24.9.2024 – Ein von Ecoaustria für die JI verfasster Bericht untersucht „Reformoptionen“ für das österreichische Pensionssystem. Vorgeschlagen wird unter anderem eine Stärkung der privaten und betrieblichen Altersvorsorge, etwa mittels steuerlicher Anreize und mit einer Änderung der Entnahmeregeln für betriebliche Vorsorgekassen.
Erst vor wenigen Tagen haben Vienna Insurance Group AG (VIG) und Erste Stiftung zu einer Pressekonferenz geladen.
Das Ansinnen: eine neue Pensionsdebatte anzustoßen, und zwar auf Grundlage einer Studie, die das Institut Ecoaustria für sie erstellt hatte (VersicherungsJournal 12.9.2024).
Am Montag hat nun die Junge Industrie (JI) ebenfalls eine Studie über „Reformoptionen im österreichischen Pensionssystem“ vorgestellt. Die von ihr in Auftrag gegebene Studie dazu stammt ebenfalls aus dem Hause Ecoaustria.
So überrascht auch nicht, dass das heimische Pensionssystem in dieser Analyse ebenso charakterisiert wird: als eines der international leistungsstärksten, aber auch als eines der teuersten.
Aufgrund demographischer Verschiebungen werde sich die Entwicklung der Ausgaben in den kommenden Jahren weiter verschärfen, lautet die Prognose.
Und: „Die Finanzierung der Pensionsausgaben wird andere wichtige öffentliche Aufgaben wie Bildung, Klimaschutz und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft beeinträchtigen, wenn wir jetzt nicht handeln“, meint JI-Bundesvorsitzende Julia Aichhorn.
Ecoaustria macht in dem Bericht eine Reihe von Vorschlägen. Dazu gehören unter anderem Anreize für längere Erwerbstätigkeit, strengere Zugangsbedingungen für die Frühpension und „fiskalische Disziplin“ bei Pensionserhöhungen.
Auch eine Anhebung des faktischen und des gesetzlichen Pensionsalters wird angedacht, wobei das gesetzliche „zumindest teilweise an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden [könnte]“. Ebenfalls auf der Liste steht die private und betriebliche Altersvorsorge.
Die öffentliche Hand versuche, die Nachhaltigkeit des Pensionssystems unter anderem über eine Dämpfung der öffentlichen Pensionsleistungen zu stärken, heißt es in dem Bericht. Umgekehrt beeinträchtige dies die Aufrechterhaltung des Lebensstandards im Alter bzw. die Höhe der Pensionsleistungen.
„Dem kann und sollte über eine Ausweitung der betrieblichen und/oder privaten Pensionsvorsorge begegnet werden, die in Österreich unterdurchschnittlich ausgeprägt ist. Zudem kann das so generierte Angebot an Finanzvermögen die Investitionen und damit auch die Wirtschaftsleistung im Inland stärken […].“
Eine stärkere „verpflichtende betriebliche oder private Vorsorge“ halten die Autoren zwar „angesichts der ohnehin schon hohen Abgabenbelastung des Faktors Arbeit“ nicht für empfehlenswert. „Es sollte aber diskutiert werden, inwieweit (steuerliche) Anreize für eine betriebliche oder private Vorsorge gestärkt werden können und sollen.“
„Der Ausbau der betrieblichen bzw. privaten Altersvorsorge durch steuerliche Anreize wäre ein wesentlicher Schritt, um die finanzielle Belastung des staatlichen Pensionssystems zu reduzieren“, sagt Ecoaustria-Forschungsbereichsleiter Co-Autor Johannes Berger.
Auch eine „Verbesserung der Rahmenbedingungen bei der Mitarbeitervorsorgekasse“ fällt für Ecoaustria in diesen Themenkomplex.
Der Bericht sagt dazu: „Die Möglichkeit der Kapitalentnahme durch die BeitragszahlerInnen ist zu hinterfragen, „weil sie u.a. dazu führt, dass die Kassen überwiegend konservativ investieren müssen, was potenziell die Renditen erheblich reduziert, da nur ein kleiner Teil des Kapitals in ertragsstärkere Anlageformen investiert werden kann.“
Der Bericht „Reformoptionen im österreichischen Pensionssystem“ kann als PDF-Dokument (10,4 MB) von der Website der Jungen Industrie (Industriellenvereinigung) heruntergeladen werden.
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