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Der Stellenwert der Arbeitskraft in unserer Gesellschaft

7.10.2024 – Mit diesem Beitrag starten wir eine neue Serie, die bis Dezember jeden Montag erscheint. Autor Jürgen E. Holzinger zeigt darin Schwächen des staatlichen Systems der beruflichen Rehabilitation auf und geht darauf ein, wie hoch der Reformbedarf ist. Behandelt wird auch die Frage, ob die Sozialversicherung „echte Reha“ ermöglicht, um wieder in das Erwerbsleben zurückzukommen.

Jürgen E. Holzinger (Bild: Holzinger)
Autor Jürgen E. Holzinger
(Bild: Mathias Lauringer)

Ein tolles Auto, ein schönes Haus inklusive Pool oder doch der Sommer-Urlaub in Spanien. All dies sind Themen, über welche liebend gerne bei Familie oder auch im Freundes- und Bekanntenkreis gesprochen wird.

Um all diese Dinge zu ermöglichen, ist es für die Mehrheit von uns selbstverständlich, einer Arbeit nachzugehen bzw. im Erwerbsleben tätig zu sein.

Dies kann in Form einer Selbstständigkeit oder in einem angestellten Arbeitsverhältnis stattfinden, und durch das Einkommen sind die oben bezeichneten Themen rund um Urlaub, Eigenheim und vieles mehr möglich.

Die eigene Arbeitskraft wird dem folgend in unserer Gesellschaft häufig als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt. Aber was passiert, wenn diese Arbeitskraft auf Grund einer Erkrankung oder eines Unfalles plötzlich nicht mehr so ohne Weiteres vorhanden ist? Was geschieht dann mit meinem Einkommen und wie finanziere ich meine Lebenserhaltungskosten weiter?

Problembewusstsein – wenn es zu spät ist

Wenn von heute auf morgen eine Erkrankung bzw. ein Unfall das Leben aus den Fugen wirft und man das erste Mal mit dem Thema Berufsunfähigkeit konfrontiert ist, kommt die Wichtigkeit der eigenen Arbeitskraft bei Betroffenen erst ins Bewusstsein. Zu diesem Zeitpunkt ist jedoch für viele Betroffene zu spät, für den Verlust der Arbeitskraft vorzusorgen.

Beinahe 50.000 Betroffene stellen jedes Jahr einen Antrag auf Berufsunfähigkeits-/Invaliditätspension in Österreich. Das Thema Berufsunfähigkeit ist in Österreich nach wie vor nicht sehr populär und bei vielen Menschen erst dann präsent, wenn im engsten Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis jemand selbst betroffen ist.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird dann klar, dass es viele Möglichkeiten gegeben hätte, um eine gewisse Vorsorge zu treffen, und zugleich zeigt sich, wie hart das staatliche System im Versicherungsfall der geminderten Arbeitsfähigkeit tatsächlich ist.

Vielen Menschen fehlt das Wissen, was Berufsunfähigkeit ist, wie es dazu kommen kann. Es zeigt sich auch, dass das staatliche System in dieser Thematik massive Lücken aufweist und dass man sich schnell im Sozialsystem wieder findet und dem folgend häufig eine Armutsgefährdung einhergeht.

Existenzangst

Für die meisten Menschen bildet das Erwerbseinkommen nach wie vor die wichtigste Einkommensquelle und ihr Humankapital den Großteil ihres eigenen Vermögens. Dementsprechend umfangreich sind die Auswirkungen eines unerwarteten Verlustes der physischen oder psychischen Fähigkeiten zur Ausübung einer Erwerbsarbeit.

Die oben bezeichneten Dinge wie das großartige Auto oder auch das Haus mit Pool verlieren schnell ihre Wichtigkeit, an diese Stelle tritt häufig die erste Form von Existenzangst.

Mit einer Berufsunfähigkeit ist in Österreich als Folge ein dauernder Einkommensverlust für die gesamte Restlebenszeit verbunden, und dies, obwohl alle Erwerbstätigen in der öffentlichen Pensionsversicherung gegen Berufsunfähigkeit pflichtversichert sind und damit ein sogenanntes Sicherheitsnetz vorhanden wäre.

Dieses Sicherheitsnetz greift unter Umständen, wenn gewisse Voraussetzungen, wie beispielsweise Mindestbeitragszeiten, erfüllt sind. Vielfach gibt es aber Hürden in diesem Sicherheitsnetz und so kommen Betroffene sehr schnell an die eigenen Grenzen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist Betroffenen der Wert der eigenen Arbeitskraft bewusst und wie wichtig hier eine Absicherung gewesen wäre bzw. ist.

Risiken der Berufsunfähigkeit

Der größte Einkommensverlust entsteht bei Eintritt der Berufsunfähigkeit zu Beginn der Erwerbskarriere. Gerade diese Menschen brauchen eine private Vorsorge und Absicherung ihrer Arbeitskraft.

Mit steigendem Lebensalter nimmt die Einkommenslücke auf Grund von Berufsunfähigkeit dann langsam ab, jedoch auch hier kann es zu Einkommensverlusten kommen, welche auch im höheren Alter schnell existenzbedrohend sein können. Zu diesem späteren Zeitpunkt ist das Risiko groß, bereits erwirtschaftetes Vermögen zu verlieren.

Vor allem Frauen sind häufig armutsgefährdet. Parallel dazu steigen bei einer Berufsunfähigkeit oder Invalidität meist auch die Lebenserhaltungskosten durch Medikamente bzw. Therapien massiv an. Der Weg in die Armut ist damit häufig vorprogrammiert.

Mit einer privaten Absicherung könnte man dieses Szenario weitestgehend verhindern oder wenigstens finanziell abfedern. Der Wert der eigenen Arbeitskraft muss mehr ins Bewusstsein der Menschen und gesamt betrachtet in der Gesellschaft verankert werden.

Jürgen E. Holzinger

Der Autor ist Obmann des Vereins Chronischkrank Österreich. Zu den Zielen des Vereins gehört Bewusstseinsbildung rund um den Wert der Arbeitskraft. Der Verein bietet Vorträge und Workshops zum Thema Berufsunfähigkeit an.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Berufsunfähigkeit · Invalidität · Sozialversicherung
 
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