Berichte: Pensionssystem unter Druck

3.2.2025 – Der Rechnungshof weist in seinem jüngsten Tätigkeitsbericht auf Risiken für die langfristige Finanzierung des Pensionssystems hin. Die Allianz, die ihren diesjährigen „Global Pension Report“ veröffentlicht hat, stuft das österreichische Pensionssystem auf einer siebenteiligen Skala des Reformbedarfs etwa in der Mitte ein.

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„Neben den Finanzierungskosten des Staates steigen aufgrund der demografischen Entwicklung die Kosten für Pensionen, Pflege und Gesundheit weiter an. 2023 wurden rund 57 Prozent der Staatsausgaben für soziale Sicherung und das Gesundheitswesen aufgewendet […].“

Das schreibt der Rechnungshof (RH) in seinem am Freitag veröffentlichten Tätigkeitsbericht für 2024. Er erwähnt diesen Punkt in einer Liste von Entwicklungen, die „in den letzten Jahren prägend für die öffentlichen Finanzen“ waren.

Die Altersstruktur verschiebe sich deutlich hin zu älteren Personen. „Die Lebenserwartung steigt und im langfristigen Trend sinken die Geburten“, stellt der Rechnungshof fest. „Die demografieabhängigen Ausgaben der öffentlichen Haushalte werden steigen, etwa in den Bereichen Pensionen und Pflege.“

Nachhaltigkeit des Pensionssystems gefährdet

Der RH verweist auf seinen Bericht „Nachhaltigkeit des Pensionssystems“ (2023).

Darin sah er mittelfristig aufgrund des „stark steigenden Beitrags des Bundes zur Finanzierung des Pensionssystems (um 8,2 Milliarden Euro auf 28,1 Milliarden Euro von 2020 bis 2030) in Kombination mit den sonstigen budgetären Belastungen“ die Nachhaltigkeit des Pensionssystems und die Finanzierbarkeit des Bundeshaushalts gefährdet.

Der RH erinnert auch an seinen Hinweis, dass – aufgrund des bis 2033 laufenden Anstiegs des gesetzlichen Pensionsantrittsalters für Frauen – für die Zukunft zwar noch ein weiterer Anstieg des durchschnittlichen effektiven Pensionsantrittsalters erwartet werde.

„Prognosen gingen jedoch von einer Stagnation des effektiven Pensionsantrittsalters ab Mitte der 2030er Jahre aus. Dies war Ausdruck einer fehlenden Strategie zum künftigen Umgang mit dem Pensionsantrittsalter.“

Allianz untersuchte 71 Pensionssysteme

Ebenfalls letzte Woche veröffentlicht wurde der „Global Pension Report 2025“ des Allianz-Konzerns. In der dritten Auflage des Berichts werden 71 Pensionssysteme, darunter das österreichische, analysiert. Zentrale Kennzahl ist der „Allianz Pension Indexes“ (API), der drei Faktoren berücksichtigt:

  • demographische und fiskalische Ausgangsbedingungen (mit einer Gewichtung von 20 Prozent),
  • „Nachhaltigkeit“ (40 Prozent) etwa hinsichtlich Finanzierung und Beitragszeiten sowie
  • „Angemessenheit“ (40 Prozent), womit beispielsweise Verbreitungsgrad (das heißt wie viele Personen im Pensionssystem erfasst sind) und Pensionshöhe gemeint sind.

Hierzu wurden 40 Parameter beleuchtet und mit Werten zwischen 1 (sehr gut) und 7 (sehr schlecht) versehen. Aus der gewichteten Summe aller Parameter ermittelte die Allianz die „Gesamtnote“.

Österreich mit 3,6 Punkten marginal über dem Durchschnitt

Global betrachtet, errechnet sie einen Indexwert von 3,7, wobei auf der siebenstufigen Skala 1 „kein Reformbedarf“ bedeutet, 7 „akuter Reformbedarf“. Österreich liegt mit 3,6 Punkten knapp besser als der Durchschnitt.

Aufgrund der Alterung der Gesellschaft sei das heimische Pensionssystem „wenig nachhaltig, denn der Altersquotient wird in den nächsten 25 Jahren von 32 Prozent auf 54 Prozent steigen“, heißt es aus der Allianz.

Eine mögliche Maßnahme wäre, mehr und längere Beschäftigung für ältere Arbeitnehmer zu ermöglichen; nur sieben Prozent der über 65-jährigen Männer in Österreich seien beschäftigt, in Japan hingegen 35 Prozent.

Als einen weiteren Schritt nennt die Allianz freilich „die Stärkung der Kapitaldeckung, nicht zuletzt durch private Ersparnisse und ergänzende Vorsorgemodelle, etwa in Form der betrieblichen Altersvorsorge“.

Dämpfende Wirkung der Migration lässt nach

Bisher habe Migration die Auswirkungen steigender Lebenserwartung und sinkender Geburtenraten auf Arbeitsmärkte und Sozialsysteme abgefedert.

In den vergangenen fünf Jahren seien etwa in Deutschland „knapp 90 Prozent der 1,6 Millionen neuen sozialversicherungspflichtigen Jobs durch Zuwanderer besetzt“ worden. „Dies könnte künftig schwieriger werden, wenn Europa an Attraktivität als Zuwanderungsland verliert.“

„Entscheidend“ werde daher sein, vorhandene Potenziale „noch besser zu nutzen“. Dies betreffe Frauen in Teilzeit, die von Kinderbetreuung und Pflege entlastet werden müssten, und ältere Arbeitnehmer, die sich noch zu oft mit Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz konfrontiert sähen.

Zum Herunterladen

Der „Allianz Global Pension Report 2025“ kann von der Website der Allianz SE heruntergeladen werden.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Altersvorsorge · Gesundheitsreform · Nachhaltigkeit · Pension  · Sozialversicherung · Strategie
 
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