24.7.2024 – Vier von 316 Nutzern einer PV-Anlage gaben in einer KFV-Umfrage an, schon einmal einen PV-Brand erlebt zu haben, auch mit höheren fünfstelligen Schadensummen. Experten zufolge entstehen Brände vor allem durch unsachgemäße Montage, berichtet das Kuratorium.
Auf Brandgefahren im Zusammenhang mit Photovoltaik-Anlagen macht das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) aufmerksam – „aus gegebenem Anlass“, wie es in der Mitteilung heißt.
Gemeint ist damit ein Brand, der laut Medienberichten (Link zu noe.orf.at) kürzlich einen größeren Schaden in Niederösterreich verursacht hat.
Der Fachbereich Eigentumsschutz im KFV ist im Rahmen einer Photovoltaik-Studie der Frage nachgegangen, wie groß das Brandrisiko ist, das von Photovoltaik ausgeht – und was man dagegen tun kann.
Immerhin gebe es aktuell bereits rund 390.000 Photovoltaik-Anlagen in Österreich, laut KFV mit steigender Tendenz.
Zunächst wurden 2.000 Personen zu ihrer grundsätzlichen Einstellung zu Solarenergie gefragt, unabhängig davon, ob sie eine Photovoltaik-Anlage haben oder nicht.
„Mehr als 80 Prozent aller Befragten haben generell eine sehr positive Einstellung zu Photovoltaik“, berichtet KFV-Fachbereichsleiter Armin Kaltenegger.
Das Sicherheitsrisiko bewerten laut Kaltenegger nur zehn Prozent als hoch oder sehr hoch, „wobei sie sich vor dem Brandrisiko am meisten fürchten, gefolgt von Stürmen und herabfallenden Teilen“.
In einer separaten Umfrage wurden ausschließlich Nutzer einer Photovoltaik-Anlage befragt. Sie ergab: Vier von 316 Befragten waren schon einmal von einem PV-Brand betroffen, 1,27 Prozent also.
Das klinge im ersten Moment nach wenig, sei allerdings „relativ viel, wenn man den Wert mit internationalen Studien vergleicht“, gibt Kaltenegger zu bedenken.
„Dort wird die Gefahr für größere Brände sogar noch geringer eingeschätzt und liegt nicht einmal im Promillebereich.“
Aufgrund der geringen Fallzahlen sei es allerdings generell schwierig, auf Basis von Hochrechnungen eine repräsentative Aussage zu treffen.
Kaltenegger warnt zugleich davor, die Gefahren zu unterschätzen. Denn wenn eine PV-Anlage einmal brenne, „dann aber richtig“. Sie seien dann auch nicht so einfach zu löschen.
Zudem gibt der Experte zu bedenken, dass selbst bei PV-Anlagen, die im Brandfall abgeschaltet werden, immer noch eine Stromschlaggefahr besteht, da die Solarmodule bei Sonnenlicht weiterhin Strom erzeugen.
In einem Brandfall aus der Untersuchung lag der Schaden bei 20.000 Euro, in einem anderen sogar bei 50.000 Euro, berichtet das KFV.
Die Brandursachen seien auf verschiedene Faktoren zurückzuführen gewesen, darunter Kurzschlüsse, fehlerhafte Installationen, technische Defekte, mangelnde Wartung, Blitzschläge sowie defekte oder mangelhafte Verkabelung.
Auch unterschiedliche Arten von Schäden wurden festgestellt. „Einmal wurde das Dach beschädigt, während bei einem anderen Vorfall nur die Photovoltaik-Anlage selbst beschädigt wurde“, so das KFV.
„Einmal waren sowohl das Dach als auch die Module betroffen und im vierten Fall sogar das ganze Haus inklusive aller Geräte und dem Auto.“
Wie entstehen PV-Brände? „Unsachgemäße Verkabelung und Anschlüsse können Defekte verursachen, die zu elektrischen Lichtbögen führen und ein erhebliches Brandrisiko darstellen, insbesondere in der Nähe von brennbaren Materialien“, erklärt Kaltenegger.
„Zusätzlich zur elektrischen Gefahr erschweren giftige Dämpfe bei Bränden die Brandbekämpfung und gefährden die Einsatzkräfte. Daher ist eine sorgfältige Installation durch qualifiziertes Fachpersonal, regelmäßige Inspektionen und Wartungen sowie die Einhaltung von Sicherheitsstandards enorm wichtig.“
Neben den beiden Befragungen in der Bevölkerung hat das KFV auch Experten interviewt, darunter solche für die Planung und Installation von PV-Anlagen.
Haupttenor sei auch hier gewesen, dass das Brandrisiko bei privaten Anlagen hauptsächlich auf unsachgemäße Installation und Montage zurückzuführen sei.
Die Technologie selbst gelte hingegen als vergleichsweise sicher. Der PV-Boom habe allerdings zu Engpässen bei der fachgerechten Installation geführt.
Auf gute Qualität sollte man auch beim Kauf von „Balkonkraftwerken“ achten, merkt das KFV bei der Gelegenheit an.
Bei einem Screening von Kundenrezensionen im Internet seien Berichte über Probleme mit ungeeigneten Schienen und Halterungen sowie leicht abbrechende oder nicht passende Wechselrichter besonders häufig zu beobachten gewesen.
„Wechselrichter müssen sicher und fest installiert sein, da ein lockerer oder schlecht passender Wechselrichter potenziell gefährlich ist“, betont das KFV. Bei Solarpanelen habe teilweise die angegebene Leistung nicht mit der tatsächlichen übereingestimmt.
Wie PV-Brände hintangehalten werden können, lässt sich teils schon aus den oben beschriebenen Brandursachen herauslesen. Was sonst noch zur Prävention oder im Notfall getan werden kann, dazu gibt das KFV auf seiner Website Tipps.
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