18.7.2024 – Die großen Volkswirtschaften zeigten sich widerstandsfähiger als erwartet, schreibt das Swiss Re Institute. Davon soll auch das Versicherungsgeschäft profitieren. Für 2024 und 2025 wird mit realem Wachstum sowohl in Leben als auch Nichtleben gerechnet, die Profitabilität soll zunehmen.
Trotz widriger geopolitischer Bedingungen und höherer Inflation in den letzten Jahren: Die Weltwirtschaft erweise sich als „bemerkenswert widerstandsfähig“. Dies schaffe die Voraussetzungen für Wachstum und höhere Profitabilität in der Versicherungsindustrie.
Zu diesem Befund gelangt das Swiss Re Institute (SRI), das soeben seinen diesjährigen Bericht „World Insurance“ aus der „Sigma“-Reihe veröffentlicht hat.
Das SRI schätzt, dass das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 – so wie schon 2023 – real um 2,7 Prozent wachsen wird. 2025 soll sich das Wachstum mit real 2,8 Prozent fortsetzen.
Die Entwicklung verläuft aber laut Prognose je nach Region recht unterschiedlich: Für die USA wird 2024 mit 2,5 Prozent Wachstum gerechnet, für den Euroraum nur mit 0,7 Prozent.
Der weltweite Desinflationstrend halte an, allerdings werde der Prozess wohl nicht reibungslos verlaufen: „In den USA dürfte die Inflation aufgrund unerwartet hoher Kernpreise für Dienstleistungen erst 2025 das Zielniveau erreichen“, so das SRI.
Europa sei dort „schon fast angekommen“. Zurückzuführen sei das auf einen Rückgang der Energiepreise 2023, geringere Kernpreise und eine erwartete Abschwächung des Lohnwachstums.
Jérôme Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re, sieht die Versicherungsindustrie nach den „Herausforderungen der letzten Jahre“ in ein „neues Gleichgewicht“ eingetreten. „Die Weltwirtschaft hat positiv überrascht, und dies dürfte die Nachfrage nach Versicherungen ankurbeln.“
Die Weltwirtschaft hat positiv überrascht, und dies dürfte die Nachfrage nach Versicherungen ankurbeln.
Jérôme Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re
Hier gelte es, besonders das Lebengeschäft im Auge zu behalten, „denn höhere Zinsen treiben die Kapitalerträge und die Verbrauchernachfrage nach Rentenversicherungen in die Höhe“, so Haegeli.
Die Lebensversicherer profitieren dem SRI zufolge „gleich doppelt“ von den höheren Zinsen: durch ein steigendes Prämienvolumen und durch höhere Profitabilität.
Das Institut rechnet für die Branche bis Ende 2024 mit einem realen Prämienwachstum um 2,9 Prozent auf 3,0 Billionen US-Dollar (zum Wechselkurs vom 16. Juli 2024 entspricht dies 2,75 Billionen Euro). Laut der Prognose soll es 2025 mit 2,7 Prozent in fast der gleichen Höhe weitergehen.
„In vielen wichtigen Märkten wird sich das Premiumwachstum wohl kräftig erholen, wobei Westeuropa und die Industrieländer der Region APAC (Region Asien-Pazifik; Anm.) in die Wachstumszone zurückkehren dürften“, fügt das SRI hinzu.
Aufgrund der Inflation und des dadurch bedingten Anstiegs der Schadenkosten haben die Nicht-Lebensversicherer in den letzten Jahren ihre Tarife erhöht, stellt das SRI weiter fest.
Für die privaten Sparten geht es davon aus, dass sich der Trend zu höheren Preisen 2024 fortsetzt, 2025 dann abschwächt. „In den Industriesparten steigen die Tarife zwar ebenfalls noch, aber nicht mehr so schnell, und in einigen Märkten beginnen sie nachzugeben“, so das SRI.
Insgesamt werde erwartet, dass das Prämienvolumen in Nichtleben – ausgehend von dem 2023 real erzielten 3,9-prozentigen Wachstum – 2024 real um 3,3 Prozent auf 4,6 Billionen US-Dollar (umgerechnet 4,22 Billionen Euro) steigt, 2025 real um 2,6 Prozent auf 4,8 Billionen US-Dollar (umgerechnet 4,40 Billionen Euro).
Was die Anbieter industrieller Sach- und Haftpflichtversicherungen betrifft, gehe man davon aus, dass diese ihre Profitabilität 2024 halten werden, sagt Kera McDonald, Chief Underwriting Officer von Swiss Re Corporate Solutions. Denn aufgrund der Tariftrends „lassen sich in Sparten wie der Sachversicherung weiterhin vertretbare Preise erzielen“.
Bei Sachgeschäft, das dieses Jahr gezeichnet wurde, seien branchenweit einstellige Erhöhungen der Prämiensätze zu verzeichnen gewesen. „Auf der Haftpflichtseite beobachten wir in den meisten Long-Tail-Sparten die Tendenz zu einer generellen Marktabschwächung“, so McDonald.
In der Sach- und Haftpflichtversicherung liegt die branchenweite Eigenkapitalrendite (ROE) in diesem Jahr laut SRI in acht wichtigen Märkten bei 10 Prozent, verglichen mit 6 Prozent 2023. Für 2025 wird mit einer Eigenkapitalrendite von über 10 Prozent gerechnet.
Land | Gesamtprämienvolumen | Markt- | ||
---|---|---|---|---|
2023* | 2024(S) | 2025(P) | ||
* Daten für Kanada vorläufig. Daten für USA, Großbritannien, Japan, Frankreich, Deutschland, Südkorea, Italien, Indien geschätzt. – (S): Schätzung, (P): Prognose. – Quelle: SRI. | ||||
USA | 3.227 | 3.424 | 3.584 | 44,9 % |
China | 724 | 812 | 893 | 10,1 % |
Großbritannien | 375 | 401 | 420 | 5,2 % |
Japan | 363 | 370 | 382 | 5,0 % |
Frankreich | 283 | 292 | 303 | 3,9 % |
Deutschland | 245 | 255 | 264 | 3,4 % |
Südkorea | 186 | 194 | 205 | 2,6 % |
Kanada | 171 | 176 | 185 | 2,4 % |
Italien | 159 | 165 | 171 | 2,2 % |
Indien | 136 | 149 | 162 | 1,9 % |
Der „Sigma“-Bericht 3/2024 „World insurance: strengthening global resilience with a new lease of life“ kann als PDF-Dokument von der SRI-Website heruntergeladen werden.
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