitsreform
 
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